
drückt, wenn sie mal Ruhe vor mir haben wollten.
Ich beglückte die gesamte Verwandschaft
und alle Freunde mit meinen Zeichnungen.
Eigentlich wollte ich als junges Mädchen das
Zeichnen zu meinem Beruf machen – aber,
wie bereits erzählt, mein Vater war anderer
Ansicht, er hielt nicht viel von brotloser Kunst.
Und damals gehorchte man seinen Eltern...
Wann wurde das Zeichnen zum Beruf?
Ich hatte meine Zeichenstifte nie vergessen
und auch als Hausfrau und Mutter meinem
Hobby gefrönt. Als mein Mann eine weitere
Ausbildung machte und an Land blieb, war
ich immer öfter zu Hause und suchte einen
Weg, mein Hobby auf professionelle Beine zu
stellen. Ich stellte eine Mappe mit Zeichnungen
zusammen, bewarb mich bei einer Hamburger
Privat-Akademie und wurde genommen. Das
Studium war beschwerlich, denn ich musste
zwischen Cuxhaven und Hamburg pendeln.
Aber mir war es die Mühe wert.
Wie brachten Sie Ihre Zeichnungen
„unter die Leute“?
Ich brauchte natürlich Kunden, die mir meine
Arbeiten abkauften. Das waren in erster Linie
Verlage. Auf Messen stellte ich meine Arbeiten
vor und kam mit einem Verlag in Bremen
zusammen, der mich beauftragte, Postkarten
zu zeichnen, die die Nordseeküste zum Thema
hatten.
So entstand Ihr cartoonistisches
„Markenzeichen“ – die Möwe?
Ja, fast alle dieser Nordsee-Postkarten zeigten
Möwen und Wattwürmer in komischen Szenen
Cartoons aus dem Leben – Marlis
Kahlsdorf ist bekannt für ihre maritimen
Themen. Aber auch gesellschaftspolitisches
entgeht nicht ihrer kritischen
Feder. Entsprechend „bissig“ sind oft
ihre Zeichnungen und Texte – aber
immer mit einem Quentchen Humor.
und mit witzigen, aber auch nachdenklichen
Dialogen. Die Möwen fanden dann Eingang
in die Cuxhavener Nachrichten und sind auch
heute noch hin und wieder darin zu finden.
Darüber hinaus mache ich Illustrationen für
die Werbebranche, Karikaturen, Cartoon-Karten,
habe acht Kinderbücher geschrieben und
illustriert, ein Cartoonbuch gezeichnet und
mache jedes Jahr einen Küstenkalender, der
sehr schnell ausverkauft ist..
Wie kam Ihnen die Idee zu
Ihrem ersten Kinderbuch?
Ich war im Watt spazieren und vor mir lief eine
Familie mit zwei kleinen Kindern. Der Junge
fragte dann plötzlich laut: „Wo ist denn das
Meer?“ und der Vater antwortete „Da hinten
am Horizont ist ein großes, tiefes Loch. Und da
läuft es rein. Sechs Stunden später kommt es
wieder raus“. Ich fand, es wäre besser gewesen,
der Vater hätte zugegeben, dass er keine
Ahnung hat und beschloss, die Frage in einem
kleinen Buch kindgerecht zu beantworten. Das
Buch wurde ein großer Erfolg, weitere folgten.
Denken Sie manchmal ans Aufhören?
Das wäre das letzte, woran ich denken würde.
Solange meine Phantasie mitspielt und meine
Hände werde ich zeichnen.
Was tun Sie – außer Zeichnen – gerne?
Reisen und Katsegeln – das war es früher. Nun
ist es Laufen. Wenn ich nicht täglich laufe,
fühle ich mich unwohl. Und – ich koche gerne.
Am liebsten asiatisch oder leckere Eintöpfe mit
Hülsenfrüchten. (GA)