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Virtuell oder real – kurios, atemlos
Das Pinguinmuseum trumpft mit der weltweit größten Sammlung von Pinguinartikeln auf
„Pling, pling, pling!“ Bei
der kleinsten Erschütterung
Ganz zur Freude der Pinguin-
Freunde aus aller Welt. Seit
Ende Mai ist das weltweit einzige
Pinguinmuseum in der
Cuxhavener Schillerstraße wieder
geöffnet – im Juli und August
sechsmal die Woche (außer
Donnerstag). Die Sonderausstellung
„Hängt ihn höher“
steht noch. Neu ist, dass besondere
Exponate im Internet
unter „PLOG“-Penguin-LOGbook
vorgestellt werden. Jeder
Pinguinartikel aus der Sammlung
erzählt eine Geschichte.
Aktuell ist es eine Briefmarke
aus der Zentral-Afrikanischen
Republik, ausgewählt aus der
Sammlung von rund 300 Briefmarken.
Irgendjemand bei der
dortigen Post muss große Mühen
auf sich genommen haben,
einen auftauchenden Kaiserpinguin
abzulichten.
Robby ist der größte
Vorgestellt wurde bisher zum
Beispiel „Robby“, der größte
Pinguin der Sammlung mit
1,97 Meter Höhe. Der schwerste
ist aus waschechtem Beton,
hat die stattliche Höhe von 68
Zentimeter und bringt stolze
52 Kilo auf die Waage. Als
Nächstes wird das Windspiel
vorgestellt. Es ist aus Glas und
hat eine persönliche Note, da
es aus unserem ersten gemeinsamen
Urlaub vor 20 Jahren
stammt. „Stefan hat es mir
dieses gläserne Kleinod später
in Deutschland zum Geburtstag
geschenkt“, sagt Birgit Berends.
Bei der kleinsten Erschütterung
klingelt es sachte.
„Damit begann unsere gemeinsame
Pinguin-Sammelleidenschaft.“
Bis 130 Klicks pro
Tag zeigen, dass von Pinguinen
eine besondere Faszination
ausgeht. Was kann man damit
anstellen und wofür kann
man sie nutzen? „Viele kommen
über Facebook. Wir verlinken
das dann mit unserer
Internet-Seite.“
Was macht Pinguine so liebenswert
und besonders, dass
man Tausende von ihnen sammelt?
„Die sind einfach toll,
ich sehe sie und bin einfach
schock-verliebt“, sagt Birgit.
„Selber Pinguin sein möchte
sie nicht. Das Leben ist viel zu
hart. In meinem nächsten Leben
werde ich Katze. Und
zwar in unserem Haushalt“,
lacht sie.
Immer ein Lächeln
„Was mir meine Pinguine erzählt
haben, nachdem sie hier
neun Wochen lang ganz alleine
in Quarantäne gewesen
sind“, verrät Stefan Kirchhoff
(„DER Steve“). „Als Ende Mai
die ersten Gäste kamen, waren
sie so glücklich, endlich wieder
Kinder zu sehen. Nur komisch
fanden sie, dass die Kinder
alle ihren Mund bedeckt
hatten, dass man gar nicht ihr
Lächeln sah. Lächeln sieht
man nur, wenn es die Augen
erreicht. Aber nur echtes Lachen
erreicht die Augen. Für
mich lächeln Pinguine immer.
Das ist die Form der Schnute.
Es sind eher Gute-Laune-Vögel.
Sympathieträger – durch
und durch. Einen Geldschein
gibt es, da steht drauf: Es ist
nicht möglich, einen Pinguin
zu sehen und dabei ärgerlich
zu werden.“ Darum sind Menschen
im Pinguinmuseum,
egal ob Birgit, Stefan oder Besucher,
auch nie sauer.
