Wettkampf abschaffen, statt den Umgang damit zu vermitteln
Seit Jahrzehnten begeistert die Kolumne "Moin Cuxhaven" die Leserinnen und Leser der Cuxhavener Nachrichten. Inzwischen sorgt die Rubrik auch auf cnv-medien.de für Unterhaltung und Information. Heute: Das Mantra "Hauptsache Spaß haben".
"Ich möchte nicht eingewechselt werden." Ein Satz, den ich am vergangenen Wochenende beim Hockey-Punktspieltag nicht nur von einem Kind gehört habe. Und er hat mich nachdenklich gemacht.
Kinder sollen und dürfen Wettkämpfe erleben. Sport lebt vom Messen, vom Gewinnen - und eben auch vom Verlieren. Doch der Fokus verschiebt sich immer häufiger hin zu einem Mantra: Hauptsache Spaß haben. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Problematisch wird es dort, wo Leistung, Ehrgeiz und Wettbewerb zunehmend als etwas Negatives gelten. Zum Glück ist das nicht bei allen Kindern so. Es gibt sie noch: die, die sich messen wollen, die nach dem Spiel sofort auf die Tabelle schauen und ausrechnen, was noch nötig ist, um vielleicht doch den Pokal zu holen. Die für ein Ziel trainieren. Doch immer mehr Kinder scheinen mit Leistungsdruck kaum noch umgehen zu können.
Ein Grund dafür könnte sein, dass wir ihn systematisch vermeiden. Bundesjugendspiele in der Grundschule sind kein leistungsorientierter Wettkampf mehr. Beim Basketball in der Jugend wird das Ergebnis teilweise nicht mehr angezeigt, um niemanden zu demotivieren - auch wenn die Kinder natürlich sehr genau wissen, wie es steht.
Im deutschen Jugendfußball geht man noch einen Schritt weiter: Seit der Saison 2024/2025 gibt es in den jüngsten Altersklassen keine Tabellen, keine Ergebnisse und keine Meisterschaften mehr. Der Deutsche Fußball-Bund will so den Fokus auf Spaß und Entwicklung legen. Die Frage ist nur: Seit wann kann Verlieren keinen Spaß mehr machen? Alles geben, kämpfen, am Ende verlieren - und trotzdem stolz sein. Verlieren zu lernen, mit Enttäuschungen umzugehen und wieder aufzustehen, ist eine Fähigkeit fürs Leben. Den Wettkampf abzuschaffen, statt den Umgang damit zu vermitteln, halte ich für den falschen Weg. Sonst hören wir diesen Satz bald noch häufiger: "Ich möchte nicht eingewechselt werden." Oder schlimmer noch: "Ich möchte gar nicht mehr spielen."