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An der „Wall of Fame-Wand“ gearbeitet. „Das Schlimmste war eigentlich
die Mund/Nasen-Maskenpflicht“, sagt Christina Both (18), Auszubildende
zur Restaurantfachfrau im 3. Lehrjahr. Als wir noch nicht das Restaurant
öffnen durften, haben wir „Außer-Haus-Speisen“ verkauft. Dann haben wir
an unserer „Wall of Fame“-Wand gearbeitet – Motto: „Ausbildung auf dem
Land. Und das Universum kennt kein Ende.“ Am 11. Mai haben wir aufgemacht
und es war gleich voll. Corona hat uns gezeigt, dass wir auch in
schwierigen Zeiten zusammenhalten können.“ jt
Azubis erleben Corona
Wie arbeiteten die Azubis der Hotelerie & Gastronomie in der Zeit des Lockdowns?
Maximilian Meyer
Fotos: J.Tonn
Fotos: J.Tonn
Foro: PixaBay
Christina Both
Sarah Voigt
„Auszubildende kann man nicht ohne Weiteres in Kurzarbeit schicken.
Man muss sie weiter ausbilden bzw. beschäftigen oder in bezahlten Sonderurlaub
schicken. Wir kamen nicht umhin, unseren seinerzeit 19 Azubis
während des Lockdowns einen vierwöchigen Extra-Urlaub zu gönnen“,
sagt Hotelchef und DEHOGA-Stadtverbandsvorsitzender Kristian Kamp.
Gäste ab und zu charmant ermahnt
„Ich war vier Wochen lang zu Hause“, erzählt Tonia Stelling (19). Sie befindet
sich derzeit im 3. Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau. „Die
BBS hat uns mit Hausaufgaben versorgt. Als es nach dem Lockdown wieder
losging, haben wir von Frau Kamp eine genaue Einweisung bekommen, was
wir den Corona-Vorgaben gemäß beachten müssen. Darüber hinaus lernt
man sehr schnell, ein Auge auf alles zu haben, was eine Gefährdung darstellen
würde. Unsere Gäste – viele von ihnen gehören in einem First-Class-
Hotel wie diesem tendenziell zur Risikogruppe – sind alle sehr vernünftig.
Insbesondere beim Frühstück und auf den Fluren müssen wir sie nur ab
und zu charmant ermahnen, den Abstand von 1,50 Meter einzuhalten. Die
Maske ist für uns auf Serviceseite eine Pflicht, für die Gäste hingegen derzeit
nur eine Empfehlung, die aber zu 95 % von selbst angewandt wird.“
Hygienekonzept wird akribisch umgesetzt
Hanna Hoffmann (20), derzeit im 1. Lehrjahr, wird Hotelfachfrau und hat
ihre Ausbildung ausgerechnet am 1. April begonnen. „Ich habe genau mit
dem Lockdown angefangen und hatte ein bisschen Angst, ob das was mit
der Ausbildung wird. Aber Frau Kamp hatte mir zugesichert, dass wir das
hinkriegen. Da ich natürlich noch nicht in der Materie drin war, hatte ich Zeit,
mich in den Beruf einzulesen und bekam dafür Unterlagen vom Haus und
von der BBS. Nach dem Lockdown öffnete am 11. Mai zunächst nur das Bistro,
wo ich im Housekeeping gearbeitet habe. Gerade bei den Toiletten musste
das verpflichtende Hygienekonzept akribisch umgesetzt werden. Hinzu
kam, dass sich das für den 27. März terminierte Ende des Hotelumbaus
zwangsweise um zwei Monate verlängert hatte und damit eine dauerhafte
Staubentwicklung einherging. Die 39 brandneuen Zimmer und Suiten sowie
200 Meter Hotelflure mussten immer wieder gereinigt werden.“ jt
Viele Events sind entfallen.„Wir hatten weniger Gäste. Dadurch konnten
weniger Ausbildungsinhalte vermittelt werden. Viele Events, die ja von
uns Auszubildenden geleitet werden, wie die „Pop-up-chefs“, sind entfallen“,
bedauert Maximilian Meyer (25), Auszubildender zum Koch im
3. Lehrjahr. „Gerade gehen wir aber wieder Richtung Normalität. Natürlich
müssen wir immer noch auf die Abstände achten und können die Gäste nur
zeitversetzt annehmen.“
Auch andere Arbeiten verrichtet. Sarah Voigt (21) ist Auszubildende zur
Hotelfachfrau im 3. Lehrjahr. „Am Anfang durften wir nur Geschäftsreisende
aufnehmen. Sie durften aber nicht ins Restaurant, weil es geschlossen
war“, erinnert sie sich. „Wir haben nur den Zimmerservice gemacht,
alles mit deutlich weniger Personal. Außerdem gab es Schichtarbeit, immer
mit denselben Kollegen. Herr Peter hat mit uns ausbildungsbezogene
Themen durchgenommen wie Biere und Säfte. Wir haben uns auch im
Hotel Arbeiten verrichtet, mit denen wir sonst nicht betraut werden. Online
haben wir uns fünf verschiedene Zertifikate digital erarbeitet.“
Auszubildende kann man nicht ohne Weiteres in Kurzarbeit
To nia Stelling Hanna Hoffmann