
Seite 8 HANDWERK 17. September 2020
„Nahrungsmittel-
Künstler”
Mit Herz, Hand und
Verantwortung
Herr Brandt, was bedeutet
Handwerk für Sie?
Zukunftssichere Arbeitsplätze in oft
familiengeführten Unternehmen mit
großer sozialer Anbindung.
Wie kann man die Menschen zu
mehr Wertschätzung am Handwerk
überzeugen?
Vom eigenen Produkt überzeugen
und über die Herkunft aufklären
durch Gespräch und Werbung.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf
gekommen?
Durch Zufall.
Was war damals anders? Hat sich
in den letzten Jahren etwas im
Handwerk verändert?
Änderungen in der Technisierung der
Arbeitsabläufe.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Den Umgang mit hochwertigen
Lebensmitteln und daraus tolle Produkte
herzustellen und den direkten
Kontakt zum Kunden.
Was wären Sie sonst noch gerne
geworden?
Vielleicht Koch oder Bäcker.
Was macht Ihr Gewerk für junge
Leute interessant?
Dass traditionelles Handwerk sich mit
moderner Technik vereint.
Was sind die Gründe, die Sie
antreiben, sich als stellvertretender
Obermeister ehrenamtlich für das
Handwerk zu engagieren?
Ich wünsche mir mehr Zusammenhalt
mit den Kollegen, damit wir in
der Öffentlichkeit mit einer Stimme
sprechen und wahrgenommen werden.
Zum Beispiel gegen überbordende
Bürokratie vorgehen.
Worin sehen Sie in den nächsten
Jahren die größten Herausforderungen,
die auf das Handwerk
zukommen?
Die Politik muss uns endlich zuhören,
um uns zu verstehen und das Handwerk
richtig einzuschätzen.
Wie sieht die Lage
in Ihrem Gewerk aus?
Leider schließen viele Kollegen, und
somit nimmt man uns in der Öffentlichkeit
immer weniger wahr.
Wo müsste sich etwas ändern?
Politik braucht Aufklärung von der
Basis und nicht uns neue Vorgaben
von Industrie und Verwaltung auferlegen.
Welche Spuren wird die Coronavirus-
Pandemie in den Handwerksbetrieben
hinterlassen? Wie sieht es
in Ihrem beruflichen Umfeld aus?
Stark betroffen sind alle Betriebe mit
Partyservice und die im Schaustellergewerk
tätig sind. Es ist schwierig zu
sagen, ob im nächsten Jahr noch alle
am Markt sind.
Engagieren Sie sich mit Ihrem
Betrieb sozial?
Wir unterstützen Vereine, Schulen und
soziale Einrichtungen aus der Region.
Wir bieten Infoveranstaltungen und
Führungen für interessierte Gruppen
an.
Handwerk ist vielseitig und ein
gutes Stück Tradition. Werben Sie
für Ihren Beruf?
Wir bieten Infoveranstaltungen und
Führungen für interessierte Gruppen
an. Durch die Betriebsführung ist
schnell ein persönliches Gespräch
entstanden mit input.
Wie sieht ein Tag
in Ihrem Leben aus?
Er beginnt zwischen fünf und sechs
und endet am Abend oft mit einem
Ehrenamt oder ähnlichem.
Ihr Lieblingsplatz ist wo –
und warum?
Ich fühle mich überall wohl.
Wenn Sie einen politischen Wunsch
für das Handwerk allgemein und Ihr
Metier frei hätten: Was würden Sie
sich wünschen?
Dass die Petition „Benachteiligung
vom Handwerk gegenüber Industrie“
der Fleischer Nationalmannschaft
ausreichend unterschrieben und
eingereicht wurde und im Deutschen
Bundestag ein Erdbeben auslöst.
INTERVIEW mit Detlef Brandt,
(Fleischerei Guthahn),
stellvertretender Obermeister
der Fleischer-Innung
Elbe-Weser.
Foto: Tonn
Foto: Pixabay
LEBENSLAUF
1981 – 1984 Ausbildung zum
Fleischerei-Fachverkäufer im
Einzelhandel
1984 – 1986 Ausbildung zum
Fleischer im Fleischer-Handwerk
1991 Meisterprüfung
Betriebsgründung: 1934 Claus
Guthahn; Übernahme 1995 durch
Kauf. Also zogen wir mit
unserem Sohn Jan-Christoph,
der jetzt auch schon im Betrieb
tätig ist, aus der Wingst nach
Osten. Danach folgten
Renovierungsarbeiten in der
Wurstküche und der Kochküche.
Der Schlachtraum wurde
verlagert und somit erweitert
und 2004 konnte dann das neue
Geschäft im direkten Anbau
eröffnet werden.