
Seite 6 HANDWERK 18. September 2021
Naser Haschhemi steht als Beispiel
für eine gelungene Integration in den
deutschen Arbeitsmarkt. Sie kann aber
nur funktionieren, wenn alle mitziehen:
Behörden, Arbeitgeber, Schule, Kollegen
– und natürlich der Auszubildende
selbst. Wenn man Naser Haschemi
begegnet, spürt man den unbändigen
Willen, das Leben selbst zu meistern.
Dem Reporter war klar: Dieser junge
Afghane ist noch lange nicht am Ende
der Fahnenstange angelangt.
Naser Haschhemi (21) kommt aus dem
kleinen Dorf Logar in einer der 34 Provinzen
gelegen, neben der Hauptstadt
Kabul in Afghanistan. Anfang 2016
ist er nach einer abenteuerlichen
Flucht über viele Länder hinweg nach
Deutschland gekommen und ist froh,
dass er jetzt hier ist. Eigentlich war die
ganze Familie inklusive zweier kleiner
Brüder auch dabei, sie wurden aber an
der türkischen Grenze wieder zurückgeschickt
und sind daraufhin in den
Iran gegangen.
„Mein Vater war in Afghanistan als
Bauarbeiter beschäftigt; meine Mutter
hat das Haus gehütet. Ab Griechenland
haben uns Flüchtlingen viele
Menschen, auch vom Roten Kreuz,
geholfen“, erzählt er. Über Bayern
führte Nasers Weg von Hannover nach
Cuxhaven. Auf dem Kasernengelände
der Notunterkunft NUK in Altenwalde,
wo am 11. Dezember 2019 für 200 Menschen,
angekommen in Deutschland,
eine neue Lebensphase begann, fand
er zusammen mit anderen Flüchtlingen
eine vorübergehende Bleibe. Bis
2016 lebte er im Camp der Erstaufnahme
Einrichtung. Dann wurde er nach
Cadenberge übersiedelt. Dort hat er
zusammen mit seiner Tante, die ebenfalls
mit ihrer Familie geflüchtet war,
zusammen in einer Wohnung gelebt.
„Im August 2016 habe ich mit der Schule
an der BBS Cadenberge mit einem
Integrationskurs Deutsch angefangen“,
erinnert sich der junge Mann. Ein dreiwöchiges
Praktikum als Kfz-Mechatroniker
bei Michael Habben in Cuxhaven
begann im Juni 2017. „Der erste Tag von
meinem Praktikum in der Firma, wo ich
um 7:30 Uhr beim Vorgespräch für die
Arbeitsaufteilung im Büro bei meinem
Chef stand, hatte ich solchen Stress,
nur weil die Sprache für mich schwierig
war. Ich hatte in Deutschland ja nur
ein Jahr in der Schule Deutsch gelernt“,
erinnert er sich.
„Eigentlich wollte ich erst nicht mit der
Ausbildung anfangen, weil ich mich
noch nicht so sicher in der Sprache
fühlte. Aber Herr Habben hat mir die
Angst genommen und mich ermutigt,
die Ausbildung zu beginnen“, erzählt
Naser. „Zudem hatte der Chef festgestellt,
dass ich für den Beruf ein besonderes
Talent mitbringe. In Afghanistan
hatte ich mit 15 Jahren fast zwei Jahre
als Schrauber gearbeitet und hatte
schon ein bisschen Erfahrung“, so
der junge Mann. „Trotzdem war es ein
neues Gefühl für mich, das erste Mal
in Gesellschaft und im Handwerk zu
arbeiten.
In diesen drei Wochen habe ich fast
nur wortlos gearbeitet, da ich wegen
meiner fehlenden Deutschkenntnisse
nicht mit meinen Kollegen reden oder
ein bestimmtes Thema diskutieren
konnte. Damals konnte ich nur gerade
mal soviel Deutsch, um ein paar Fragen
zu stellen. Wenn die Kollegen
dann weiter gefragt haben, konnte
ich meistens nicht antworten. Daher
habe ich versucht, die Sprache schnell
zu lernen“, beschreibt er seine damalige
Lage.
Nach erfolgreichem Abschluss des
Praktikums wurde Naser von Michael
Habben als Lehrling übernommen.
Naser: „Die drei Wochen waren um,
mein Chef und die Kollegen waren mit
meiner Arbeit und Leistung sehr zufrieden.
Mein Chef meinte, dass ich nicht
weiter den Deutschkurs besuchen sondern
sofort die Ausbildung beginnen
sollte. Das erschien mir sehr schwierig,
Mit Biss und starkem
Willen zum Erfolg
Naser Haschhemi
hat die Gesellenprüfung
als Kfz-Mechatroniker
mit Bravour bestanden
DAS KFZHANDWERK
Der Kfz-Mechatroniker
entstand aus den Berufen
Kfz-Mechaniker,
Kfz-Elektriker und
Automobilmechaniker.
Elektronische Prüfsysteme
und Computer nehmen
einen großen Raum ein.