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reicht. Dann kommen auch zusätzlich Menschen
aus Hamburg, Bremen und anderen
Regionen.
Herr Adamski, hat mit dem erfolgreichen
Entwurf des Büros Holzer Kobler Architekturen
aus Berlin auch Ihr Favorit das Rennen
um die Gunst der Jury gewonnen?
Martin Adamski: Wir haben aus über zehn
Büros drei ausgewählt. Die Auswahlkriterien
hierfür waren Projekte mit ähnlichen
Rahmenbedingungen wie im AFH – Hafennachnutzung,
Bauen am Wasser, Umgang
mit historischer Substanz, Erlebnischarakter
und vieles mehr. Ich freue mich, dass
der Entwurf den Zuschlag bekommen hat,
der aus meiner Sicht am stärksten die Authentizität
des AFH bewahrt und dennoch
die Transformation in das Jahr 2018 mit
neuem Nutzungsmix schafft.
Viele Cuxhavener waren total überrascht,
als sie kurze Zeit nach der Bekanntgabe
des Juryentscheids erfuhren, dass der Unternehmer
Peter Plambeck direkt vor den
historischen Hapag-Hallen eine 16 Türme
umfassende Silo-Anlage für Abfälle der
Ölplattform Mittelplate errichten wird. Was
sagen Sie zu dieser Investition gerade an
dieser Stelle?
Norbert Plambeck: Ich hatte darauf keinerlei
Einfluss. Für die Entwicklung des AFH
sehe ich kein Problem! Aber es ist für die
weitere Entwicklung zum Kreuzfahrtstandort
und damit die Entwicklung des maritimen
Zentrums des Tourismusstandortes
Cuxhavens ein nicht unerheblicher Störfaktor.
Aus meiner Sicht jedenfalls ist weder Peter
Plambeck noch der DEA etwas vorzuwerfen.
Man hat formal alles richtig gemacht.
Der Oberbürgermeister hat seine Zustimmung
für diesen Standort gegeben. Seit
Ende 2016 habe ich immer wieder auf die
Achse AFH, Hapag-Hallen und Steubenhöft
als bedeutend für die Entwicklung des
Tourismusstandortes hingewiesen.
Man hat, wenn überhaupt schon, die Bedeutung
des Standortes um die Hapag-Hallen
für den Tourismus Cuxhavens zu spät
erkannt. Jetzt werden wir die nächsten Jahre
damit leben müssen.
Es ist ja immerhin eine hochmoderne Anlage,
von der sicher keine Gefahr ausgeht.
Sie kann auch als ein gutes Beispiel für den
modernen und umweltgerechten Umgang
mit Abwässern dienen.
Langfristig wäre natürlich wünschenswert,
wenn der gesamte Bereich zwischen Lübbertkai,
Steubenhöft und Lenzkai für die
Entwicklung des Kreuzfahrtstandortes zur
Verfügung stünde. Schlechtreden sollten
wir den Standort deswegen nicht. Nach vorne
schauen ist jetzt die Devise.
Sehen Sie Ihre Pläne für das „Hotel am Tor
zur Welt“ schräg gegenüber den Hapag-Hallen
durch die Silo-Anlage gefährdet, schließlich
handelt es sich um zum Teil giftige Stoffe,
die dort eingelagert werden?
Norbert Plambeck: Nein, Giftstoffe sollen
dort nicht umgeschlagen werden. Die Menschen
kommen ja wegen der Hafenatmosphäre,
auch der AFH bleibt ja deswegen
ein Gewerbehafen. Immerhin bringt die
Anlage interessanten Schiffsverkehr.
Herr Adamski, die Aufgabenstellung, die die
Stadtverwaltung den drei am Wettbewerb
beteiligen Architektenbüros an die Hand
gab, sah für das Kopfende des Alten Fischereihafens
ein Gebäude vor, das die 30-Meter-
Marke nicht überschreiten sollte. Keines der
Büros hat sich daran gehalten. Besteht an
dieser exponierten Stelle auch die Möglichkeit,
ein Hotel mit einer Höhe von 60 Metern
zu errichten, wie es die Pläne suggerieren?
Welche Voraussetzungen müssten für so ein
hohes Gebäude erfüllt sein?
Martin Adamski: Die angedachte 30-Meter
Marke orientiert sich an der Höhe
des Havenhostels. Sie ist ableitbar und
nachvollziehbar, aber, wie das Ergebnis
des Wettbewerbs zeigt, nur eine mögliche
städtebauliche Interpretation. Die Wettbewerbsteilnehmer
haben diesen „Schlüsselort“
anders gesehen. Sie haben im Rahmen
ihrer Präsentationen auch versucht, dies
deutlich zu machen. Nicht alle Teilnehmer
der Jury sind der dargestellten Höhenausgestaltung
gefolgt.
Ich bin jedoch froh, dass in allen anderen
Bereichen des AFHs Konsens bestand! Insofern
besteht an der Kopfseite weiterer
Gesprächs- und Planungsbedarf – der von
der Jury angeregte Architekturwettbewerb
könnte die Diskussion weiterbringen. Wichtig
dabei ist aus meiner Sicht, nicht nur
die Höhenthematik im Auge zu behalten,
sondern vor allem die Chance, ein Alleinstellungsmerkmal
für die Stadt zu schaffen
und nicht eine Kopie von einer Kopie
nachzubauen. Im Übrigen ist es selten der
Fall, dass Architekten sich 1:1 an die Vorgaben
halten. Nicht aufgrund einer gewissen
Ignoranz, sondern aufgrund der Gesamtkonzeption
ihrer Entwürfe. Diese sind
manchmal inhaltlich weiter als die avisierte
Ursprungsidee der Auslober (AFH GmbH
und Stadt Cuxhaven).
Unabhängig von der Höhendiskussion
brauchen wir im gesamten Gebiet AFH
Planrecht, also einen Bebauungsplan, um
bauen zu können.