
Welcher kleine Junge träumt nicht
davon, einmal in so einem großen
roten Feuerwehrauto zu fahren?
Bei Sebastian Rosskamp ist dieser
Traum nie vergangen. „Aber bisher
hatte es immer nicht richtig gepasst,“
sagte er mir. Als er mit seiner
Familie vor drei Jahren von der
Stadt in die Wingst gezogen war,
ging es dann aber ganz schnell.„Im
November sind wir hergezogen
und am letzten Sonntag im Dezember,
bei „Olymp in Flammen“
habe ich die Jungs von der Feuerwehr
angesprochen. Meine Frau
wusste sofort, dass ich nun ein
neues Hobby hatte“.
Zuerst war es für Sebastian Rosskamp
ein wenig befremdlich, ausschließlich
auf Anweisungen zu
handeln. Beruflich selbst höhere
Positionen gewöhnt, musste er
sich in seine neue Rolle erst einmal
einfinden. „Aber die Kameraden
wissen was sie tun und auch,
was sie mir zumuten können.“ Bei
seinem ersten Einsatz ging es zum
Öffnen einer Wohnungstür. Dahinter
war ein Mensch in Gefahr. Als
ihn sein Einsatzleiter dann anwies,
draußen die Straße zu sichern, weil
dem Menschen in der Wohnung
leider nicht mehr geholfen werden
konnte, war er ganz froh über diese
Anweisung.
Heute, drei Jahre später, hat er
Ausbildungen zum Truppmann
durchlaufen, den Funklehrgang
absolviert und darf ein Einsatzfahrzeug
fahren. Die nächsten
Ausbildungen als Maschinist und
für Einsätze mit der Atemschutzmaske
stehen an. Immerhin jeweils
drei Wochenenden wird er dafür
nicht bei der Familie sein. Einsätze,
Ausbildungen, Übungsabende,
Lehrgänge. Ich frage ihn, wie seine
Familie diesen hohen Einsatz trägt
und miterlebt.
„Meine Frau steht voll hinter mir
und meine Kinder sind natürlich
stolz„wie Bolle“. Wenn ich zu einem
Einsatz fahre, kommt es nicht selten
vor, dass meine Frau hinter mir
die Tür zumacht. Da stehe ich unter
Hochspannung, denn es muss
schnell gehen. Meine Gedanken
drehen sich dann nur noch darum,
dass ein oder mehrere Menschen
in Gefahr sein könnten und wir
so schnell wie möglich gebraucht
werden. Vom Klang der Sirene
bis zum Losfahren aus dem Gerätehaus
vergehen nicht mehr als
6 Minuten. Wenn ich dann vom
Einsatz zurückkomme, nehmen
wir uns die Zeit und trinken einen
Tee zusammen. Natürlich reden
wir auch über die Einsätze aber
das meiste habe ich dann schon
zusammen mit den Kameraden
verarbeitet.“
Dann möchte ich natürlich noch
von ihm wissen, was ihn antreibt,
sich mit so großem Einsatz bei der
Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren
und ich bin fast sprachlos,
als er mir erzählt, dass es für ihn
neben der Erfüllung als Familienvater
keine größere Erfüllung gibt,
als die Arbeit bei der Feuerwehr. Er
ist stolz darauf, manchmal Leben
zu retten. Das geschieht, so glaube
ich inzwischen öfter, als uns, die
wir nicht bei der Feuerwehr sind,
bewusst ist.
Es ist die wahre Kameradschaft, die
er zu schätzen gelernt hat. Es ist
keine Gruppe und es ist kein Team.
Es ist Kameradschaft, in der jeder
auf den anderen Acht gibt. Der
Fahrzeugführer ist zuständig, dass
alle heil zum Einsatzort kommen –
was bei den heutigen Verkehrsverhältnissen
bestimmt nicht einfach
ist. Jeder passt auf den anderen
auf. Der Einsatzleiter ist vor Ort dafür
zuständig, dass alle nach dem
Einsatz gesund wieder nach Hause
kommen. Gesund heißt dabei: gesund
an Körper und Seele.
„Es macht etwas mit mir, dass ich
bei der Feuerwehr bin. Auch wenn
wir einen Hausbrand gelöscht haben,
ist doch oft das Wohngebäude
zerstört oder im ersten Moment
unbewohnbar. Dann weiß ich, dass
ich nach unserem Einsatz wieder
nach Hause fahren kann. Die Menschen
in dem zerstörten Haus können
das nicht. Dann wird mir klar,
wie klein doch so manches Problem
wird, mit dem wir uns tagtäglich
beschäftigen.“
Aber Spaß ist doch auch dabei,
frage ich Sebastian Rosskamp. Na
klar, erklärt er mir. „Da ist natürlich
auch Neugierde, Spieltrieb und
die Menschlichkeit, die das Leben
bereichern. Das Gefühl, dazuzugehören
und auch für die kleinsten
Aufgaben da zu sein. Die älteren
Feuerwehrleute, die aus Altersgründen
nicht mehr aktiv sind, fahren
manchmal trotzdem bei Alarm
zum Gerätehaus. Die machen dann
hinter uns die Tore zu, wenn wir
rausgefahren sind.“
Dass in den Großstädten oftmals
Unverständnis in Teilen der Bevölkerung
herrscht, wenn die Feuerwehren
im Einsatz sind, ist einfach
unglaublich. In ländlichen Gegenden
ist das zum Glück nicht so.„Da
kommt auch oftmals Dank von den
Betroffenen, wenn wir geholfen
haben und es kommen auch Menschen
mit Essen und Getränken zu
uns, wenn wir Einsätze haben, die
über viele Stunden dauern.“
Wer immer sich jetzt angesprochen
fühlt, möge doch gern bei
seiner Ortsfeuerwehr mal anrufen,
zu den Übungsabenden gehen
oder die Jungs bei einer Veranstaltung
einfach ansprechen. Wer bei
der Feuerwehr ist, so scheint es
mir, bekommt mindestens so viel,
wie er gibt.
Freiwillige Feuerwehr
Foto: C. Weverink
Ehrenamtliches Engagement 9
Vom Klang der Sirene bis zum Losfahren aus dem
Gerätehaus vergehen nicht mehr als 6 Minuten