
17. September 2020 HANDWERK Seite 9
„Unser täglich Brot ”
Uralter Beruf mit Zukunft
Herr Itjen, was bedeutet
Handwerk für Sie?
Wirtschaft und Spaß an der Arbeit.
Wie kann man die Menschen zu
mehr Wertschätzung am Handwerk
überzeugen?
Wir fühlen uns wertgeschätzt.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf
gekommen?
Durch die Familie und die Neugier
zum Beruf.
Erzählen Sie uns bitte eine Begebenheit
aus der Anfangszeit, die
Ihnen in Erinnerung geblieben ist.
Ein sehr strenger Lehrmeister, der
die Arbeit geliebt hat und viel Wissen
weiter gegeben hat.
Was war damals anders? Hat sich
in den letzten Jahren etwas im
Handwerk verändert?
Es war alles anders, das Handwerk ist
schnelllebiger geworden.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Die Gestaltungsmöglichkeit.
Was wären Sie sonst noch gerne
geworden?
Tischler.
Was macht Ihr Gewerk für junge
Leute interessant?
Die Vielseitigkeit und die Möglichkeit,
zu gestalten.
Was sind die Gründe, die Sie
antreiben, sich als Obermeister
ehrenamtlich für das Handwerk zu
engagieren?
Interesse an der Arbeit mit anderen
und die Möglichkeit, zu gestalten.
Worin sehen Sie in den nächsten
Jahren die größten Herausforderungen,
die auf das Handwerk
zukommen?
Mitarbeiter zu gewinnen und den
Kunden zu erklären, dass gute Arbeit
gutes Geld bedeutet und dass wir die
Preiserhöhungen dazu nutzen, die
Mitarbeiter besser zu entlohnen.
Wie sieht die Lage
in Ihrem Gewerk aus?
Es hören leider immer noch zu viele
Betriebe aus Altersgründen auf.
Wo müsste sich etwas ändern?
Der Mut junger Leute, sich selbstständig
zu machen.
Welche Spuren wird die Coronavirus-
Pandemie in den Handwerksbetrieben
hinterlassen? Wie sieht es
in Ihrem beruflichen Umfeld aus?
Tiefe Einschnitt durch den Lockdown.
Viele Betriebe werden noch lange
Jahre daran arbeiten müssen, um das
Niveau von vorher zu erreichen.
Engagieren Sie sich mit Ihrem
Betrieb sozial?
Natürlich. Im Ort und in der Stadt.
Handwerk ist vielseitig und ein
gutes Stück Tradition. Werben Sie
für Ihren Beruf? Und wie?
Jeden Tag motiviert zur Arbeit zu
gehen.
Ihr Lieblingsplatz ist wo?
In Sahlenburg, in unserem neuen
Restaurant „Kliff“.
Wenn Sie einen politischen Wunsch
für das Handwerk allgemein und Ihr
Metier frei hätten: Was würden Sie
sich wünschen?
Entlastung der Menschen, die bei
uns arbeiten. Ein Einkommen bis
35.000 Euro für Familien sollte steuerfrei
sein.
INTERIEW mit Jörg Itjen,
Obermeister Bäckerinnung
Elbe-Weser.
Foto: Itjen
Foto: Pixabay
LEBENSLAUF
1985 – 1988 Ausbildung zum Konditor
1995 Meisterprüfung im Konditoren-Handwerk
1912 Betriebsgründung durch Urgroßvater Heinrich Mathias Itjen †
1952 Betriebsübernahme durch Großvater Oswald Itjen †
1973 Betriebsübernahme durch Vater Reiner Itjen und Onkel Heino Itjen
2006 Betriebsübernahme durch Jörg Itjen