Gefangen in der Zeitschleife: Digitalisierung - Fluch oder Segen?
Seit vielen Jahren begeistert die Kolumne "Moin Cuxhaven" die Leserinnen und Leser der Cuxhavener Nachrichten. Inzwischen sorgt die Rubrik auch auf cnv-medien.de für Unterhaltung und Information. Heute: Digitalisierung alltagstauglich machen.
Die Verzweiflung war manchen im Publikum nach der Informationsveranstaltung in Groden schon anzumerken: Der Zugang zur neuen Hausarztpraxis wird nur noch digital möglich sein - kann ich das schaffen? "Früher waren wir auch mal die Jungen", sagte einer beim Herausgehen verständnisvoll.
Die Digitalisierung ist eines der mächtigsten Zeichen unserer Zeit - und wie viele dabei mitgehen können, hängt auch ganz entscheidend davon ab, wie benutzerfreundlich Portale gestaltet sind. Ganz unabhängig von Alter und Erfahrung übrigens. Oft genug habe ich mich schon mitten in der Nacht gefragt, ob manche Seiten vielleicht absichtlich so kompliziert gestaltet sind, dass die Benutzer überhaupt nicht zum Ziel kommen sollen. Gefangen in einer Zeitschleife zwischen Passwörtern, Zwei-Faktor-Authentifizierung, Verweisen auf andere Seiten und Zittern beim Bezahlen habe ich mich gefragt, ob es wirklich richtig ist, alles selbst zu erledigen, wofür früher diverse Berufsgruppen beschäftigt wurden.
Andererseits gibt es Vorgänge, die so unkompliziert geworden sind, dass man schon nach wenigen Minuten um eine Aufgabe erleichtert ist. Es lohnt sich also, sich damit zu beschäftigen und ich kenne viele Ältere und auch sehr Betagte, die das auch notgedrungen (oder sogar sehr interessiert!) tun.
Ungeachtet dessen sehe ich eine große Lücke für Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, über die zu reden ist. Nicht mehr gut schauen, kaum mehr das Handy halten oder vielleicht auch schlichtweg nicht lesen zu können, ist schließlich kein Versäumnis. Und nicht jeder kann auf Unterstützung im privaten Rahmen zählen oder an den tollen bereits laufenden Selbsthilfeangeboten teilnehmen. Alle anderen werden sich voraussichtlich über kurz oder lang aufmachen müssen und treffen dabei idealerweise auf Seiten, in denen die Orientierung kein Geduldspiel (mehr) ist.