
Seite 8 Die Steckrübe Anzeigen-Sonderthema
Die Steckrübe hat viel mehr
Wertschätzung verdient
Nachgefragt bei Doris Wettwer vom Kreisverband der Landfrauenvereine Land-Hadeln-Cuxhaven
Die Steckrübe ist eine Futterund
Doris Wettwer betreibt zusammen
mit ihrem Mann
Friedrich und ihrem Sohn
Henner einen landwirtschaftlichen
Betrieb mit
Milchwirtschaft und Nachzucht
in nunmehr vierter Generation.
„Ich habe mal in
die Runde meiner Landfrauen
gefragt, was sie mit der
Steckrübe verbinden“, erzählt
sie dem Reporter der
Steckrübe, Joachim Tonn.
Und der spitzte die Ohren.
Die Vorsitzende des Landfrauenvereins
Börde Lamstedt,
Sabine von Kamp, sagte
gleich: „Hungerwinter, Arme
Leute-Essen.“ Da hat sie
so unrecht nicht: Da Steckrüben
nur eine kurze Kulturzeit
benötigen, sind sie in
Notzeiten ein begehrter Sattmacher
gewesen. Geradezu
berüchtigt war der Steckrübenwinter
1916/17, in dem
kriegsbedingt die Versorgung
der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln
zusammengebrochen
war. Steckrüben
hingegen waren noch im
Übermaß vorhanden und
wurden in unendlich vielen
Variationen zubereitet, selbst
als Marmelade. Auch in der
Notzeit gegen Ende und
nach dem Zweiten Weltkrieg
wurden Steckrüben im großen
Stil zur Volksernährung
angebaut. Der Rübe hängt
deshalb immer noch der Beigeschmack
an, eine minderwertige
Notnahrung zu sein.
Nur noch in Norddeutschland
wird sie im größeren
Stil angebaut und nachgefragt.
In früheren Jahren war
die Anpflanzung von Steckrüben
übrigens schwer zu
mechanisieren. Pflanzung
und Ernte waren reine
Handarbeit.
Gesundes Wintergemüse
So ist die Steckrübe für Heike
Griemsmann, 2. Vorsitzende
des Landfrauenvereins
„Letztlich ist die
Steckrübe immer ein
Viehfutter gewesen.“
DorisWettwer
Bülkau, ein hochwertiges
Wintergemüse, welches zur
Gesunderhaltung des Körpers
beiträgt. Sie hat viele Vitamine,
Mineralstoffe und
Spurenelemente, ist ballaststoffreich
und fördert somit
die Darmtätigkeit. Außerdem
ist sie kalorienarm und als
Diätkost geeignet. Deftig
kann man sie natürlich auch
zubereiten.
Annette Jaeger, Vorsitzende
des Landfrauenmarktes,
schob
gleich einen Tipp
hinterher: „Gucken
Sie mal
bei landgemachtes.
de -
Da gibt
es tolle
Rezepte
vom
Land:
Steckrübeneintopf
mit
Rind und
Schwein oder
ein Wintergratin mit
Speck und Käse.“ An dieser
Stelle: Steckrüben unterscheiden
sich in Farbe und
Form: Es gibt runde Steckrüben
(wie ein Kopf) und spitze
Formen wie die Zuckerrübe.
Die Farben variieren je
nach Sorte von grün-gelb bis
rötlich-grün. Das weißlich
gelbe Fleisch wird bei Kochen
orange.
Übrigens: Aus einer ausgehöhlten
Steckrübe und groben
Zucker machte man früher
auch Hustensaft.
Nahrhaftes Viehfutter
Interessant, was die Vorsitzende
vom Landfrauenverein
Cuxhaven Claudia Jürgens
noch an Botanischem besteuerte:
Die Steckrübe ist eine
Unterart des Rapses.
Sie ist zu
unterscheiden von der Speiserübe
(Mairübe oder Teltower
Rübe) und gilt als typisches
Wintergemüse. Die
Steckrübe wird auch genannt:
Kohlrübe, Butterrübe,
Erdkohlrabi, Runkelrübe,
schwedische Rübe und in
Norddeutschland gelegentlich
noch Wruke.
„Letztlich ist die Steckrübe
immer ein Viehfutter gewesen“,
weiß Doris Wettwer
unseren Lesern zu berichten.
„Fast jeder Landwirt hatte
auf dem Hof ein Gerät, mit
dem man die Steckrüben
kleinhäckseln konnte. Es ist
ja ein Wintergemüse und
wird vom Oktober bis Dezember
geerntet und kommt
dann in eine Miete, wo sie
meterhoch aufgeschichtet
und mit Stroh und Erde abgedeckt
wird, was den Frost
abhalten soll. Schweine und
Schafe, Kaninchen kamen in
den Genuss von Steckrüben,
denn sie sind sehr schmackhaft
für die Tiere. Auch Kühe
bekamen sie zugefüttert, weil
es ein nahrhaftes Futter mit
vielen Vitaminen und Mineralien
ist, vergleichbar mit
Kraftfutter.
Das Beste, was es gibt!
„Heimat schmeckt nach
„Huddelhut“, sagt mir mal
der Lüdingworther Gastronom
Hermann Janßen. Huddelhut
ist ein typisches Hadler
Winteressen und nichts
anderes als ein Steckrübeneintopf.
Grundlage dafür ist „Jüchen“.
Das ist der Sud, in
dem alles gekocht wird. Geräucherte
Ochsenbrust, aber
auch Suppenfleisch, Bauch
und Kassler, Rippe oder
Rauchfleisch langsam ausgekocht,
eignen sich hervorragend
als Basis für das Gemüse,
das je nach Vorliebe fein
oder grob geschnitten, darin
gegart wird. (jt)
Gemüsepflanze, die in der
Antike zunächst in Europa und
später auch in Nordamerika
bekannt wurde. Als Arme-Leute
Kost geistert sie durch die
Köpfe der Menschen. Dabei ist
sie ein richtiger Tausendsassa:
aromatisch und ein richtiges
Ertragswunder, wie Doris Wettwer,
Vorsitzende vom Kreisverband
der Landfrauenvereine
Land-Hadeln-Cuxhaven berichtet.
Doris Wettwer, Vorsitzende vom Kreisverband der Landfrauenvereine Land-Hadeln-Cuxhaven,
hat in ihren Reihen zur Steckrübe recherchiert. Fotos: Tonn
Geliebt oder verachtet:
Huddelhut oder
Steckrübeneintopf:
! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !
Zutaten:
1 kg Kassler oder durchwachsenen
Speck oder geräuchertes
Rindfleisch, 1 Steckrübe, 500 g
Karotten, 500 g Kartoffel.
Zubereitung:
Steckrübe, Karotten und Kartoffel
in Stücke schneiden. Fleisch
bzw. Speck mit Steckrübe/Karotten/
Kartoffel in Gemüsebrühe
garen. Rindfleisch evtl. eine
Stunde vorkochen. Fleisch/Speck
rausnehmen und Gemüse mit
einem Stampfer zerdrücken.
Fleisch bzw. Speck klein schneiden
und unterrühren. Mit Salz,
Pfeffer und etwas Thymian abschmecken.
Es schmeckt köstlich,
guten Appetit! PS: Ich lasse
das Gemüse in Stücke, das Auge
isst ja auch mit.