
Seite 10 HANDWERK 18. September 2021
Herr Tanha, wann sind Sie nach
Deutschland gekommen und wo
kommen Sie her?
JT: „Ich bin 2010 als Kind aus Afghanistan
in den Iran geflüchtet. Von
dort kam ich 2015 nach Deutschland.
Meine Familie ist immer noch im
Iran.“
Was für eine Ausbildung haben Sie
in Ihrer Heimat gemacht?
JT: „In Afghanistan habe ich keine
Schule besucht. Ich habe zuhause
gelernt, auch Englisch, deshalb
kannte ich die europäische Schrift
schon.
Haben Sie Hilfe bei der Suche
nach einem Ausbildungspatz
bekommen?
JT: „Bei der Suche nach einem Praktikumsplatz
wurde ich sehr von den
Fußballtrainern aus Sahlenburg
unterstützt und bei der Suche nach
einer Ausbildungsstelle von meiner
Betreuerin.
Wo haben Sie Deutsch gelernt?
JT: „Deutsch habe ich in der Realschule
in Cuxhaven im normalen Unterricht
und in extra Deutschkursen gelernt.
Während der Ausbildung im Betrieb
und beim Fußballtraining. Leider sind
die normalen Kontakte durch Corona
eingeschränkt worden.
Was bringt Ihnen an
Ihrem Beruf Spaß?
JT: „Ich habe an allen Arbeiten beim
Malen und Boden legen sehr viel
Spaß. Es ist alles toll. Hauptsache, ich
muss nicht mehr zur Schule.
Was sind Ihre
Zukunftswünsche?
JT: Für die Zukunft wünsche ich
mir keinen Krieg mehr, egal wo. Ich
möchte meine Familie endlich wiedersehen,
das habe ich schon seit
2015 nicht mehr, sie sind noch als
Flüchtlinge im Iran. Ich möchte gerne
hier in Deutschland weiterarbeiten
und leben.“
„Ich freue mich, mit Herrn Tanha einen
motiviertenGesellengefundenzuhaben.
Wir haben nach Feierabend zusammen
viele Stunden für die theoretische Prüfung
gelernt. Viele Fachbegriffe kann
man gar nicht übersetzen, da musste
ich viel erklären und überlegen. Leider
wird das Handwerk bei der Wahl einer
Ausbildung hier in Deutschland unter
den Tisch gekehrt. Teilweise wird es in
den Schulen bei den Elternabenden
„Was kommt nach der Schule?“ nicht
mal erwähnt. Dabei müssen wir uns alle
überlegen, wer baut in zwanzig Jahren
unsere Häuser, wer baut die Toiletten
an und löst die Verstopfungen, wer sorgt
für Wärme im Haus, oder den Strom?
Da geht es ja nicht nur um Farbe an der
Wand, das kann der ein oder andere
noch alleine – aber wer kommt für die
komplizierten handwerklichen Tätigkeiten?
Derzeit ist das Handwerk durch
fehlendes Material, eingeschränkt. Bei
uns fehlen überwiegend Bodenbeläge
und alles ist erheblich teurer geworden.
Einige Baustellen stoppen, da die Vorgewerke
nicht weiterkommen. Durch das
letzte Jahr sind die meisten Betriebe gut
durchgekommen, da wir im Gegensatz
zu vielen anderen Arbeiten durften und
das ging auch nicht im Homeoffice. Wir
hatten natürlich viele Vorgaben, wie
alle anderen auch, Masken, Abstand,
wir sind zu unterschiedlichen Zeiten im
Betrieb gestartet, damit nicht zu viele
Mitarbeiter aufeinandertreffen, aber wir
durften arbeiten und das war Glück im
Unglück.“ jt
„Ich möchte gerne
hier in Deutschland
weiterarbeiten
und leben.”
Nachgefragt bei Jafar Tanars
Ausbilderin und Chefin Katrin Peycke
Große Freude über
den neuen Gesellen
JAFAR TANHA (22) HAT EINE AUSBILDUNG
BEI MALEREI & GLASEREI
PEYCKE (INH. KATRIN PEYCKE) ALS
MALER UND LACKIERER GEMACHT.
JETZT IST ER IM 1. GESELLENJAHR.