
6 Donnerstag, 24. März 2022
Erstmals über 100 000 Nutrias erlegt
Nagetier aus Südamerika breitet sich weiter aus: Jagdergebnis steigt um das 57-fache innerhalb von zwei Jahrzehnten
gesamt haben für das WILD-Monitoring
ein Drittel aller teilnehmenden
Reviere ein Vorkommen des
Marderhunds gemeldet.
zent. Spitzenreiter waren in der
Jagdsaison 2020/21 Schleswig-
Holstein (10 310) und Mecklenburg
Vorpommern (7067). Ins-
Nutria (Myocastor coypus)
Die Nutria, auch Sumpfbiber genannt, ist kleiner als der Biber, aber deutlich
größer als die Bisamratte. Das an Wasser gebundene Nagetier lebt in Familienverbänden
und bevorzugt strömungsarme Fließ- und Stehgewässer
mit reicher Wasserpflanzenvegetation. Aufgrund ihrer Herkunft aus subtropischen
und gemäßigten Arealen in Südamerika, kann die Nutria Gebiete
mit langen Frostperioden und hohen
Schneelagen nicht dauerhaft
besiedeln. Die Nutria wurde in Nordamerika,
Europa, Asien, Afrika und
im Mittleren Osten eingebürgert.
Kennzeichen
• Körpergewicht: 4-8 kg, Kopf-
Rumpf-Länge: 430 -630 mm; der
kreisrunde, beschuppte und nur spärlich
behaarte Schwanz dient als
Steuerorgan beim Schwimmen, der
Antrieb erfolgt mit den kräftigen
Hinterfüßen durch Schwimmhäute
zwischen 1.bis 4. Zehe;
• Geschlechtsdimorphismus: Weibchen
kleiner und leichter als Männchen
• Das Fell besteht aus einer dichten graubraunen Unterwolle und borstigen
Grannenhaaren, die gelbgrau bis schwarz, meist braun gefärbt sind; das
kurzhaarige Fell im Bereich der Mund- und Nasenöffnung ist weiß
• deutlich sichtbare, orangefarbene Nagezähne
Jahren kontinuierlich an. Dies deutet
auf eine starke räumliche
Ausbreitung der invasiven Art hin.
Monitoringdaten aus dem
WILD-Projekt bestätigen dies: In
mehr als der Hälfte der Jagdbezirke
haben Jäger den Kleinbären
bereits nachgewiesen. Die meisten
Waschbären wurden in Brandenburg
(35 117), Hessen
(29 875) und Sachsen-Anhalt
(27 612) erlegt. Anders als Nutria
und Marderhund sucht der
Waschbär Siedlungsbereiche
auf und erreicht ungewöhnlich hohe
Dichten. Dort sind Nahrung und
Unterschlupf im Überfluss vorhanden.
Neuste wissenschaftliche
Erkenntnisse zeigen, dass Waschbären
einen negativen Einfluss auf
seltene Amphibien haben: Sie können
beispielsweise Erdkröten
häuten und so die Giftdrüsen entfernen.
Nach einem Einbruch vor etwa
zehn Jahren ist die Zahl der erlegten
Marderhunde wieder kontinuierlich
angestiegen. Ursache
für den zwischenzeitlichen Rückgang
waren Krankheiten wie
Räude und Staube. Vor den Seuchenzügen
wurden zusammen
etwa 90 Prozent der Marderhunde in
Mecklenburg-Vorpommern und
Brandenburg erlegt. Deren Gesamtanteil
liegt jetzt bei etwa 40 Pro-
Der DJV fördert ein internationales
Forschungsprojekt zur Eindämmung.
Waschbär und Marderhund
stagnieren auf hohem
Niveau.
In der zurückliegenden Jagdsaison
2020/21 (1. April bis 31. März)
haben die Jägerinnen und Jäger in
Deutschland 101.108 Nutrias
erbeutet. Das sind 57-mal mehr Tiere
als 20 Jahre zuvor. Diese Werte
hat der Deutsche Jagdverband
(DJV) heute veröffentlicht. Laut
Monitoring-Daten des Verbandes
ist die Nutria inzwischen in allen
Bundesländern vertreten – insbesondere
entlang Ems, Weser,
Elbe und gebietsweise Rhein. Sie
beschädigt durch unterirdische
Gänge Wasserschutzdämme und
vernichtet durch Fraß ganze
Schilfgürtel. Jäger leisten in
Deutschland einen wichtigen
Beitrag für den Deich- und Artenschutz,
indem sie die Nutria
überwachen und bejagen. Das Nagetier
aus Südamerika gehört zu
den hundert weltweit besonders
problematischen invasiven Arten.
Betroffene Staaten sind verpflichtet,
diese einzudämmen
und zu überwachen. Weitere Säuger
aus der Liste der invasiven Arten
sind der Waschbär aus Nordamerika
und der Marderhund aus Ostasien.
Für diese Arten stagnierten
die Jagdstrecken in der Saison
2020/21 auf hohem Niveau: Jäger
haben 200.163 Waschbären erlegt
– ein Anstieg um das 22-fache
innerhalb von 2 Jahrzehnten.
Für den Marderhund (33 010) liegt
die Steigerung im selben Zeitraum
beim Faktor 5.
Für das Wildtier-Informationssystem
der Länder Deutschlands
(WILD) werten Wissenschaftler regelmäßig
Jagdstatistiken und
Beobachtungen aus. Die Nutria
breitet sich in Deutschland vor
allem aus, weil die Winter milder
sind und die Tiere gefüttert werden.
Insgesamt über 70 Prozent aller
Nutrias werden in Nordrhein-
Westfalen und Niedersachsen erlegt,
danach folgt Sachsen-Anhalt
mit 11 Prozent. Der DJV fördert
derzeit ein länderübergreifendes
Forschungsprojekt zur Nutria in
Belgien, den Niederlanden und
Deutschland. Ziel ist es unter anderem,
künftig über DNA-Analyse
ihr Vorkommen in Gewässern nachzuweisen.
Getestet werden zudem
moderne Lebendfallen, die über
Tiererkennungssoftware gezielt
Nutrias fangen sollen.
Beim Waschbär steigt die Zahl der
erlegten Tiere seit den 1990er-
Die Nutria gehört zu den hundert weltweit besonders problematischen invasiven Arten. Quelle: Rolfes/DJV
Schäden in einem Rübenacker, verursacht
durch Nutrias.
Quelle: Kapuhs/DJV