
Seite 22 HANDWERK 18. September 2021
Gab es ein größeres Projekt, was ihr
nachhaltig in Erinnerung geblieben
ist, frage ich Thyra. Langes Grübeln.
„Das letzte größere Projekt, an das
ich mich erinnern kann, war die Zwischenprüfung“,
sagt ihr Fachlehrer mit
einem Schmunzeln und erklärt: „Es
ist das erste Mal, dass die Auszubildenden
eine Anlage komplett eigenständig
planen und modellhaft auf
einem Montagebrett realisieren. Die
gesamte Aufgabe bestand diesmal
daraus, die Elektroinstallation eines
Ferienhauses mit angrenzendem
Geräteschuppen umzusetzen.“
Zukünftig muss auch einem weiteren
Thema besondere Aufmerksamkeit
in der Ausbildung gewidmet werden:
die „Smart-home“-Technologie erfreut
sich immer größerer Beliebtheit
beim Verbraucher und schafft neue
Herausforderungen für den Elektrotechniker.
Die Verknüpfung zwischen
den Smart-home-Geräten, wie zum
Beispiel die Kaffeemaschine, die um
8 Uhr pünktlich den Kaffee brodeln
lassen soll, und dem Smartphone, von
dem aus sich die Geräte steuern lassen,
steht im Fokus. Solche Anlagen zu konzeptionieren
und zu programmieren sei
dadurch auch für die Elektroniker Fachrichtung
Energie- und Gebäudetechnik
sehr wichtig, so Marko Schaffer.
Große Herausforderungen für Martina Rybakowski und ihr Team
beim Duhner Wattrennen
Größerer Mehrwert durch technische
Innovation – Das gesamte
Elektro-Labor der BBS erneuert
Hier schließt sich der Kreis. „Um diese
jungen Menschen auf die kommenden
Herausforderungen vorzubereiten,
haben wir das gesamte Elektro-
Labor der BBS-Cuxhaven erneuert.
Somit werden wir den derzeitigen
technischen Standards gerecht und
können Ausbildung auf höchstem
Niveau gewährleisten“, betont Marko
Schaffer, Fachbereichsleiter Elektrotechnik
an der BBS Cuxhaven.
Und Thyra ergänzt: „Der nahtlose
Übergang von der Theorie zur praktischen
Übung im Labor macht den
Unterricht lebendiger und man hat
auch viel mehr Freude an der Aufgabe.“
„Schüler und Lehrer begegnen
sich hier nicht mehr in dem
klassischen Verhältnis, sondern auf
Augenhöhe“, so Marko Schaffer. „Das
macht es bei uns besonders, dass die
Lehrer gemeinsam mit den Schülerinnen
und Schülern Lösungsansätze
entwickeln und dabei das Selbstvertrauen
fördern und die erarbeiteten
Lösungsvorschläge der Jugendlichen
auch annehmen und zulassen.
Das bedeutet im Klartext, dass der
Frontalunterricht, wie man ihn im
klassischen Sinne kennt, in dieser
Fachrichtung keinen Raum mehr
einnimmt, sondern die Schüler jetzt
bei der Gestaltung des Unterrichts
stärker mit einbezogen werden. Die
Lehrer sind bereit, Probleme aus dem
beruflichen Alltag spontan in den
Berufsschulunterricht zu integrieren
und mit den Schülern fachgerechte
Lösungen zu entwickeln. Das neue
Elektrolabor der Berufsbildenden
Schulen Cuxhaven ist technisch so
ausgestaltet, dieses Zusammenspiel
zu komplettieren: „Wir haben hier die
Möglichkeit, praktische Probleme aus
dem Berufsalltag zu simulieren und
Lösungen zu erarbeiten“, fasst er
zusammen.
Durch diese Innovation, da sind sich
die beiden Fachlehrer Marko Schaffer
und Eide Sielken sicher, hat die BBS
Cuxhaven einen großartigen Schritt
in Richtung technische Erneuerungen
gemacht und zählt somit in der
Region zu den bestausgestattesten
Schulen in diesem Bereich. „Bei der
technischen Entwicklung übernehmen
wir, um es ein wenig maritim
zu umschreiben, eine Leuchtturmfunktion“,
so Oberstudienrat Marko
Schaffer.
Thyra auf jeden Fall findet: „Dieser
Beruf hat Zukunft allein dadurch,
dass er sich ständig weiterentwickelt.“
Ihre Entscheidung für diese
Ausbildung war richtig und jeder
Jugendliche, der sich für Technik
interessiert, sollte die Gelegenheit
zu einem Praktikum in diesem
Bereich nutzen. jt
Organisiert
im Handwerk
Drei Fragen zur Kreishandwerkerschaft
an den
Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft
Elbe-Weser,
Herrn Ante Brekenfeld
Was genau sind die Aufgaben der Kreishandwerkerschaft?
Die Kreishandwerkerschaft Elbe-Weser bildet als Körperschaft des öffentlichen
Rechts die Interessenvertretung der Innung dieser Regionen. In
unserem Fall betrifft dies die Landkreise Bremervörde, Cuxhaven-Land
Hadeln, Osterholz, Rotenburg und Verden. Das Innungsleben bietet den
Handwerksbetrieben eine Vielzahl an Möglichkeiten, um gemeinsam mit
Kolleginnen und Kollegen der gleichen Fachrichtung ins Gespräch zu kommen,
sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Aber auch
bei Fragen zu Themen wie Arbeitsrecht, Fördermittel oder Betriebsübergaben
stehen wir als Kreishandwerkerschaft den Innungsbetrieben zur Seite
und beraten zum jeweiligen Sachverhalt. Zudem begleitet uns natürlich
das ganze Jahr über das Thema Ausbildung. Von der Annahme der Ausbildungsverträge,
über unsere Ehrenämter im Prüfungsausschuss, bis zur
eigentlichen Prüfungsabnahme, koordiniert die Kreishandwerkerschaft
die Abläufe mit.
Welche Fachrichtungen vertreten Sie in Ihren Regionen?
Wir sind mittlerweile wirklich breit aufgestellt und betreuen in der Elbe-
Weser-Region 48 Innungen mit über 1.400 Handwerksbetrieben: Bäckereien,
Baugewerke, Dachdeckerbetriebe, Elektro, Fleischereien, Gebäudetechnik,
Informationstechnik, Kraftfahrzeughandwerk, Maler- und Lackiererbetriebe,
Metallbau, Raumausstattungsunternehmen, Sanitär- und Heizungstechnik,
Tischlereien sowie Zimmereibetriebe.
Was ist das Ziel der Kreishandwerkerschaft?
Die Kreishandwerkerschaft Elbe-Weser ist ein moderner Arbeitgeberverband
des Handwerks. Wir bieten unseren Mitgliedsbetrieben umfassende
Leistungen und Beratungen (Arbeitsrecht, Tarifrecht, Fördermittel, Ausbildungsprämie).
Natürlich bieten wir auch eine Art Entlastung und Unterstützung
der kleinen und mittleren Unternehmen, indem wir stetig über
neue Verordnung und Normen informieren und Mustervorlagen für viele
Anlässe zur Verfügung stellen. Dabei unterstützen wir die Behörden, wie
beispielsweise die Handwerkskammer, bei den jeweiligen Maßnahmen zur
Erfassung von neuen Meisterbetrieben, Auszubildenden und Prüfungen.