Wie war eine Kindheit ohne "Eis wie Sahne" überhaupt möglich?
Seit Jahrzehnten begeistert die Kolumne "Moin Cuxhaven" die Leserinnen und Leser der Cuxhavener Nachrichten. Inzwischen sorgt die Rubrik auch auf cnv-medien.de für Unterhaltung und Information. Heute: Lokale Spezialitäten.
Kürzlich waren wir Redaktionsmitglieder nach Feierabend auf dem Weihnachtsmarkt verabredet. Nachdem wir kurz an die verschiedenen Buden ausgeschwärmt waren und danach wieder zusammenkamen, verkündete ein Kollege die News des Tages, die er zwischenzeitlich herausgefunden hatte: "Maren, sie kennt ,Eis wie Sahne' nicht!"
Gemeint war unsere erst vor ein paar Wochen zu uns gestoßene neue Volontärin. Erstaunt verfolgte sie, wie wir in Schwärmereien ausbrachen (mein Kollege outete sich sogar als einer der Puristen, die stets nur die süße Creme - ohne Eis - ordern) und uns überhaupt nicht vorstellen konnten, dass jemand seine Kindheit ohne "Eis wie Sahne" auf dem Fleckenmarkt erlebt haben könnte. Gleich fingen wir an zu sinnieren, auf welcher Veranstaltung im Cuxland wir diesen Eisstand wohl als Nächstes wieder finden könnten. Dass wir dazu auch unsere junge Kollegin einladen, ist ja wohl klar!
Zu Hause nahm ich natürlich sofort die Recherche auf. Der Ursprung scheint auf die 1922 in Bremen gegründete Eismanufaktur von Manke und Coldewey zurückzugehen, auf deren Eiswagen seit Generationen der Schriftzug "Eis wie Sahne" prangt. Die Scheiben mit dem rot-weißen Spiralmuster, die sich im Hintergrund des Wagens drehen, verdeckten früher die Antriebe der Eismaschinen, heute dienen sie nur noch der Dekoration.
Im Zusammenhang mit dem Fleckenmarkt kann ich mich übrigens noch an einen weiteren Aha-Moment erinnern, nämlich den Tag, an dem mir (ich muss wohl Grundschulkind gewesen sein) klar wurde, dass Veranstaltungen dieser Art nicht in jeder Stadt der Welt "Fleckenmarkt" hießen, sondern der Oberbegriff "Jahrmarkt" lautete - oder eben je nach Region Dom, Freimarkt, Kirmes oder Rummel.