Familienfoto der siebenköpfigen Pinguin-Familie: Im Wasser sind die Pinguine so schnell unterwegs, dass man sie sich nur schwer gleichzeitig auf ein Bild bekommt.
Familienfoto der siebenköpfigen Pinguin-Familie: Im Wasser sind die Pinguine so schnell unterwegs, dass man sie sich nur schwer gleichzeitig auf ein Bild bekommt.
Vögel, die nicht fliegen können

Humboldt-Pinguine: Eine schwarz-weiße Familienbande im Cuxhavener Kurpark 

von Denice May | 06.12.2025

Selbst bei Nieselregen lockt das Pinguingehege im Cuxhavener Kurpark Besucher an. Ein Blick in die faszinierende Welt der Humboldt-Pinguine.

Es ist ein nasskalter Dezembernachmittag, kurz vor 15 Uhr, mitten in der Woche. Im Kurpark ist es noch still. Das Knirschen des nassen Laubs unter den Schuhen ist zu hören, vom angrenzenden Winterzauber dringen leise Weihnachtslieder herüber. Mit jedem weiteren Schritt Richtung Pinguingehege wird es wuseliger. Kinder und Erwachsene mit roten Nasen und kuschelig-warmen Mützen stehen schon gespannt am Beckenrand. Denn bei den Humboldt-Pinguinen ist Fütterungszeit.

Deshalb herrscht auch im Wasser bereits Hochbetrieb. Die Pinguine rasen wie kleine Pfeile durchs Becken, tauchen in engen Bögen, schnellen blitzartig nach oben und wieder hinab. "Oh, die sind aber schnell!", ruft ein Kind, während die Tierpflegerin mit einem Eimer Heringe das Gehege betritt. Sie lächelt. "Müssen sie auch sein. In freier Wildbahn jagen Pinguine ihre Beute - und Fische sind flink."

Viele Besucher wundern sich an solchen Tagen, ob es den Tieren nicht zu kalt sei. Schließlich stammen Humboldt-Pinguine ursprünglich aus den sonnigen Küstenregionen Südamerikas. Doch sie sind erstaunlich anpassungsfähig - und an das norddeutsche Klima längst gewöhnt. Ihr Gefieder macht's möglich: eine isolierende, wärmespeichernde Innenschicht und eine wind- und wasserdichte Außenschicht, die selbst hartnäckigen Nieselregen mühelos abhält. Fünf der insgesamt sieben Pinguine sind sogar hier im Kurpark geschlüpft und aufgewachsen - sie sind also echte Cuxhavener.

Die Außenschicht des Pinguin-Gefieders ist wind- und wasserdicht. Jede Brust trägt ein einzigartiges Muster dunkler Punkte.

Besonders ins Auge fällt das harmonische Zusammenspiel der kleinen Gruppe. Hier lebt tatsächlich eine komplette Pinguinfamilie: Crazy und Bono (2014 und 2015 im Jaderpark geboren) sind ein Paar fürs Leben, das seit vielen Jahren Seite an Seite durch den Kurparkalltag watschelt. Ihre Kinder - Oskar (2019), Jona (2019), Frida (2020), Theo und Edda (beide 2024) - bilden eine quirlig-bunte Mischung, in der jeder seinen ganz eigenen Charakter hat. Übrigens: Pinguinpaare finden sich über ihre Stimme wieder, die verblüffend an das Ia eines Esels erinnert.

Auch der Mythos, alle Pinguine sähen gleich aus, löst sich schnell auf, sobald sich die Tiere aus dem Wasser bewegen und man genau hinschaut. Denn jede Brust trägt ein einzigartiges Muster dunkler Punkte, so individuell wie ein Fingerabdruck. Man muss nur hinschauen - und geduldig sein, denn Stillstehen ist nicht unbedingt die Stärke von den Pinguinen, die ausgewachsen zwischen 66 und 73 Zentimeter groß sind.

Zwei Mal täglich bekommen die Pinguine im Kurpark-Zoo Heringe gefüttert.

Wer regelmäßig im Kurpark unterwegs ist und die Humboldt-Pinguine besucht, dem ist eine Sache bestimmt schon aufgefallen. Denn einmal im Jahr verändert sich das Bild im Gehege drastisch: die Mauser. Drei Wochen lang bleiben die Tiere dann an Land, weil sie ihr gesamtes Gefieder austauschen. Sie wirken in dieser Zeit etwas pummelig, weil sie vorher ordentlich gefuttert haben - schließlich leben sie in der mausernden Phase von ihren Reserven. Im Alltag dagegen stehen zwei Mahlzeiten auf dem Programm, und bis zu 14 Fische pro Tag verschwinden in ihren Schnäbeln. Je nach Wetter, Laune und Lebensphase mal mehr, mal weniger.

Humboldt-Pinguine sind im Wasser pfeilschnell, denn in freier Wildbahn müssen sie sich ihr Futter erjagen.

Beobachtet man die Pinguine länger, erkennt man schnell ihre Rituale. Zum Dösen stehen sie oft einfach da, halb wach, halb weggetreten. Im Tiefschlaf kippen sie nach vorn und liegen auf dem Bauch, als hätten sie mitten im Schritt die Pausentaste gedrückt. Und manche schaukeln sogar schlafend auf dem Wasser, als hätten sie sich ein eigenes kleines Boot gemietet. Am wohlsten und sichersten fühlen sie sich ohnehin im Wasser - dort jagen, flitzen und spielen sie mit großer Freude. Im besten Fall, wenn es das Wetter zulässt, das ganze Jahr über. Erst wenn das Becken im tiefsten Winter zufriert, ziehen sie ins Innengehege um. Bis dahin trotzen sie Wind und Wetter mit Gelassenheit.

Und während die Besucher nach der Fütterung langsam weiterziehen, im Hintergrund die Weihnachtsmusik etwas lauter gedreht wird und es leicht anfängt zu nieseln, gleiten die Pinguine weiter durch ihr Revier - elegant, flink und sehr lebendig für einen so grauen Nachmittag.

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Denice May

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

dmay@no-spamcuxonline.de

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