
20. September 2019 HANDWERK Seite 5
INTERVIEW mit Jens Kratzke
Lehrlingswart und stellv.
Obermeister der Dachdecker-
Innung Elbe-Weser.
„Mein Handwerk gibt dir
ein Dach über den Kopf”
Die Dachdecker-Innung sorgt
für den krönenden Abschluss
Herr Kratzke, was ist das Besondere
am Beruf des Dachdeckers?
Die Aufgaben im Dachdeckerbetrieb
sind absolut facettenreich, denn man
steht ständig auf unterschiedlichen
Baustellen und bekommt immer wieder
neue Aufgaben, bei denen das
persönliche Können gefragt ist. Mit
einem Satz: Vielseitigkeit ist Trumpf.
An einem Tag ist es ein Flachdach, am
nächsten der Ausbau eines Dachgeschosses.
Dach ist nicht gleich Dach. Neben der
Optik ist die Schutzfunktion des
Daches gegen Wind und Wetter ebenso
wichtig, wie die Wirkung auf den
Energiehaushalt des Gebäudes.
Welche Aufgaben hat ein
Dachdecker genau?
Ob Dachziegel, Dachschiefer oder ein
anderes Material – der Dachdecker
muss in stilistischen Fragen genauso
sicher sein wie in der Praxis des
Klebens oder Schneidens.
Er muss sich auskennen mit den
Werkstoffen Metall, Schiefer, Dachziegel,
Zement, Holz und Stein
und natürlich mit den Handwerkstechniken
und Werkzeugen, die der
Beruf mit sich bringt.
Er führt an der frischen Luft eine Vielzahl
von Arbeiten aus – vom Fundament
des Gebäudes bis zum
Dach. Deshalb muss er sich mit
„vorgehängten Fassaden” genauso
auskennen, wie mit „drückendem
Wasser”. Außerdem sorgt er nicht nur
für die Energieeinsparung durch entsprechende
Dämmung, sondern sogar
für die Energieerzeugung – zu seinem
Arbeitsgebiet gehört nämlich auch die
Montage von Solarzellen. Sie sehen, es
ist eine ganze Palette von Kenntnissen
und Fähigkeiten, die ein Dachdecker
beherrschen muss. Dachdecker arbeiten
in allen Bereichen auf dem Dach.
Sie decken das Dach ein, kümmern sich
um die Dämmumg, setzen Dachfenster
ein oder bringen Schneegitter an.
Was sollte man „von zuhause
aus” mitbringen?
Ein Hauptschulabschluss ist Grundvoraussetzung.
Die Ausbildung dauert
3 Jahre und ist dual, das heisst, der
praktische Teil findet im Ausbildungsbetrieb
statt und der theoretische in
der Berufsschule. Eine gewisse handwerkliche
Begabung ist eine weitere
Voraussetzung. Zwei linke Hände
nützen auf dem Dach nichts. Außerdem
sollte man gerne an der frischen
Luft sein, denn Dachdecker arbeiten
ausschließlich draußen. Der Beruf ist
also nichts für Warmduscher, denn im
Winter kann es auf dem Dach schon
mal ganz schön kalt werden.
Auch Muskelkraft ist gefragt. Aber
man muss kein Kraftpaket sein, denn
die wirklich schweren Aufgaben erledigen
moderne Maschinen.
Da sich Dachdecker auch mal in
schwindelerregender Höhe befinden,
muss ein Azubi absolute Schwindelfreiheit
mitbringen. Das ist besonders
wichtig. Und – Dachdecker müssen
teamfähig sein, denn auf dem Dach
muss man sich hundertprozentig auf
seine Kollegen verlassen können!
Und nach der Ausbildung?
Ist der Gesellenbrief in der Tasche,
kann man sich zum Vorarbeiter oder
Kolonnenführer weiterbilden. Oder
man macht seinen Meister und kann
sich dann selbständig machen oder
einen fremden Betrieb leiten. Man
muss auch nicht unbedingt „auf dem
Dach” bleiben, sondern kann auch als
Spezialist oder Berater in einen Industriebetrieb
oder in den Bedachungshandel
gehen. Und nicht zu vergessen:
auch ein Studium ist möglich. (GA)
Foto: G. Ahrens
Foto: AdobeStock
DAS DACHDECKERHANDWERK
Der Dachdecker sorgt für windund
wetterfeste Gebäude. Sein
Aufgabengebiet umfasst den
gesamten Bereich der Dach-,
Wand- und Abdichtungstechnik.
Dazu gehören auch der Einbau
von Dachfenstern und das
Installieren von Solaranlagen.
Frische Luft den
ganzen Tag...