
Kegelbahn weicht für neuen Schießstand: Schützenverein Zollbaum-Wingst baut um
Der Schützenverein Zollbaum-Wingst steht vor einer Herausforderung: Ein veralteter Schießstand zwingt zu Modernisierungen. Trotz begrenzter Mittel wird ein Umbau in Angriff genommen, um den Fortbestand des Vereins zu sichern.
Der Schützenverein Zollbaum-Wingst stellt sich neu auf - nicht aus Luxusgründen, sondern aus Notwendigkeit. Denn der Zustand des bestehenden Schießstandes genügt nicht mehr den heutigen Anforderungen. "Ohne Investitionen in die Schießanlagen hat der Verein keine Zukunft", hieß es in der Einladung zur außerordentlichen Mitgliederversammlung von Vereinspräsident Detlef Brandt.
Bereits im November 2022 wurde auf der Mitgliederversammlung der Beschluss zum Umbau gefasst. Seitdem hat der Verein Genehmigungen eingeholt, Förderanträge gestellt - und zumindest einen Teilerfolg erzielt: Eine Förderung in Höhe von über 21.000 Euro wurde zugesagt. Doch der tatsächliche Finanzbedarf übersteigt diese Summe deutlich.
Große Pläne, begrenzte Mittel
Mehr als 175.000 Euro soll der umfassende Umbau kosten. Die Differenz zur Fördersumme ist beträchtlich - über 150.000 Euro. Da sich diese Summe nicht einfach "zusammenkratzen" lässt, musste der Verein reagieren - mit einer "kleinen Lösung", wie es der Präsident nennt: Für zunächst 70.000 Euro soll wenigstens der Luftgewehrstand modernisiert werden. Die Umsetzung erfolgt pragmatisch: Die alte Kegelbahn im Gebäude der Gastwirtschaft wird zum Luftgewehrstand umfunktioniert. Der bestehende Schießstand sei technisch überholt und entspreche nicht mehr den aktuellen Sicherheits- und Nutzungsstandards. Auch eine Digitalisierung der Anlage ist vorgesehen.
Spendenaktion: Bausteine für die Zukunft
Um die Finanzierung zu stützen, hat der Verein eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Per Internetvideo werden Unterstützerinnen und Unterstützer aufgerufen, sogenannte "Bausteine" im Wert von je 50 Euro zu erwerben. "So unterstützt ihr unseren Verein und unseren Umbau", heißt es im Clip. Ab dem Jahr 2026 sollen die Bausteine bei der Jahreshauptversammlung per Losverfahren zurückgezahlt werden.
Eigenleistung und Ehrenamt
Neben Geld ist auch Zeit gefragt. Der Umbau soll maßgeblich durch Eigenleistung gemeistert werden. "Wir zählen auf euch - unsere Mitglieder! Ob durch den Kauf eines Bausteins oder durch Eigenleistung beim Umbau: Jeder Beitrag bringt uns dem Ziel näher!", appelliert der Verein auf seiner Internetseite. Der Umbau soll im August starten und bis spätestens Dezember abgeschlossen sein.
Mehr als ein Einzelfall
Dass solche Maßnahmen keine Ausnahme mehr sind, weiß auch Thomas Brunken, Präsident des Bezirksschützenverbandes Elbe-Weser-Mündung und stellvertretender Vorsitzender des Schützenvereins Köstersweg. "Viele Vereine haben jahrelang von der bestehenden Substanz gelebt. Die Richtlinien im Schützenwesen haben sich aber geändert", erklärt Brunken. Vor allem die strengeren Vorgaben zu Sicherheit, Aufsicht und Infrastruktur brächten viele Vereine an ihre Grenzen.
"Die Auflagen zu erfüllen, ist eine schwierige Aufgabe"
"Gerade Vereine, die nicht in Verbänden organisiert sind, also keinen Anspruch auf Fördermittel haben, trifft das hart", so Brunken weiter. In seinem Bezirk mussten im letzten Jahr zwei Vereine ihre Arbeit einstellen, weil ihre angeschlossenen Gaststätten schlossen - und somit auch die Schießstände wegfielen. Der Umbau unter heutigen Auflagen sei für viele keine realistische Option: "Die Auflagen zu erfüllen, ist eine schwierige Aufgabe."
Beispiele dafür gibt es viele: regelmäßige sicherheitstechnische Abnahmen, moderne Kugelfangsysteme, digitale Anzeigetechnik, getrennte Waffenaufbewahrung oder lärmtechnische Anpassungen. "Alle Vorgaben zu erfüllen - da kommen Vereine schnell in Schieflage", so Brunken. Der Schützenverein Zollbaum-Wingst hat sich mit vereinten Kräften und der "kleinen Lösung" vorerst gegen diesen Trend gestellt. Detlef Brandt ist überzeugt: "Mit dem Umbau sichern wir den Bestand des Vereins." Und vielleicht gelingt es so, irgendwann auch die "große Lösung" Realität werden zu lassen.