Sie waltet über das Gedächtnis des Landkreises Cuxhaven: Julia Kuhnt leitet seit Oktober 2024 das Kreisarchiv und das Kranichhaus-Museum in Otterndorf. Foto: Mangels
Sie waltet über das Gedächtnis des Landkreises Cuxhaven: Julia Kuhnt leitet seit Oktober 2024 das Kreisarchiv und das Kranichhaus-Museum in Otterndorf. Foto: Mangels
Gedächtnis des Cuxlands

Die neue Herrin der Akten: Julia Kuhnt leitet das Archiv des Landkreises Cuxhaven

von Christian Mangels | 11.07.2025

Geschichten aus der Region und oft längst Vergessenes schlummern im Kreisarchiv in Otterndorf. Für dessen Bestand ist seit Oktober 2024 Julia Kuhnt aus Cuxhaven verantwortlich. So tickt die neue Archivleiterin.

Historische Stiche an der Wand, eine imposante Stuckdecke, unzählige Bücher zum Nachschlagen im Regal und ein Computer, randvoll mit Dateien über die Geschichte des Landkreises Cuxhaven: Das ist der Arbeitsplatz von Julia Kuhnt. Seit neun Monaten ist sie die neue Leiterin des Kreisarchivs und des Kranichhaus-Museums. Nachdem ihr Vorgänger Dr. Axel Behne in den Ruhestand verabschiedet worden war, hat die 50-Jährige seinen Platz im einstigen Landratsbüro eingenommen.

Eine lange Einarbeitungszeit hat die neue Leiterin nicht gebraucht, denn die gebürtige Krefelderin gehört schon seit dem Ende der 1990er-Jahre zum Team des Kreisarchivs, kennt jedes Regal, jede Schublade und nahezu jede Akte in den altehrwürdigen Räumen an der Marktstraße in Otterndorf. Manche Dokumente und Urkunden im Archiv sind 600 Jahre alt. "Verstaubt ist die Arbeit deswegen noch lange nicht", versichert Julia Kuhnt. Durch die technische Entwicklung würde sich das Berufsbild des Archivars gerade in eine ganz andere Richtung entwickeln. Digitalisierung ist das Thema der Stunde. Julia Kuhnt will hier einen Schwerpunkt ihrer Arbeit setzen.

Die neue Archivleiterin ist im Rheinland aufgewachsen und hat schon zu Grundschulzeiten großes Interesse für Geschichte gezeigt. "Ich kann mich an ein Projekt zur Regionalgeschichte erinnern. Wir haben Burgen besucht", blickt Julia Kuhnt zurück. Nicht nur über die Vergangenheit habe sie damals viel erfahren, sondern auch über die Gegenwart. "Diese Mischung hat mir gut gefallen." Der Leistungskurs Geschichte und ein duales Studium im Archivwesen und der Verwaltung mit Praxisanteilen festigten ihren Wunsch, als Archivarin zu arbeiten. Seit 1997 steht sie im Dienst des Landkreises Cuxhaven.

Die Außenpräsentation des Kreisarchivs verstärken

Die Mutter zweier Kinder (neun und 17 Jahre alt) versteht sich nicht als reine Verwalterin der Vergangenheit, die in einer stillen Kammer vor sich hin brütet. Wichtig ist ihr, die Erinnerung lebendig zu halten und die Außenpräsentation des Kreisarchivs zu verstärken. "Viele wissen gar nicht, wie umfangreich hier unsere Bestände sind", verweist Kuhnt auf die gut ­gefüllten Magazine mit Urkunden, Dokumenten, Fotos und Zeitungsbänden.

Insbesondere junge Menschen will die in Cuxhaven lebende Archivarin für die Geschichte der Cuxland-Region interessieren und begeistern. Sie veranstaltet Vorträge, organisiert mit ihrem Team Ferienpass-Aktionen und will die Zusammenarbeit mit Schulen intensivieren. Es gibt ein Gemeinschaftsprojekt mit der Volkshochschule und eine enge Zusammenarbeit mit der Kranichhaus-Gesellschaft. "Geschichte ist für die Menschen da. Sie hat keinen Selbstzweck", sagt Julia Kuhnt.

Aktuell bereitet sie eine Ausstellung zum Thema Nationalsozialismus und Rechtsextremismus vor, ein Projekt, das einen Bogen von der Historie ins Hier und Jetzt schlägt. Im Rahmen des Themenjahres "Demokratieförderung und Erinnerungskultur" arbeitet die Kreisarchivleiterin eng mit den Fachbereichen Kultur & Ehrenamt und Sozialplanung zusammen.

Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit sieht Kuhnt im Notfallmanagement (Was passiert, wenn es brennt?) und in der Zusammenarbeit mit den Kommunen. Denn das Kreisarchiv verwahrt nicht nur die schriftliche Überlieferung des Landkreises Cuxhaven und seiner Rechtsvorgänger, sondern auch die Dokumente der Gemeinden im Kreisgebiet. Was viele Menschen gar nicht wissen: Nicht nur jahrhundertealte Urkunden und Akten landen im Kreisarchiv, sondern auch neuere Dokumente aus den Ämtern und Kommunen. Julia Kuhnt drückt es so aus: "Wir schreiben jetzt die Geschichte der Zukunft."

Bei jedem Dokument, das den Weg ins Kreisarchiv findet, stellen sich die Mitarbeitenden die Frage, ob es für die Nachwelt erhaltenswert ist. Julia Kuhnt: "Die Übernahmequote liegt bei fünf bis zehn Prozent." Das entspreche dem geltenden archivfachlichen Standard.

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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