
Das Haus hat noch nie so geglänzt ...
... nur leider hat es kaum jemand zu sehen bekommen: In Kanada beherrscht das Virus auch den Alltag und das bedeutet Abstand und Online-Studium
ber und Oktober im Büro. Ende
Oktober ergatterte meine Firma
endlich eine Maske für mich. Seitdem
mache ich wieder Krankenbesuche.
Es gibt viel zu tun, aber
man muss sehr vorsichtig sein und
immer Schutzkleidung tragen.
Nun warten wir auf Weihnachten
und werden sehen, wie es
wird. Wir sahen unsere Verwandten,
die in der Nähe wohnen,
schon seit letztem Jahr nicht
mehr. Da die Infektionszahlen
immer noch rapide ansteigen,
wird ab nächsten Montag (23.
November) hier in Toronto und
Umgebung wieder alles geschlossen.
Restaurants und Bars dürfen
nur liefern oder abholen lassen.
Große Einkaufszentren sind wieder
zu. Lebensmittelläden bleiben
für die Grundversorgung geöffnet.
Theater waren noch nicht wieder
auf, Kinos glaub ich auch nicht.
Zahlen steigen wieder
Schulen sind noch geöffnet. Bis
zu den Sommerferien lief der Unterricht
für Schulkinder nur online.
Dann begann Anfang September
die Schule wie immer. Alle
Familien mit Kindern an Grundund
High-Schulen konnten sich
entscheiden, alles online zu machen
oder in die Schule zu gehen.
Ich las gerade, dass in unserer
Region etwa die Hälfte der
Grundschulschüler und 27 Prozent
der High-School-Schüler nur
online lernen. Schulen öffneten in
Staffeln. Händewaschen und Distanzierung
wurden geübt.
Nun steigen die Infektionszahlen
und alle warten, wie es an den
Schulen weitergeht. Jeden Tag
können sich die Anweisungen ändern.
Natürlich ist in allen Gebäuden
und öffentlichen Verkehrsmitteln
Maskenpflicht. Ich bemerke
immer, dass sich alle daran
halten.
Wenn wir mit dem Hund rausgehen,
tragen wir keine Masken,
halten aber immer Abstand und
gehen anderen aus dem Weg. Mit
Nachbarn wird nur mit dem nötigen
Zwischenraum geschwätzt
oder Maske getragen.
Meine Familie und ich, wir
wünschen Euch allen ein gesegnetes
Weihnachtsfest, einen guten
Rutsch und alles Gute für 2021.
Anke O’Shea geb. Steinert
Anke ist endlich mit ihrer speziellen N 95-Maske ausgestattet. – Mexico tut im kanadischen Winter gut: Anke und Michael (M.) – Michelles Affenliebe in
Costa Rica (r.).
wurde 19 und darf nun Alkohol
auch in einer Bar kaufen und trinken.
Stolz zeigte er seinen Ausweis.
Natürlich gab es diesen
Sommer keine Tiki-Party. Außerdem
waren wir viel in der nahen
Umgebung wandern, mit und
ohne Magnus. In staatliche Parks
konnte man nur mit einem Termin
gehen, den man problemlos
bekam. Dadurch wurde die Besucherzahl
niedrig gehalten und auf
soziale Distanz geachtet. Masken
mussten im Freien nicht getragen
werden, aber man sah schon welche.
Alle gingen sich beim Spazieren
aus dem Weg. Im August wurden
mehr Geschäfte geöffnet. Wir
konnten sogar – wie jedes Jahr –
drei Tage zum Camping an den
Erie-See fahren. Auch dort war
wesentlich weniger los.
Bei Michael auf Arbeit ist wieder
mehr zu tun. Viele Kunden
entscheiden sich, virtuelle Konferenzen
zu veranstalten. Also muss
alles umgestellt werden. Es wird
viel in Studios gefilmt und dann
online gesendet.
Alles hing an einer Maske
Alannah hat im Moment noch
nichts wieder gefunden. Sie hat
sich unzählige Male beworben,
aber im Augenblick stellt niemand
ein. Sie erhält noch Arbeitslosengeld.
Der Staat zahlt Unterstützungen
erst einmal weiter. Auf jeden
Fall ist sie hier gut aufgehoben.
