
14. November 2019 KLIMASCHUTZ Seite 9
WAS TUN GEGEN DIE
PLASTIKFLUT?
SIEBEN TIPPS FÜR WENIGER
PLASTIKMÜLL IN HAUSHALT
UND UMWELT
Verpackungsfolien, Einweggeschirr,
Abreißtüten, Flaschen, Trinkbecher –
Plastik ist aus unserem Alltag leider
nicht mehr wegzudenken. Jeder
weiß, wie problematisch Kunststoffe
sind und dennoch werden sie nach
wie vor und oft sogar exzessiv von der
Industrie eingesetzt. Wir als Verbraucher
sollten uns deshalb gegen diese
dramatische Verschmutzung wehren.
Mit Verweigerung! Denn Plastik lässt
sich bis zu einem hohen Grad sehr
effektiv vermeiden.
Unsere Ozeane verkommen mehr und
mehr zum Plastikendlager: Bis zu 13
Millionen Tonnen Plastikabfälle gelangen
jedes Jahr alleine vom Land aus ins
Meer. Dort haben sich schätzungsweise
schon 150 Millionen Tonnen angesammelt
– wahrscheinlich sogar noch
wesentlich mehr. Auch wir in Deutschland
tragen einen Teil zur Verschmutzung
bei, denn immerhin geht ein Viertel
des europäischen Plastikverbrauchs
allein auf das Konto unseres Landes.
Aber jeder von uns kann im Alltag etwas
dagegen tun. Hier ein paar Ideen, die
zeigen, wie einfach es ist. Man muss nur
wollen ...
1. AUFRÄUMAKTIONEN STARTEN
Ob man an der Nordsee, an der Elbe
oder an der Weser zu Hause ist: Plastikmüll
gelangt nicht nur über die Strände,
sondern auch über die Flüsse ins Meer.
Deshalb: Ärmel hochkrempeln und bei
Aufräumaktionen mitmachen. Damit
Plastikmüll in unserer Umwelt keine
Chance bekommt.
2. PLASTIK TRENNEN
Auch wenn es oft ziemlich umständlich
ist: Beim Müll sollten Sie das Plastik von
den anderen Materialien trennen, damit
sich dieser Wertstoff wiederverwerten
lässt. In keinem anderen Land der Europäischen
Union wird so viel Plastik verbraucht
wie in Deutschland. Umso wichtiger,
dass es mehrmals eingesetzt werden
kann.
3. NATURPRODUKTE
STATT KUNSTFASERN
Wenn Kleidung aus Kunstfasern – wie
zum Beispiel Polyester – gewaschen
wird, lösen sich mikroskopisch kleine
Faserteile aus dem Stoff, werden mit
dem Abwasser fortgespült – und landen
im Meer. Hinzu kommt: für die Herstellung
von Kunstfasern ist viel mehr Energie
nötig, als bei der Baumwollproduktion.
Ein Blick aufs Etikett lohnt also.
4. BEI KOSMETIKA AUF DIE
INHALTSSTOFFE ACHTEN
Viele Körperpflegeprodukte enthalten
feste, flüssige und wachsartige Kunststoffe,
die als Schleif-, Binde- oder Füllmittel
dienen. Dazu gibt es aber
inzwischen eine echte Alternative:
Naturkosmetik ohne Plastikanteile. Es
ist nicht ganz einfach, Plastik im Produkt
zu erkennen, sollten Sie aber bei der
Inhaltsangabe (Ingredients)auf der Verpackung
Hinweise finden auf künstliche
Polymere, zum Beispiel Polyethylen
(PE), Polypropylen (PP) oder auch Nylon,
sollten Sie auf den Kauf verzichten.
5. DAS NO-GO „TO GO“
Jahr für Jahr werden über 100 Millionen
Tonnen Plastik hergestellt für Produkte,
die weniger als fünf Minuten genutzt
werden – etwa Einweggeschirr oder
Becher für „Coffee-To-Go“. Besonders
Letzteres ist zum Lifestyle geworden,
genauso, wie die Plastikwasserflasche
mit teurem Markenwasser, die viele Jogger
beim Laufen wie ein Statussymbol
mit sich tragen. Dabei täte es gut, den
Alltag zu entschleunigen: Verzichten Sie
auf „Plastik-To-Go” und trinken lieber in
Ruhe eine Tasse im Café. Sie haben trotz
bestem Willen keine Zeit? Dann helfen
Thermobecher, die sich immer wieder
mitnehmen lassen – und den Kaffee
wärmer halten als jeder Einwegbecher.
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Sie hinterlegen 1 € Pfand für einen
Einwegbecher und lassen sich Ihren
Coffee-To-Go darin abfüllen. Den
leeren Becher können Sie deutschlandweit
bei allen RECUP-Partnern
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Alle RECUP-Ausgabestellen
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6.SIE BESTIMMEN, WAS SIE KAUFEN
311 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr,
Tendenz steigend. Hauptabnehmer
ist die Verpackungsindustrie. Deshalb
möglichst unverpackte Lebensmittel
kaufen oder nur solche in größeren
Packungen. Ein Umdenken kann auch
bewirken, wer Hersteller und Lebensmittelhandel
auf Alternativen anspricht
oder möglichst nur regionale Produkte,
beispielsweise in Obst- und Gemüsekisten,
kauft.
7. „BIOPLASTIK“ VERMEIDEN
Lassen Sie sich nicht an der Nase
herumführen: Tüten aus „Bioplastik“
sind reine Augenwischerei. Vor allem
dann, wenn „kompostierbar“ draufsteht.
In den wenigsten Fällen sind
solche Tüten tatsächlich biologisch
abbaubar, und wenn, dann nur unter
ganz speziellen Bedingungen, die nur
eine industrielle Kompostierung bietet.
GA)
In fo
Plastik schadet
unserer Gesundheit
Wissenschaftler warnen: Plastik
kann gravierende Gesundheitsschäden
verursachen: von Allergien
und Fettleibigkeit bis hin zu
Krebs und Herzerkrankungen.
Folgende Chemikalien sind zu
meiden: Polyvinylchlorid (PVC),
das aus Weichmachern (Phthalaten)
besteht, Polycarbonat (PC),
Bisphenol A (BPA), bromierte
Flammschutzmittel und Organozinnverbindungen.
Weichmacher
sind meist u.a. in Wickelunterlagen,
Kinderspielzeug, abwaschbaren
Tischdecken, Verpackungen,
Regenkleidung und
Klebstoffen. Damit nicht genug.
Mikroplastik saugt Schadstoffe,
z.B. Weichmacher, das als krebserregend
geltende PCB oder das
Insektizid DDT, wie ein Schwamm
auf. Wir essen damit nicht nur Plastik,
sondern nehmen ergänzend
auch vermehrt Schadstoffe auf.
(Quelle: Greenpeace)
Die gute alte
Glasflasche
gewinnt wieder
an Bedeutung
Fotos: pixabay
Klimaschutz