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Fotos: Ilse Cordes
Charilaos Theodorou entwarf damals das Bühnenbild zu Alexander Herzogs Inszenierung
der Anouilh-Komödie „Einladung ins Schloß“. Der vom Künstler gezeichnete
Bühnenbildentwurf fi ndet sich im Programmheft zum Theaterstück.
Anton Tschechows „Die Möwe“ ist in der
Spielzeit 1971/72 auf dem Spielplan genauso
vertreten wie die eher selten gespielte
Molière-Komödie „George Dandin“. Eugène
Scribes „Das Glas Wasser“ fi ndet sich
dort ebenso wie Jean Anouilhs aus den
1940er-Jahren stammende „Einladung ins
Schloß oder: Die Kunst, das Spiel zu spielen“
und Agatha Christies Kriminalstück
„Fuchsjagd“, eine deutsche Bühnenbearbeitung
von Kurt Nachmann. Wohinter
sich übrigens die berühmte „Mausefalle“
(„The Mousetrap“) verbirgt, die schon damals
der Dauerbrenner an Londons Theater
war. „All das können wir spielen“, so
schienen Cuxhavens Theaterleute sagen
zu wollen, „all das haben wir gespielt und
auf so vieles davon werdet ihr in nächster
Zukunft verzichten müssen.“
Mit so viel Bildmaterial versehen wie
heute waren die Programmhefte damals
noch nicht. Schließlich war auch das eine
Geldfrage, hatte mit den Herstellungskosten
zu tun. Texte gab’s natürlich, nachgedruckte
und eigene, das eine oder andere
Porträt von Schauspielern und am Theater
Beschäftigten – und es gab „Das schwarze
Brett“. Das informierte über Stückeplanungen,
über den „Stammtisch“ im
Theaterfoyer und über die nun für jeden
Theaterbesucher und jede Theaterbesucherin
zugänglichen Premierenfeiern. Fast
scheint es, als habe man kurz vor Toresschluss
noch einmal alles auffahren wollen,
was nur irgend möglich ist.
Das Programmheft Nummer 7, übrigens das
einzige nichtfarbige dieser Spielzeit, enthält
eine Besonderheit, und zwar Charilaos
Theodorous Bühnenbildentwurf zu Jean
Anouilhs Komödie „Einladung ins Schloß“.
Mit leichter Hand gezeichnet, versetzt er
den Betrachter unmittelbar in den Raum,
in dem sich all das abspielt, was die Kunst
des Franzosen, „das Spiel zu spielen“, ausmacht.
Vier Bühnenbilder hat der gebürtige
Grieche Theodorou für die letzte Spielzeit
des Cuxhavener Ensembletheaters
entworfen: neben dem zur „Einladung ins
Schloß“ das zu Scribes Lustspiel „Das Glas
Wasser“, das zu Tschechows „Die Möwe“
und das zum Kinderstück „Räuber Hotzenplotz“.
Theodorou, 1926 in Piräus geboren, kam
1957 nach Deutschland in die damalige
Bundesrepublik. Er studierte an der Staatlichen
Akademie der Bildenden Künste
München in der Klasse Szenenkunst bei
Professor Helmut Jürgens (1959 bis 1963).
Anschließend arbeitete er zehn Jahre
als Bühnenbildner am Theater. So unter
der Intendanz von Toni Graschberger am
„Schauspiel“ in Cuxhaven, an der Württembergischen
Landesbühne Esslingen/Neckar,
in Stuttgart am Württembergischen
Staatstheater, am Stadttheater Wilhelmshaven
und bei den Karl-May-Festspielen
in Bad Segeberg. Das sind nur einige
Theater-Stationen in Theodorous Bühnenbildner
Leben, dazu gehören auch die Bühnenbilder
aus der letzten Ensembletheater-
Spielzeit in Cuxhaven. Später wird sich
Charilaos Theodorou als Chefzeichner im
Kauka-Verlag mit den begehrten Comics
von „Fix und Foxi“ einen Namen machen,
als Illustrator und immer aber auch als bildender
Künstler arbeiten.
Dem Künstler, der mit seinen Bühnenbildern
nach eigenen Aussagen „ein Gelände
für Schauspieler“ baut, „das die Akteure
unterstützen und ihre Arbeit erleichtern
soll“, widmete Dramaturg Winfried Rohloff
in eben jenem Programmheft zu Anouilhs
„Einladung ins Schloß“ ein lesenswertes
Porträt. Ilse Cordes