Ich half im August, Septem-
Für Tests müssen alle Studenten
Zugriff für die Kamera am eigenen
Computer erteilen, damit sie beobachtet
werden können.
Liam macht einen Tischler-
Kurs und da das schlecht online
geht, begann die Schule im Juli
mit einem Tag pro Woche. Michelle
arbeitet neben dem Studium
seit etwa einem Jahr in einem
Haus für betreutes Wohnen. Vier
Erwachsene mit geistigen und
körperlichen Behinderungen leben
in einem Einfamilienhaus
und werden rund um die Uhr betreut.
Sie lebt in London, Ontario.
Ganz schön wenig: Nur ein Job
Im Sommer kam sie hin und wieder
nach Hause, denn sie hatte
nur einen Job und Semesterferien.
Ihr war fast zu langweilig. Sie arbeitet
meistens in mehreren Jobs.
In diesem Sommer hatte sie sogar
Zeit, sich zu sonnen.
Ansonsten verbrachten wir viel
Zeit am Pool zu Hause. Im Haus
reparierten wir so einige Kleinigkeiten
und es wurde viel geputzt.
Mein Haus hat noch nie so geglänzt
und keiner hat’s gesehen!
Restaurants begannen im Juni zu
öffnen, aber nur im Freien oder
zum Holen oder Liefern lassen.
Restaurants ohne Terrassen wurden
erfinderisch und stellten Tische
auf ihre Parkplätze, um Gäste
zu bedienen.
An Martins Geburtstag gingen
wir zu einer Bar in der Nähe. Er
des Kindes unerfüllt geblieben
waren. Es was ja alles geschlossen.
Reiten und noch einmal den
Zoo besuchen standen ganz oben
auf seiner Liste. Am Tag nach der
Fernseh-Ausstrahlung des Berichtes
erhielt die Familie einen Anruf
vom Zoo-Direktor. Die ganze Familie
wurde eingeladen, eine private
Führung durch den Toronto
Zoo zu genießen.
Vier Autos mit Familienangehörigen.
Die Leitung übernahm
der Zoo-Direktor persönlich.
Etwa anderthalb Stunde fuhren
wir durch den Zoo. Wir mussten
zwar im Auto bleiben, aber waren
über Funk verbunden. Zu allen
Tieren wurde etwas erzählt und
die meisten von ihnen wurden
durch Füttern ganz nah an den
Zaun gelockt. Überall standen
Zoo-Mitarbeiter und hielten gebastelte
Willkommensschilder mit
dem Namen des Kindes hoch.
Trotz starker Medikamente
blieb mein kleiner Patient die ganze
Zeit wach und genoss alle „seine“
Tiere. Am Ende bekam er ein
Stofftier geschenkt und durfte einen
Hasen adoptieren. Es war
auch für mich ein tolles Erlebnis.
Leider verstarb der Kleine im Mai.
Die Weltmeisterschaften in Orlando
wurden gestrichen, aber das
war schon mal gut. Michelle,
Liam und Martin beendeten ihre
Semester online. Inzwischen läuft
für Michelle und Martin das ganze
nächste Studienjahr online.
Teufel alles ins Auto und ab wieder
nach Hause! Das Auto war
schon beim Mechaniker angekommen
und nach zwei Tagen repariert.
Ein Schlauch zum Kühler
war durchgerostet.
Michael hat weiterhin seine Beschäftigung,
denn er arbeitet
schon seit Jahren von zu Hause
aus. Er hatte anfangs viel mit Stornierungen
für Konferenzen zu
tun.
Alannah ist seit Ende März arbeitslos.
Michelles und Liams
Colleges liefen online weiter,
Martins Uni auch.
Nun aber zu mir. Für alle im
medizinischen Bereich müssen
spezielle N95-Masken bereitstehen.
Diese Masken müssen alle
zwei Jahre auf sicheres Sitzen getestet
werden. Leider gab es für
mich keine und ich war erst einmal
zu Hause. Dann im April
kümmerte ich mich um einen an
Krebs erkrankten vierjährigen
Jungen mit Namen Hamza. Das
hieß, ich besuchte nur einen Patienten
und nicht mehrere in einer
Schicht. Ich kannte den Jungen
schon vom letzten Jahr, als er
Chemo bekam.
