
17. September 2020 HANDWERK Seite 13
Worin sehen Sie in den nächsten
Jahren die größten Herausforderungen,
die auf das Handwerk
zukommen?
Der Fachkräftemangel und die fehlenden
Auszubildenden, da viele
Jugendliche meinen, studieren zu
müssen, oder von den Eltern dazu
angetrieben werden, auch wenn es
gar nicht das eigene Ziel ist.
Wie sieht die Lage
in Ihrem Gewerk aus?
Die Auftragslage ist bei den meisten
Firmen sehr gut, es fehlen die
Arbeitskräfte.
Wo müsste sich etwas ändern?
Das Handwerk müsste mehr beworben
werden, auch in den Schulen und
besonders von den Eltern bei den
Kindern. Wenn man eher verdient,
hat man am Ende des Lebens auch
was erreicht.
Welche Spuren wird die Coronavirus-
Pandemie in den Handwerksbetrieben
hinterlassen? Wie sieht es in
Ihrem beruflichen Umfeld aus?
Zurzeit sieht es bei den meisten
Betrieben gut aus. Wir hatten wie alle
Einschränkungen und haben Regelungen,
die umgesetzt werden müssen,
aber wir durften weiter arbeiten.
Was der Winter und das nächste
Jahr bringen kann man nicht genau
sagen. Werden Ferienwohnungen und
Hotels trotz hoher Verluste renoviert,
gehen Auftragszahlen zurück, da bei
den Kunden das Geld durch Kurzarbeit
oder Kündigung fehlt. Gibt es
weiter viele Neubauten, oder wird es
schwieriger Kredite zu bekommen?
Werden die Menschen vorsichtiger
mit Ausgaben?
Engagieren Sie sich mit Ihrem
Betrieb sozial?
Es gibt immer mal wieder kleine Projekte.
Handwerk ist vielseitig und ein
gutes Stück Tradition. Werben Sie für
Ihren Beruf? Und wie?
Ich war schon mit anderen Handwerksmeistern
in Schulen, um die
Berufe vorzustellen und den Jugendlichen
die Möglichkeit zu geben Fragen
zu stellen. Eine sehr gute Aktion
im Malerhandwerk gibt es durch die
Firma Brillux. Man findet sie wenn
man „Deine Zukunft ist bunt“ in den
Suchmaschinen eingibt.
Wie sieht ein Tag
in Ihrem Leben aus?
Ich stehe um halb sechs auf, frühstücke,
verabschiede mich von meinen
Kindern und fahre ins Büro.
Da lege ich die Arbeitsaufträge für
meine Mitarbeiter bereit und wenn
diese kommen, erkläre ich alles.
Manchmal muss ich auch kurzfristig
umplanen, wenn das Wetter schlecht
ist, oder Mitarbeiter krank sind. Wenn
die Mitarbeiter dann bei den Kunden
sind, gibt es für mich verschiedene
Tätigkeiten. Ich fahre zu den Baustellen
und gucke, ob alles läuft.
Ich habe Termine mit Kunden und
bespreche mit Ihnen, was sie für
Wünsche haben. Dann messe ich
alles aus und erstelle in der Firma
Angebote. Donnerstags mache ich
Materialbestellungen für die kommende
Woche, damit das Material
auch pünktlich geliefert wird. Wenn
Arbeitsstellen fertig sind, mache ich
Nachkalkulationen und schreibe
dann die Rechnungen.
Mittags mache ich eine Pause und
gegen 17 Uhr versuche ich nach Hause
zu fahren, damit ich noch etwas Zeit
für Haushalt und meine Töchter habe.
Abends schmeiße ich oft den Rechner
an und erstelle in Ruhe Angebote, da
das tagsüber nicht immer möglich ist,
oder ich gucke fernsehen.
Ihr Lieblingsplatz ist wo –
und warum?
Dieses Jahr in unserem Garten – den
haben wir mal richtig schön gemacht,
da durch Corona viel Zeit dafür war,
und da fühle ich mich wohl.
Wenn Sie einen politischen Wunsch
für das Handwerk allgemein und Ihr
Metier frei hätten: Was würden Sie
sich wünschen?
Mehr Unterstützung für die Ausbildung,
finanzielle Anreize, Zuschüsse.
„Zwei Hände
für vier
Wände”
INTERVIEW mit
Marcel Schäfer,
Obermeister Raumausstattung
Was bedeutet Handwerk für Sie?
Handwerk ist mein Leben.
Wie sind Sie
zu Ihrem Beruf gekommen?
Praktikum beim Raumausstatter in
Cadenberge
Erzählen Sie uns bitte eine Begebenheit
aus der Anfangszeit, die
Ihnen in Erinnerung geblieben ist.
Die Deutsche Bundesbahn Cuxhaven
– Hamburg, wo man auf dem
Heimweg noch im Waggon rauchen
und Bier trinken durfte.
Hat sich in den letzten Jahren
etwas im Handwerk verändert?
Zuviel Bürokratie.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Die Vielseitigkeit.
Was wären Sie sonst noch gerne
geworden?
Ver- und Entsorger Abwasser.
Was macht Ihr Gewerk für junge
Leute interessant?
Man macht etwas mit seinen Händen.
Was sind die Gründe, die Sie
antreiben, sich als Obermeister
ehrenamtlich für das Handwerk zu
engagieren?
Unsere Innung ist so klein – da
kommt jeder mal dran.
Worin sehen Sie in den nächsten
Jahren die größten Herausforderungen,
die auf das Handwerk
zukommen?
Leute dafür zu motivieren, dass der
Handwerksberuf etwas Schönes ist
und man auch gutes Geld verdienen
kann.
Seite 13
LEBENSLAUF
1887 Betriebsgründung durch
Dietrich Wohltmann
2011 Übernahme
des Betriebes
Wie sieht die Lage
in Ihrem Gewerk aus?
Foto: Peycke
Wir haben gut zu tun, aber uns fehlen
die Leute – die Fachkräfte.
Wo müsste sich etwas ändern?
Wir müssen noch mehr ausbilden,
wenn wir Leute finden.
Welche Spuren wird die Coronavirus
Pandemie in den Handwerksbetrieben
hinterlassen?
Wie sieht es in Ihrem beruflichen
Umfeld aus?
Dadurch, dass die Leute zu Hause
eingesperrt wurden, haben sie gesehen,
was für Nachholbedarf ihre
Bude hat.
Engagieren Sie sich mit Ihrem
Betrieb sozial?
Aber sicher.
Handwerk ist vielseitig und ein
gutes Stück Tradition. Werben Sie
für Ihren Beruf? Und wie?
Wir stehen jedes Jahr auf der Ausbildungsmesse
„Flagge" zeigen.
Wie sieht ein Tag
in Ihrem Leben aus?
Aufstehen, dumm aus der Wäsche
schauen, ins Bett gehen.
Ihr Lieblingsplatz ist wo –
und warum?
Glameyer Stack.
Wenn Sie einen politischen
Wunsch für das Handwerk allgemein
und Ihr Metier frei hätten:
Was würden Sie sich wünschen?
Ich bin ja schon mal froh, dass wir
unseren Meister wieder haben.