
Seite 20 HANDWERK 20. September 2019
GESPRÄCH mit dem
Obermeister der
Tischler-Innung
Cuxhaven-Land Hadeln
Heinz Saborowski,
seit 1977 selbständig
in Ihlienworth.
„Mein Handwerk macht
Möbel für's Traumschiff”
Die Tischler-Innung baut Möbel, Fenster und
Türen nach Maß und nicht von der Stange
Das Tischlerhandwerk ist
eines der ältesten der Welt.
Was hat sich in den letzten Jahrzehnten
daran verändert?
Eigentlich kaum etwas. Und doch eine
ganze Menge. Geblieben ist die handwerkliche
Kunst, Möbel und andere
Bauelemente wie zum Beispiel Fenster,
Treppen oder Türen zu bauen.
Was sich verändert hat?
Auch in unserem Handwerk haben
computergesteuerte Maschinen Einzug
gehalten. Sie haben die Arbeit
noch präziser gemacht, vielseitiger,
flexibler, schneller und kraftsparender.
Dazu kamen neue, intelligente Verbindungstechniken,
Hochleistungskleber
und noch einiges mehr.
Dadurch ist unser Handwerk erheblich
leistungsfähiger geworden und
kann noch individueller die Kundenvorstellungen
in die Realität
umsetzen. Auch hier unterstützt uns
der Computer schon beim Entwurf
mit seinen CAD-Programmen. Doch
nach wie vor ist es der Mensch, der
die Kreativität und die Ideen hat. Die
Computer sind nur Mittel zum Zweck.
Ihr Betrieb hat sich unter anderem
auf den Schiffs-Innenausbau
spezialisiert. Wie kam das?
Das begann mit einem Zufall. Ein
mir bekannter Architekt hatte mich
vor vielen Jahren angesprochen, mir
einen Plan gezeigt und mich gefragt
„Kannst Du so etwas bauen?”
Ich konnte nur erkennen, dass es ein
ungewöhnlich geformter Schrank war
und sagte „Na klar kann ich das”.
Erst nachdem wir ihn fertig hatten,
erfuhr ich, dass es ein Einbauschrank
für die Yacht eines arabischen
Scheichs war, den wir dann – unter
erheblichen Sicherheitsvorkehrungen
der scheicheigenen Security – in der
Werft auf dem Schiff montierten.
Es dauerte nicht lange und es kamen
immer mehr Aufträge dieser Art.
Einen großen Teil der Aufträge bauen
wir in unserem Betrieb in Ihlienworth.
Viele Arbeiten, wie das Finishing
oder die Demontage der alten Einrichtung,
werden von unseren Mitarbeitern
vor Ort während der Schiffsüberführung
oder Abholung erledigt.
In letzter Zeit sind es zunehmend
Kreuzfahrer wie die Queen Elizabeth
II, die Europa, die Europa II, die Amera
und die Amadea – bekannt als „Das
Traumschiff” – um nur einige zu nennen,
an deren Innenausbau wir beteiligt
waren.
Wie sieht es aus, wenn mal was
kaputt geht. Wer repariert?
Wir. Und zwar vor Ort und weltweit.
Bei einigen unserer Mitarbeiter sind
gerade diese Jobs besonders heiss
begehrt.
Kann man ja auch verstehen, denn
wann kommt man schon mal nach
Singapur und verdient auch noch
Geld dabei?
Gibt es einen besonders
spektakulären Auftrag, an den
Sie sich erinnern?
500 m² hochwertiges Teakdeck für
ein Schiff auf den Bahamas. Das ist
so groß wie zwei Drittel eines Fußballfeldes.
Foto: AdobeStock
Foto: G. Ahrens
DAS TISCHLERHANDWERK
Ein Beruf, der sich auf die Verarbeitung
von Holz und Holzwerkstoffen
spezialisiert hat.
Dazu gehört der Bau von Möbeln
bis hin zu Bauelementen im
Sinne der Holztechnik.
Das Material und alle nötigen Werkzeuge
wurden vorher von hier nach
Nassau in Containern verschifft.
Die übrigen „klassischen”
Bereiche bedienen Sie aber
nach wie vor , oder?
Natürlich beschäftigen wir uns nicht
nur mit dem Schiffs-Innenausbau,
sondern bauen auch Fenster aus Holz
oder Kunststoff, Treppen, Haustüren
und Möbel und Inneneinrichtungen
für „an Land”.
Aber auch hier haben wir uns spezialisiert
auf die individuellen Maße und
auf die schwierigen Formen.
Das macht uns am meisten Spaß, das
können wir gut und da sind wir stark
in Preis und Leistung. (GA)
Foto: AdobeStock