
Die Natur für die nächsten Generationen erhalten
Die Liebe zur Natur hat Ursel
Richelshagen von ihrem Vater geerbt.
Schon als Kind hat sie gern mit
ihm Spaziergänge in Wald und Flur
unternommen und von ihm viel
über Tiere und Pflanzen gelernt. Der
Vater war Landwirt und vor einigen
Jahrzehnten war es noch üblich,
dass es an den Feldrändern Blühstreifen
gab und dass inmitten der
Getreidefelder Kornblumen und roter
Mohn wuchs. Entsprechend artenreich
war auch die Fauna, mit der
Ursel Richelshagen dort aufwachsen
konnte und die sie heute umso
mehr vermisst.
In ihrem Berufsleben als Kinderkrankenschwester
und in ihrer Mutterrolle
blieb nicht viel Zeit für sie,
sich um die Natur zu kümmern. Sie
wurde zwar irgendwann Mitglied
beim NABU aber aktiv sein konnte
sie auch als die Kinder aus dem
Haus waren noch nicht. Als gelernte
Kindekrankenschwester übernahm
Ursel Richelshagen ganz selbstverständlich
die Pflege der schwer erkrankten
nahen Angehörigen.
Aber auch diese Zeit ging vorbei
und nun wollte sie ganz bewusst
Ehrenamtliches Engagement 5
beruflich etwas kürzertreten und
endlich ihr eigenes Leben leben. Sie
zog mit ihrem Lebensgefährten in
ein kleines Naturparadies nach Neuenkirchen
und widmete sich endlich
auch aktiv der Arbeit beim NABU.
Vom damaligen Vorsitzenden Fritz
Bechinger hat sie viel Input bekommen
und das war wohl auch gut
so, denn heute kann er leider aus
gesundheitlichen Gründen nicht
mehr für den NABU tätig sein. Ursel
Richelshagen ist jetzt eine der stellv.
Vorsitzenden und ihr Lebensgefährte,
Martin Behrmann, hat den Vorsitz
von Fritz Bechinger übernommen.
Mit viel Engagement und Disziplin
fährt Ursel Richelshagen alle 14 Tage
zur Wasservogelzählung zwischen
der Ostemündung und Otterndorf.
Seit ihrem Unfall vor gut eineinhalb
Jahren nimmt sie zwar fast immer
eine zweite Person mit, aber diese
Termine sind ein fester Bestandteil
in ihrem heutigen Leben geworden.
Die gesammelten Daten geben Aufschluss
über Arten, Populationsgrößen,
Zug- und Brutverhalten und
den Einfluss auf die, durch den Menschen
verursachten, Veränderungen
am Elbstrom.
Foto: C. Weverink
NABU Land Hadeln
Während unseres Gespräches
machen wir einen Spaziergang
durch den Wingster Wald und
suchen einen Habichtshorst,
den Ursel Richelshagen kürzlich
entdeckt hat. Wir finden ihn
nicht wieder, denn die Vögel
bauen ihre Horste so hoch in
die Bäume, dass selbst ein geübtes
Auge es schwer hat, ihn
ein zweites Mal zu entdecken.
Ich bin nicht enttäuscht und
lasse mir von ihr stattdessen
verschiedene Vogelstimmen,
die im Wald ein munteres Gezwitscher
ergeben, erläutern.
Sie erzählt mir noch davon,
wie froh sie ist, jetzt, da sie
aufgrund ihres Unfalls nicht arbeitsfähig
ist, die Herausforderung
beim NABU zu haben. Sie
sitzt oft zuhause am Computer
und arbeitet an neuen Projekten,
plant, telefoniert, organisiert.
Sie setzt sich mit großer
Kraft dafür ein, dass Kindern
und Familien die Natur wieder
nahegebracht wird und dass
die Gesellschaft sich des Wertes
und des Nutzens dieser fragilen
Welt bewusst wird.
Ich kann bei unserem Gespräch
gut nachfühlen, wie stark ihr
Wunsch ist, das, was sie selbst
als Kind erleben durfte, für die
nächsten Generationen zu erhalten.