
Eigentlich wäre die Überschrift
„ehrenamtliches Engagement als
Lebensmotto“ für Lothar Wichern
passender. Seine Eltern hatten in
Bülkau ein Lebensmittelgeschäft
und für ihn war es schon als Kind
selbstverständlich, dass man den
Menschen hilft, die Hilfe benötigen.
Regelmäßig fuhr er damals
mit dem Fahrrad die Einkäufe
derjenigen Bülkauer, die es selbst
schwer hatten zum Geschäft zu
kommen, zu ihnen nach Hause.
Natürlich machte er das unentgeltlich,
denn das Gefühl, etwas
Gutes für andere zu tun, reichte
ihm.
Diese Einstellung behielt er auch
später bei. Als Sparkassen-Betriebswirt
war er in seinem neuen
Heimatort Lamstedt natürlich
bekannt und wer bei der Sparkasse
arbeitet, kann schließlich
rechnen und mit Geld umgehen.
Grund genug, für den einen oder
anderen Verein im Ort, ihn anzusprechen,
ob er Aufgaben übernehmen
könne. So z. B. beim TSV
Lamstedt. Für Lothar Wichern
war es auch jetzt selbstverständlich,
den Vereinen zu helfen und
sich insbesondere der Finanzen
anzunehmen. Ich habe ihn gefragt,
ob er denn auch selbst
sportlich aktiv in den Vereinen
war.„Nein, ich bin eigentlich kein
Vereinsmensch. Wenn ich Sport
treibe, dann mache ich das lieber
Foto: C. Weverink
Lions Club Land Hadeln und Bürgerbus Lamstedt
für mich allein und fahre z. B. mit
dem Rad wann ich möchte und
wo ich möchte. Die Aufgabe des
Kassenwartes habe ich trotzdem
gern übernommen. Allerdings
wurde es dann ein bisschen viel,
als ich beruflich nach Bederkesa
wechselte und dort auch noch
die Kasse des Vereins der Museumseisenbahn
und des Beerster
Gewerbevereins übernommen
hatte. Da war ich manchmal das
ganze Wochenende damit beschäftigt
für mehrere Vereine die
Kassen zu führen. Das habe ich
dann ein wenig reduziert.“
Seit 2001 ist Lothar Wichern Mitglied
beim Lions Club Land Hadeln.
Es ist eine Ehre, von zwei Mitgliedern
vorgeschlagen zu werden,
dem Lions Club beizutreten. Genau
die richtige Aufgabe für ihn und
natürlich wurde er in den Vorstand
gewählt und wurde schon 2006
in die ein Jahr andauernde Präsidentschaft
berufen. Heute ist er als
Sekretär aktiv und damit verantwortlich
für die Protokolle, die nach
jedem 14-tägigen Treffen geschrieben
werden. „Diese Aufgabe hatte
ich von Ralf Drossner übernommen,
der natürlich ein sehr hohes Niveau
vorgelegt hatte. Aber ich denke, ich
habe mich ganz gut eingearbeitet
und kann heute mit meinen Protokollen
fast mithalten“, erzählt er mir
lachend.
Ich kann nur erahnen, welche Qualität
diese Aufgabe erfordert, sorgt
doch der jeweilige Präsident dafür,
dass zu den regelmäßigen Treffen
Vortragsreferenten eingeladen
werden, eigene Projekte aus den
Themen Kultur, Soziales und Umwelt
behandelt oder die regelmäßigen
Veranstaltungen organisiert
werden.
Nebenbei betreut Lothar Wichern
seit 2019 im Lamstedter Wohngebiet
eine ca. 3000 qm große Blühwiese.
Eine Herzensangelegenheit,
die er schon längere Zeit in die Tat
umsetzen wollte. Selbstverständlich
pflegt er auch die kleine gemeindliche
Rasenfläche im Kreuzungsbereich
vor seinem Haus.
Für jemanden, der im Vorruhestand
ist, wären das eigentlich
schon genug ehrenamtliche Aufgaben.
Nicht für Lothar Wichern,
denn nun, da in Lamstedt bald der
Bürgerbus seine Arbeit aufnehmen
wird, sagt er: wenn ihr noch Fahrer
braucht, dann mache ich mit.
Im Mai, spätestens aber im Juni soll
es losgehen. Dann wird regelmäßig
der Bürgerbus mit 8 Sitzplätzen
für Fahrgäste zwischen der Börde
Lamstedt, Hechthausen und Hemmoor
die Anwohner mitnehmen
können. „Der Bedarf ist da, denn in
Lamstedt haben wir keine ausreichende
Ärzteversorgung und wer
zum Bahnhof nach Hechthausen
oder Hemmoor will, möchte vielleicht
nicht mit dem Auto dorthin
fahren, wenn er anschließend in
den Urlaub weiterfahren will.“
Bisher haben sich 17 ehrenamtliche
Fahrer dafür gefunden, die
vormittags und nachmittags von
Montag bis Freitag die Orte regelmäßig
anfahren werden. „Wir
könnten auch noch ein paar Fahrer
mehr gebrauchen,“ sagt Lothar Wichern
„wir wollen lieber mit einer
ausreichend großen Belegschaft
planen, damit Ausfälle einzelner
Fahrer nicht den laufenden Fahrplan
gefährden“.
Zum Abschluss des Gespräches
stellen wir fest, dass ehrenamtliche
Arbeit den Geist fit hält, die innewohnende
Neugierde stillt und das
Leben zu allen Seiten bereichert.
12 Ehrenamtliches Engagement
Zwischen Protokoll und Blühwiese