Was wenige wissen: Pinguine
sind sehr starke Einzelgänger,
weil sie dreiviertel des Jahres
alleine auf See verbringen. Sie
sind nur solange familiär, bis
die Küken flügge oder vielmehr
„platschig“ sind, weiß
Stefan. Wenn die Küken weg
sind, gehen sie getrennte Wege
und treffen sich erst nächstes
Jahr zur Paarungszeit wieder.
Nach Möglichkeit die Gleichen.
Sie suchen sich dann am
vertrauten Ort und erkennen
sich erstaunlicherweise an der
Stimme, obwohl in einer Pinguinkolonie
alle durcheinander
schnattern. Das Zeitfenster
für die Paarung ist kurz und
die Frackträger müssen sich
sputen.
Allerlei Tricks
Ihr Gehör ist nicht zu schlagen.
Wenn sie, 30, 40-Tausend,
in einer Kolonie dicht
bei dicht stehen, hören sie die
Stimme des Partners. Wieder
etwa dazugelernt! Wenn die
Königspinguine die Küken an
Land lassen, und beide Elterntiere
ins Wasser gehen, um
Nahrung für die Küken zu holen,
finden sie sich wieder.
Was wir können, ist bei Pinguinen
noch viel feiner, noch
viel subtiler und extremer.
Es gibt bei Pinguinen alle Formen
der Sexualität, die es
auch bei Menschen gibt. Wenn
es ums Überleben geht, kennen
Tiere allerlei Kniffe zum
Tarnen, Tricksen, Täuschen:
Sie betrügen, rauben, prügeln.
Und sie morden. Kämpfen tun
sie nur als Kraftdemonstration.
Wie viel Menschliches in Pinguinen
steckt und für was ihr
Konterfei genutzt werden kann
– das alles und noch viel mehr
gibt es im Pinguinmuseum zu
betrachten. Von der Toilettenbürste
bis zum Radiergummi –
man kommt aus dem Staunen
nicht heraus.
Schwerelos im Wasser
Hoffentlich halten die Ohren
beim Tauchen dicht, aber auch
da hat die Natur mit Sicherheit
vorgesorgt. Und noch mehr
unglaubliches erfährt man:
Pinguine sind in der Lage, aus
dem Stand bis 500 Meter tief
zu tauchen. Der Kaiserpinguin
steht als der am tiefsten tauchende
Vogel im Guinness-
Buch der Weltrekorde. Und
das innerhalb von einer halben
Stunde – runter und auch
wieder rauf. Die Tiere machen
das mal eben so. Das sind
Überlebenskünstler in extremen
Situationen. Sie sehen so
unscheinbar, so tapsig und so
hilflos aus. Das ist es, was sie
so faszinierend macht. Im
Wasser macht ihnen keiner
was vor. Im nassen Element
erreichen sie mehr als 20
km/h. Wenn man sie an Land
herumstehen sieht, denkt
man, was für ein plumpes
Tier. Dabei fliegen sie unter
Wasser und setzen dabei die
Flügel so ein, wie die Vögel
zum Fliegen. Mit den Füßen
steuern sie. Sie haben ein
Zehntel des Luftwiderstandes
eines Porsche und sind sehr
„wasserschnittig“ gebaut. Und
das, obwohl sie auf dem Hinterkopf
noch ein paar Federn
stehen haben. (jt)
klingelt das Mobile.
Überflüssig zu erwähnen,
dass es aus sechs
kleinen gläserner Pinguinen,
drei Klangstäben
und einer Kugel besteht,
das Windspiel aus Neuseeland
stammt, ein Geburtstagsgeschenk
und
das erste gemeinsame
Sammelstück war. Und
damit Grundstein für die
größte und schönste
Sammlung von knapp
26 000 Pinguin-Exponaten
in jeglicher Form.
Der erneute Eintrag in Guiness Buch der Rekorde dürfte ihnen sicher
sein.Birgit Berends und StefanKirchhoff präsentieren nur ein
Sechstel ihrer Sammlung.Der Rest ist zu Hause. Fotos Tonn
„Boa, sinddas viele“, findet
Chiara.