
Seite 13 NEUJAHRSEMPFANG 2021
Küstenstandort für Klimawandel effektiv nutzen
Weichen in Cuxhaven auf Grün gestellt –
Vorreiter beim Thema Wasserstoff
Weltweit ist ein entscheidender Zeit- und Wendepunkt
erreicht, an dem die Gesellschaft nachhaltig
die Umwelt schützen und vor allem auch
fördern muss. Zu sehr sind Wälder und Wiesen
sowie Meere und Seen bereits belastet worden.
Die Energiewende wird dringend benötigt. Und da
möchte die Stadt Cuxhaven Vorreiter sein. Denn
regenerative Energien gewinnen angesichts der
gravierenden Folgen des Klimawandels zunehmend
an Bedeutung.
In Cuxhaven wurden daher die Weichen auf Grün
gestellt. Allen voran im Bereich der Windenergie.
Neben der Windkraft aus Onshore- und Offshore-
Windparks spielen vor allem Biogas und die
Erzeugung von Solarstrom durch Photovoltaikanlagen
eine wichtige Rolle. Die Stadt und der
Landkreis Cuxhaven zählen zu den Vorreitern in
der Nutzung neuer Technologien zur Gewinnung
umweltfreundlicher Energien. Die Küstenlage und
eine besondere Innovationsförderung begünstigen
diese Entwicklung. Beispielsweise bietet die
Küstenregion Cuxhaven ideale Rahmenbedingungen
zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft als
tragende Säule der Energiewende.
Wasserstoff (H2) kann einen wesentlichen Beitrag
zum Klimaschutz leisten – als „Kraftstoff“ für
Autos, Rohstoff für die Industrie oder Brennstoff
für Heizungen. Als vielseitiger Energieträger ist er
in allen Sektoren einsetzbar und übernimmt somit
eine Schlüsselfunktion in der Energiewende.
In Power-to-Gas-Anlagen
wird grüner Wasserstoff
CO2-neutral aus Erneuerbaren
Energien gewonnen, die sich so
effektiv im Gasnetz speichern
und transportieren lassen. Mit
Hilfe von Wasserstoff können
die anstehenden Aufgaben der
Energieverteilung, Systemvernetzung
und Effizienzsteigerung
gemeistert werden. Mehr noch:
Klimaschutz und Wirtschaft
können sich Hand in Hand
entwickeln, weil die benötigten
Technologien und Infrastrukturen
größtenteils schon vorhanden
sind. Ein Wasserstoffzug auf
der Strecke Cuxhaven-Bremervörde
Buxtehude ist ein positives
Beispiel. Er fährt inzwischen
schon im Regelbetrieb.
Aus Wind und Sonne erzeugt, hat Wasserstoff das
Potenzial, den Grundstein für eine emissionsfreie
Zukunft zu legen. Und Cuxhaven kann die Energiewende
sichtbar werden lassen. Dazu bietet die
Stadt das Alleinstellungsmerkmal „Hafen- und
Küstenstandort“, welches effizient genutzt werden
kann, um weiter an der grünen Technologie
zu forschen und zu entwickeln. Mit dem Projekt
„Hyways for Future“ soll gemeinsam mit der EWE
und der Cuxhavener Wirtschaftsförderung diese
Thematik vorangetrieben werden. Bis 2050 sollen
gemäß Festlegung der Bundesregierung die Treibhausgasemissionen
um bis zu 95 Prozent gesenkt
werden.
Die sich bietenden Möglichkeiten am Standort
Cuxhaven haben bereits erste Forschungs- und
Logistikunternehmen erkannt. Das Fraunhofer
Institut hat damit begonnen, in Sichtweite von
Helgoland ein drei Kilometer langes und einen
Kilometer breites Testfeld im Meer aufzubauen,
um zu erforschen, inwieweit Drohnen und
Tauchroboter bei Wartung und Service von Windkraftanlagen
und deren Fundamenten eingesetzt
werden können. Ziel ist es, die gefährlichen und
teuren Einsätze von Menschen auf See so weit
wie möglich zu ersetzen. Auch das Thema Wasserstoff
wird hier eine entscheidende Rolle spielen,
da die Wasserstoffproduktion auf See erforscht
und getestet werden muss. Auch in diesem Fall
ist das Fraunhofer Institut in führender Position.
Cuxhaven übernimmt dabei neben Helgoland
eine Schlüsselrolle in der Logistik. Insbesondere
die Landbasis auf dem Festland bietet ideale Voraussetzungen
für eine optimierte Verbindung zur
Hochseeinsel und in das Testfeld.
Und Cuxhaven wird zum Basishafen für das erste
deutsche Schiff mit einem zusätzlichen Wasserstoffantrieb.
Die ansässigen Firmen EnTec und
Wintershall DEA vereinbarten eine Zusammenarbeit,
von der sich auch der Niedersächsische
Ministerpräsident Stephan Weil kürzlich persönlich
am Standort überzeugte. Seit 2012 stellt
EnTec vom Helgoländer Kai in Cuxhaven die
Versorgung der Bohr- und Förderinsel Mittelplate
sicher. Die Flotte mit vier Schiffen soll mit einem
zusätzlichen Elektroantrieb ausgerüstet werden,
der die Energie von einer Brennstoffzelle bezieht,
die mit Wasserstoff gespeist wird. Die Brennstoffzellen
und der Tank werden in zwei Containern
auf dem Achterschiff untergebracht. Mit dem
Wasserstoff-Hybrid-Antrieb sollen die Versorger,
die pro Jahr über 12.000 Seemeilen zurücklegen,
nicht nur emissionsfrei, sondern auch leise im
Bereich des Wattenmeeres unterwegs sein.
Die Stadt Cuxhaven wird dabei weiterhin eine aktive
Rolle einnehmen, um möglichst im Norden und
vor allem in Cuxhaven den Grundstein für eine
nachhaltige Zukunft zu legen. Denn Wasserstoff
gilt als Teil der neuen DNA der Stadt Cuxhaven.
▼ Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (rechts) war kürzlich in Cuxhaven zu Gast und informierte sich gemeinsam mit Oberbürgermeister
Uwe Santjer (2.v.r.) bei EnTec-Geschäftsführer Jochen Kaufholt (2.v.l.) und Dirk Warzecha (Geschäftsführer Wintershall DEA Deutschland GmbH,
links) über den Fortschritt beim Thema Wasserstoff. Foto: Heina Dannemann