
Seite 6 HANDWERK 17. September 2020
INTERVIEW mit Ingo Toborg,
Obermeister der Friseur-Innung
Elbe-Weser. Seit 1968 in der
dritten Generation selbständig
mit eigenem Salon in Lamstedt.
„Kreativer
Kopfkünstler”
Im Dienste der Schönheit
Herr Toborg, was bedeutet Handwerk
für Sie?
Kreativität, Technik, Innovation,
Zukunft.
Wie kann man die Menschen zu
mehr Wertschätzung am Handwerk
überzeugen?
Die Denkweise. Man ist nur jemand,
der studiert oder in die Industrie
geht. Das fängt schon als Kind Zu
Hause an – bis in die Schule.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf
gekommen?
Da mein Opa und auch mein Vater
Friseure waren, bin ich quasi damit
aufgewachsen.
Erzählen Sie uns bitte eine Begebenheit
aus der Anfangszeit, die
Ihnen in Erinnerung geblieben ist.
Da gibt es eine einschneidende
Geschichte. In dem Betrieb, wo ich
angefangen bin, fühlte ich mich nicht
wohl. Meine Eltern holten mich dann
zurück und schickten mich zur Friseurfachschule
Meininghaus. Hier
fand ich die Einstellung und Liebe
zum Friseurberuf wieder. Diese Begebenheit
begleitet und stärkt mich bis
heute.
Was war damals anders? Hat sich in
den letzten Jahren etwas im Handwerk
verändert?
„Wir leben in einem ständigen Wandel.
Ob es die Jugendlichen sind, die
anders aufgewachsen mit den soziale
Medien und Handy, und im Friseurhandwerk
die stets wechselnde Mode.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Die Vielseitigkeit.
Was wären Sie sonst noch gerne
geworden?
Pilot – die grenzenlose Freiheit.
Was macht Ihr Gewerk für junge
Leute interessant?
Die Vielseitigkeit, die sich nach der
Friseurlehre ergibt. (Meister, sich
selbstständig zu machen. Sie weiterzubilden
(Kosmetikerin, Nageldesign,
Maskenbildnerin). Oder in der Industrie
bei der Weiterentwicklung von
Produkten. Oder auch zu Studieren.“
Was sind die Gründe, die Sie
antreiben, sich als Obermeister
ehrenamtlich für das Handwerk zu
engagieren?
„Gerade jetzt in der Zeit der Pandemie
zeigt es sich, wie wichtig es
ist, eine Gemeinschaft zu sein. Aber
auch gegen die Politik können wir
nur bestehen, wenn wir als Verband
zusammenhalten. Dieses zeigte sich
bei der Handwerksreform, wo wir in
der „Anlage A“ (Was heißt das für den
Laien? Fachklassen duales System) ?
geblieben sind.
Worin sehen Sie in den nächsten
Jahren die größten Herausforderungen,
die auf das Handwerk
zukommen?
Ganz klar wird es die Nachwuchsgewinnung
sein, aber auch die ständig
wachsende Bürokratie.
Wie sieht die Lage
in Ihrem Gewerk aus?
Derzeit haben die Betriebe noch mit
dem Lockdown zu tun. Gleichzeitig
sind es die Hygienemaßnahmen, die
einzuhalten sind. Und was passiert,
wenn es zu einer Schließung kommt?
Hier sind die Sorgen doch sehr groß.
Wo müsste sich etwas ändern?
Es berichteten mir KollegInnen, die
Kontrollen hatten durch die Behörden,
wo man sich als Täter schuldig fühlte,
hier sollte es ein besseres Miteinander
stattfinden. Auch sollte es mit der
Abrechnung beim Landkreis vereinfacht
werden, wenn ein Mitarbeiter
behördlich zu Hause bleiben sollte.
Foto: Tonn
Foto: Pixabay
LEBENSLAUF
Geb. 05.01.66 in Otterndorf
1982 Realschulabschluss
1982 Ausbildung zum Friseur
in Cuxhaven
April 1983 Wechsel
nach Lamstedt
Aug 1984 Meininghaus
Friseurfachschule
1985 Gesellenprüfung
April 1986 – Juli 1987
Bundeswehr
1987 – 1989 als Geselle tätig
August bis Dezember 1989
Meisterschule Meininghaus
bis 1997 als Geselle tätig
Seit 1998 Selbstständig
Seit 2007 Stellvertretender
Obermeister
Seit 2012 Obermeister
Seit 2014 im Wisoausschuss
des LIV Niedersachsen