Anrührendes Erlebnis
Mit ihm und seiner Familie durfte
ich während dieser schweren Zeit
ein besonders anrührendes Ereignis
miterleben. Seine Mutter wurde
von einem Fernsehsender interviewt,
da noch einige Wünsche
Anke O’Shea geb. Steinert, 2401
Council Ring Rd., Mississauga, Ontario
L5L1E3, Kanada, E-Mail michael.
anke@excite.com, kann trotz des
Pandemie-Jahres einiges berichten:
Hallo, Ihr Lieben alle, ja, was gibt
es zu erzählen? 2020, Covid. The
End! Na gut, ganz so schlimm war
es doch nicht, es gibt schon etwas
zu berichten. Nach einem regnerischen
Weihnachtsfest gab es im
Januar und Februar einiges an
Schnee. Michael und ich entschlossen
uns kurzfristig, eine
Woche nach Mexico zu fliegen.
Wir verbrachten ein paar Tage mit
unseren Bekannten in Progreso
und drei Tage in Merida, der
Hauptstadt der Yucatan-Provinz.
Wir genossen viel örtliche Kultur.
Unser Reiseführer begleitete
uns u. a. auf den Markt, Zutaten
für ein regionales Essen wurden
gekauft und wir kochten und
aßen gemeinsam bei seinen Verwandten.
Die ersten Anzeichen
von der beginnenden Pandemie
bekamen wir schon mit. Die Zollabfertigung
in Merida dauerte lange
und die Zollbeamten trugen
Masken.
Nach dem Sonnetanken ging es
weiter mit dem Winter zu Hause.
Michelles Cheer-Team errang
Mitte Februar eine Einladung zur
Weltmeisterschaft im April in Orlando.
Also sofort Flüge und
Übernachtung gebucht. Mitte Februar
flogen Karin und Michelle
eine Woche nach Costa Rica. Michelle
wollte wegen der Affen
dorthin, durfte aber leider keinen
mit nach Hause bringen, nicht
mal im Koffer!
Anfang März überstürzten sich
täglich die Nachrichten wegen
Covid. Hier begannen am 14.
März einwöchige Schulferien und
viele flogen noch in den Süden. In
dieser Woche fing es auch hier bei
uns mit den Infektionen an. Geschäfte
und Restaurants wurden
geschlossen, ebenso die Grenze
zu den USA für allen nicht wesentlichen
Verkehr. Reisende
sollten so schnell wie möglich
nach Hause kommen. Auf den
Flugplätzen brach das totale Chaos
aus.
Zwei Wochen Quarantäne
wurden allen Einreisenden empfohlen
und bekannt gegeben, dass
alle Schulen erst einmal geschlossen
bleiben. Martin wurde von
der Uni nach Hause geschickt. Er
kam mit dem Zug. Drei Tage später
erfuhr er, dass sein Internatszimmer
geräumt werden müsse.
Also schnell mal eben nach Ottawa
gefahren und seine Sachen geholt.
Fahrt mit Hindernissen
Das ist auch noch eine Geschichte
für sich. Ich fuhr morgens um
sechs mit ihm los, es sind knapp
500 Kilometer nach Ottawa und
wir mussten ja auch wieder nach
Hause. Nach drei Stunden Fahrt
machten wir eine kurze Pause
und stellten leider fest, dass am
Auto etwas auslief ... Wir versuchten,
Flüssigkeit nachzufüllen,
doch nichts half! Inzwischen aktivierte
ich Michael, er fuhr in Mississauga
los und ich schickte das
Auto mit einem Abschleppwagen
nach Hause.
Wegen Covid war das Café nur
zum Abholen auf und wir mussten
nun auf der Bank im Freien
warten! (Stichwort: Winter in Kanada!)
Michael erreichte uns gegen
eins und weiter ging es nach
Ottawa. Dort packten wir in kürzester
Zeit wie die Tasmanischen
Weihnachtsgruß der O’Shea-Kinder (o.) – Alannah und Liam sind an der Tiki-Bar die einsamen Gäste (r.).
Yucatan-Küche in Vorbereitung (l.). – Sonderführung für den kleinen Patienten Hamza: Der Zoodirektor persönlich übernahm die Führung (Fotos M.). R.: Michelle genießt zu Hause den Pool.