
14. November 2019 KLIMASCHUTZ Seite 7
KLIMAGÄRTNERN
UNSER GARTEN, DIE ERDERWÄRMUNG
UND WAS WIR TUN KÖNNEN
Kohlenstoffdioxid reflektiert die Wärmeabstrahlung
der Erde und trägt so
zum Treibhauseffekt bei. Seit Beginn
der Messungen haben sich der
lenstoffdioxidanteil in der Atmo
mo
phäre und die Durchschnitts
tem
peratur erhöht. 8 der 9 heißesten
Jahre seit Beginn der
osm
Wetteraufzeichnungen lagen
im 21. Jahrhundert, das global
gesehen wärmste Jahr war 2018
WOMIT MÜSSEN WIR RECHNEN?
„Die Durchschnittstemperatur wird
ansteigen, die Sommer werden heißer
und trockener, die Winter milder und
feuchter. Extremwetter wie Dürre, Starkregen,
Hagel und Stürme werden zunehmen”,
so Jonas Maiwald von der Gartenbaumschule
Maiwald in Oldendorf.
WAS BEDEUTET DAS FÜR
UNSERE GÄRTEN?
» Erhöhte Photosyntheseleistung der
Pflanzen – damit stärkeres Wachstum.
» Verlängerung des Gartenjahres bis in
den Dezember hinein.
» Weniger Gefahr von Dauerfrösten.
» Ausweitung des Pflanzensortiments
durch wärmeliebendere Gehölze und
Stauden, z.B. aus dem mediterranen
Raum.
WAS MÜSSEN WIR TUN?
Das Wichtigste ist: Wir müssen standortgerecht
pflanzen! Dieser Leitsatz wird
angesichts des Klimawandels noch
wichtiger. Wenn die Ansprüche der
Pflanze nicht erfüllt werden können,
müssen wir auf sie verzichten und nach
Alternativen zu suchen. Dabei sollten
wir bedenken: „Klimapflanzen“ an sich
gibt es nicht. Jede Pflanze hat ihre
Stärken und Schwächen. Einige unserer
traditionellen Gartengehölze werden
an Bedeutung verlieren, z.B. Rhododendron
und Thuja. Andere, bislang
eher selten gepflanzte Arten, werden
an Bedeutung zunehmen, z.B. wärmeliebende
Obstgehölze wie Kaki und
Aprikose sowie Stauden und Bäume, die
aus Steppenregionen stammen.
KÖNNEN WIR UNSER
GARTEN-KLIMA BEEINFLUSSEN?
Bis zu einem gewissen Grad lässt sich
das Kleinklima im Garten beeinflussen,
z.B. durch das Anlegen von Windschutzhecken,
Wasserflächen und dem Pflanzen
von größeren Gehölzen. Baumkronen
spenden Schatten, mindern
negative Effekte von Starkregen und
üben im Sommer durch das Verdunsten
von Wasser über die Blätter einen kühlenden
Effekt aus.
WARUM MULCHEN SO WICHTIG IST.
Das Abdecken des Bodens mit organischem
Material schränkt seine Verdunstung
erheblich ein. Dadurch reduziert
sich der Gießaufwand. Eine gleichmäßige
Bodenfeuchtigkeit kommt nicht
nur den Pflanzen, sondern auch dem
Bodenleben zugute. Die Mikroorganismen
bleiben unter der Mulchschicht
vor Sonnenlicht und Austrocknung gut
geschützt. Außerdem bewahrt sie den
Boden vor Erosion durch Starkregen und
Wind. Besonders wichtig ist das Mulchen
daher an Hanglagen. Ein gemulchter
Boden bleibt durchlässig und kann nach
Starkregen mehr Wasser aufnehmen.
EIGENEN KOMPOST FINDET MAN
IN JEDEM KLIMA-GARTEN.
Gut mit Kompost versorgter Boden kann
viel mehr Wasser aufnehmen und speichern
– wichtig bei Starkregen und
Dürrephasen. Eigener Kompost braucht
keine Transportwege, Deponien und
Entsorgungsbetriebe werden entlastet.
Kompost speichert Kohlenstoff und gibt
ihn stark verzögert wieder an die Atmosphäre
ab. In den meisten Fällen kann er
Torf ersetzen und ist deutlich besser für
das Bodenleben.
KLIMA-KILLER TORF.
Neben synthetischen Mineraldüngern
die Verwendung von Torf und torfhaltigen
Erden. Torf entsteht in Hochmooren
aus abgestorbenen Pflanzenteilen. Der
darin gespeicherte Kohlenstoff wird –
anders als beim Verrotten – nicht wieder
in die Atmosphäre abgegeben. Dadurch
können Moore extrem große Mengen an
CO2 dauerhaft binden. Beim Entwässern
der Moore und Verwendung des
Torfs im Garten zersetzt sich dieser sehr
schnell und entlässt das gespeicherte
CO2. Wir sollten deshalb möglichst ganz
Foto: AdobeStock/© mashiki
auf Torf verzichten. Außerdem sollten
wir verzichten auf künstlich hergestellte
Pflanzenschutzmittel, Dekoartikel, Keramik
und Natursteine aus Übersee und
Gartenmöbel aus Tropenholz.
GURKEN AUS EIGENEM GARTEN
SCHÜTZEN DIE UMWELT!
Durch den Anbau von eigenem Obst, Gemüse
und Kräutern können erhebliche
Emissionen durch industrielle Landwirtschaft,
Transport, Verarbeitung, Verpackung
und Lagerung eingespart werden.
Besonders große CO2-Einsparungen
können bei wasserreichen Nahrungsmitteln
erzielt werden. Eine Gurke oder
ein Salat besteht zum größten Teil aus
Wasser – kommen diese Gemüse aus
Spanien oder den Niederlanden, hat ihr
Konsum nichts mit klimafreundlicher
Ernährung zu tun!
ZUM SCHLUSS EIN WICHTIGER TIPP
FÜR IHREN KLIMA-GARTEN:
Übliche Saison- und Balkonblumen sind
oft überaus klimafeindlich. Ihre Kultur
beginnt im Winter in massiv geheizten
Gewächshäusern, meistens in torfhaltigen
Substraten und häufig unter Einsatz
von Pflanzenschutzmitteln. Die Verwendung
von langlebigen Stauden ist besser
für Klima und Portemonnaie und spart
dazu noch Zeit! Die Alternative ist die
eigene Anzucht aus Samen. Sie ist noch
klimafreundlicher, macht eine Menge
Spaß und man kann aus einer deutlich
größeren Sortenvielfalt schöpfen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß und
natürlich auch viel Erfolg beim Klima-
Gärtnern! (Maiwald/GA)
g
Kohos
8.
Mulch im
Klima-Garten
Rindenmulch sollte unbehandelt
sein. Ein Kubikmeter kostet etwa
zwanzig Euro und mehr sollte
man keinesfalls dafür ausgeben.
Lieferanten für Mulch können
Baumschulen sein, aber auch in
Baumärkten wird Mulch in grossen
Säcken zu Beginn der Gartensaison
angeboten. Für einen Quadratmeter
Fläche im Garten sollte
man mit einer Menge von etwa
100 Litern Mulch rechnen. Viele
Baumschulen oder Gartenfachmärkte
liefern den Mulch auch
gerne gegen einen kleinen Aufpreis
an.
Umwelttipp
Klimaschutz