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Fotos: Tonn
„Mach’s gut,
altes Haus!”
Der Storchenhof Ahlf in Cuxhaven-Döse
kann auf 353 Jahre zurückblicken.
Die Tage des historischen
Hofs Bunde, Baujahr
1667, scheinen gezählt.
Eigentümerin ist die Stadt
und die Zeichen stehen auf Abriss.
Wenn nicht noch ein Wunder geschieht.
Ein guter Anlass, um mit ein
paar alten Fotos, die der Reporter in
Fotoalben der Familie entdeckte, Abschied
zu nehmen.
Auf dem Reetdach klappern keine
Schnäbel mehr, der letzte Hufschlag
längst verklungen, auf dem ehemals
mit Reet gedeckten Storchenhof
Ahlf, 1667, in der Blütezeit des Barock,
erbaut. Adebar samt seinen
gefiederten Nachkommen ist für
immer ausgeflogen; die liebenswerte
Familie im Nostalgiefoto längst
verblichen, aber nicht vergessen.
Beim Betrachten der Fotos stellt
sich Nostalgie ein, dieses anheimelnde,
aber auch zwiespältige Gefühl,
dass „früher alles besser war“,
obwohl man weiß, dass die „gute
alte Zeit” meist der nüchterne Alltag
von heute war. Diese Einsicht stellt
Fragen, wie man Überliefertes sehen
will: Bewahren der Asche oder Weitergeben
der Glut? In den Herzen
der ehemaligen Bewohner wird das
Haus ohnehin weiterleben.
Bleibt die Frage: Müssen romantische
Heimatverbundenheit und
realistische Gemeinnützigkeit
zu Kontroversen werden? Können
Storchennest und zeitgemäße
Wohnformen friedlich koexistieren?
Vielleicht keine Antwort, aber dafür
eine zuverlässige Erkenntnis: Nichts
ist beständiger als der Wandel. Das
heißt: Man muss Dinge manchmal
auch annehmen, wenn sie sich ändern.
Joachim Tonn