Ein Ticket, viele Möglichkeiten: Kreis prüft neues Gästekarten-Modell fürs Cuxland
Im Cuxland könnte bald eine Gästekarte Urlaubern und Einheimischen freien Zugang zu vielen Freizeitangeboten bieten. Ein bewährtes System aus Süddeutschland soll helfen, Tourismus und lokale Wirtschaft zu stärken.
Der Landkreis Cuxhaven könnte schon ab 2027 eine gemeinsame Gästekarte für die gesamte Region einführen. Das System würde Urlaubern und - in einer Variante - auch Einheimischen freien oder vergünstigten Zugang zu vielen Freizeitangeboten ermöglichen. Im Tourismusausschuss wurden nun die ersten konkreten Pläne vorgestellt.
Erfolgsmodell aus dem Süden - jetzt an der Küste?
In Süddeutschland ist das Konzept bereits bewährt: Gäste erhalten beim Check-in automatisch eine Karte, die Zugang zu Freizeitangeboten ermöglicht. Entwickelt wurde das System vor fast zwei Jahrzehnten von Andreas Feustel (WiiF GmbH), der es nun für das Cuxland angepasst hat. "Wir bauen hier kein Experiment, sondern übertragen ein funktionierendes System auf eine neue Region", erklärte Feustel. Laut seiner Erfahrung steigern solche Karten Aufenthaltsdauer und Gästezufriedenheit deutlich: "Eine gut gestaltete Gästekarte erhöht die Attraktivität einer Region spürbar."
So könnte das System im Cuxland aussehen
Die Idee: Gäste erhalten die digitale Karte automatisch, wenn sie in einer teilnehmenden Unterkunft übernachten. Die Vermieter zahlen dafür eine Umlage - im Kreis Cuxhaven wären das nach aktuellem Vorschlag rund fünf Euro pro Person und Nacht. Dieser Betrag bildet den Finanzierungspool, aus dem Freizeitbetriebe einen Ausgleich erhalten, wenn sie Kartennutzer kostenlos hineinlassen.
Dabei wird nicht der volle Eintrittspreis ersetzt, sondern ein fest vereinbarter Anteil. Für die Betreiber von Bädern, Museen oder Stränden kann sich das trotzdem lohnen, weil deutlich mehr Menschen kommen, wenn kein zusätzlicher Eintritt fällig wird. Nach dem Modell profitieren am Ende alle Beteiligten: Gastgeber punkten mit einem attraktiven Verkaufsargument, Freizeiteinrichtungen verzeichnen höhere Besucherzahlen - und Urlauber können ihren Aufenthalt flexibler und preisgünstiger planen. "Wir schaffen damit ein faires System, bei dem Gastgeber, Leistungspartner und Gäste profitieren", so Andreas Feustel.
Bereits mehrere Anbieter, darunter die Moor-Therme, Wattführungsbetriebe und Strandkorbvermieter, haben Interesse signalisiert. Auch Bremerhaven könnte sich anschließen. Tourismusdezernent Ralf Barghorn betonte: "Die Idee findet viel Zuspruch, aber ohne breite Beteiligung der Vermieter wird das Projekt nicht tragfähig."
Vorteile für die Stadt Cuxhaven
Die Gästekarte könnte auch für die Stadt Cuxhaven Vorteile bringen, wenn sie mit ins Boot steigt. Denn da die Sonderregelung der Bettensteuer zum Jahreswechsel 2026/27 endet, steht Cuxhaven unter erheblichem Druck, die Tourismusfinanzierung neu zu strukturieren. Die geplante Gästekarte könnte für die Stadt ein Modell darstellen, das Einnahmen neu verteilt und gleichzeitig den Gästen einen Mehrwert bietet. Läuft ein Teil der Finanzierung künftig über die Gastgeber-Umlage, könnte dies den Wegfall oder eine Reduzierung der Bettensteuer zumindest abmildern. Damit ist die Gästekarte nicht nur ein Komfortangebot für Urlauber, sondern auch ein Baustein einer langfristigen Strategie, um mögliche Einnahmenverluste auszugleichen und die touristische Infrastruktur stabil zu halten.
Bürger-Plus-Karte für Einheimische
Parallel zur Gästekarte wird an einem Angebot für die Bevölkerung vor Ort gearbeitet. Die sogenannte Bürger-Plus-Karte soll vergünstigte oder kostenlose Eintritte ermöglichen. Im Unterschied zu Touristen müssten Einheimische die Karte jedoch erwerben. Apropos Zahlen: Die Einführung der Gästekarte wird auf bis zu 300.000 Euro geschätzt, ein Teil soll über Fördermittel gedeckt werden, ein Anlaufverlust ist einkalkuliert. Starten könnte die Karte zum 1. Januar 2027. "Das ist sportlich, aber machbar", so Barghorn. Bevor es weitergeht, sollen die Gemeinden umfassend informiert werden.
Fest steht: Die Entscheidung, ob das Cuxland zu einer der ersten norddeutschen Regionen mit einer umfassenden digitalen Gästekarte wird, hängt vor allem davon ab, wie groß die Bereitschaft der Gastgeber ist. Die kommenden Monate sollen genutzt werden, um diese an einen Tisch zu holen - denn das System kann nur gelingen, wenn möglichst viele mitmachen.
Die möglichen Modellvarianten:
- Basis-Modell: Rabatte auf Eintritte, finanziert über den Gästebeitrag.
- Gästekarte Plus: kostenfreie Nutzung vieler Angebote; komplett umlagefinanziert durch Gastgeber.
- Bürgerkarte Plus: Kaufmodell für Einheimische mit freien oder vergünstigten Leistungen.