
Abenteuer zwischen Wüste, Bergen und Meer
Das Leben in den Emiraten hält jede Menge spannender Erlebnisse parat / Johanna Kaehler hat den Schritt noch nicht einmal bereut
Genehmigung vorzeigen können,
sonst drohten saftige Strafen.
Nachts herrschte absolute Ausgangssperre,
es finden sich auf
Youtube einige Videos, die ein
geisterhaftes Dubai zeigen.
Gearbeitet habe ich von März
bis August von zu Hause, da alle
Schulen geschlossen wurden.
Mittlerweile gibt es zwar keine
Ausgangssperren mehr, aber immer
noch Einschränkungen. Maske
ist Pflicht in der Öffentlichkeit,
genau wie das Abstand halten.
Großveranstaltungen sind untersagt,
auch private Feiern unterliegen
Restriktionen.
Die Landgrenzen zu unseren
Nachbarn Oman und Saudi-Arabien
sind geschlossen. Um ins
Emirat Abu Dhabi zu gelangen,
muss man einen negativen Covid-
Test vorzeigen können. Dubais
Slogan zur Krise lautet „We are in
this together“ und trotz aller Restriktionen
herrscht eine optimistische
Stimmung in der Bevölkerung
und wir hoffen alle, dass die
Beschränkungen bald alle Schritt
für Schritt aufgehoben werden
können.
Ich hoffe, ich konnte vielleicht
einen anderen Eindruck von Dubai
und den Emiraten vermitteln
als die üblichen Media-Mainstreams.
Vielleicht hat ja sogar jemand
Lust bekommen, einmal
eine Reise zu unternehmen. Es
lohnt sich.
Ich wünsche allen Leserinnen
und Lesern ein tolles Weihnachtsfest.
Liebe Grüße, Johanna Kaehler
niert von dieser Stadt wie am ersten
Tag. Oft denke ich beim Anblick
der Skyline „wow, du
wohnst hier wirklich“. Der größte
Unterschied zu Deutschland ist
sicherlich die schiere Größe der
Stadt. Alles ist überdimensioniert.
Die Highways haben meistens
acht Spuren, Hochhäuser haben
oftmals über 100 Stockwerke und
in den Einkaufszentren legt man
locker mehrere Kilometer zurück.
Von A nach B kommt man eigentlich
nur mit dem Auto. Die Entfernungen
sind viel zu groß, um das
Fahrrad zu nehmen oder sogar zu
laufen – dies wäre auch lebensgefährlich,
Radwege gibt es nicht.
Diese einfachen Dinge fehlen
mir durchaus ab und zu, besonders
im Sommer wenn es hier unerträglich
heiß ist. Bei einem Besuch
in Deutschland im Sommer
freue ich mich dann besonders auf
frische Luft, grüne Wiesen und sogar
Regen.
Auch Corona-Sonderzustand
Wie wahrscheinlich für alle von
uns war 2020 ein einschneidendes
Jahr. Corona ist natürlich auch an
den Emiraten nicht spurlos vorbeigegangen.
Auch wir hatten einen
sehr strengen Lockdown im
Frühjahr, wir durften die Wohnung
nur alle drei Tage zum Einkaufen
verlassen und auch nur
nach vorheriger Genehmigung.
Da wir hier eine „Smart City“
sind, funktionierte dies per App.
Es gab vermehrte Kontrollen
während dieser Zeit, und wurde
man angehalten, musste man die
Im Sommer wird die Freizeitgestaltung
dann schwieriger. Bei
Temperaturen von mehr als 45
Grad sind Aktivitäten allenfalls
früh morgens möglich. Um der
Sommerhitze wenigstens ein bisschen
zu entfliehen, habe ich einen
Tauchschein gemacht und damit
nach dem Offroading meine zweite
Leidenschaft entdeckt.
Zwar sind die Emirate nicht unbedingt
ein Tauchparadies, aber
es gibt ein paar interessante Reviere
zu entdecken. Und auch
ohne bunte Korallen ist das Abtauchen
in eine andere Welt immer
wieder faszinierend und
spannend.
Für meinen nächsten Besuch
im Cuxland habe ich mir fest vorgenommen,
im Kreidesee in Hemmoor
tauchen zu gehen. In Dubai
findet sich natürlich auch genug
Amüsement in klimatisierten Einkaufzentren,
Kinos und Freizeitparks
– hier kann jeder auf seine
Kosten kommen, Langeweile
muss hier niemand haben.
Das Alltagsleben in Dubai unterscheidet
sich gar nicht so sehr
vom Leben in einer anderen
Stadt. Dubai hat zwar einen hohen
Lebensstandard, dennoch ist
das Luxusleben, welches immer
gerne in den Medien dargestellt
wird, hier nicht der Standard für
die breite Masse der Bevölkerung.
Ich wohne in einer Zwei-Zimmerwohnung
etwas außerhalb Dubais,
dafür nah an meiner Arbeitsstelle.
Keine Einschränkungen
Zu den Annehmlichkeiten gehören
hier zum Beispiel ein Pool
und ein kleines Fitnessstudio in
fast jedem Wohngebäude und liefern
lassen kann man sich so gut
wie alles. Ich werde auch oft gefragt,
ob ich als Frau mit Einschränkungen
leben muss. Absolut
nicht! Ich trage normale westliche
Kleidung, gehe in Bars etwas
trinken und im Bikini an den
Strand.
Als Frau wird man teilweise sogar
bevorzugt behandelt, Behörden
haben oft Schalter für Frauen,
in der Metro gibt es ein Abteil nur
für Frauen. Dies zu nutzen ist keine
Pflicht, sondern optional. Generell
fühle ich mich hier als Frau
extrem sicher und man kann auch
nachts bedenkenlos allein unterwegs
sein.
Die Einwohner Dubais kommen
aus allen Ländern der Erde
und es herrscht ein tolerantes Miteinander,
was ich persönlich als
große Bereicherung empfinde.
Hier gilt leben und leben lassen,
und große Feste unterschiedlicher
Religionen werden zusammen gefeiert.
Im Ramadan breche ich
nach Sonnenuntergang gemeinsam
mit meinen muslimischen
Freunden das Fasten, an Weihnachten
sitzt eine bunt gemischte
Truppe zum Festessen beisammen.
Auch nach fast vier Jahren in
Dubai bin ich nach wie vor faszilen.
Glücklicherweise waren
nicht allzu weit entfernt ein paar
hilfsbereite Omanis mit einem
Jeep, die uns dann rausgezogen
haben.
Nachdem sich mein Adrenalinspiegel
ein wenig normalisiert hatte,
fuhren wir weiter. Das Wadi
wurde immer enger und der Untergrund
felsig. Ab einem Punkt
musste mein Freund aussteigen
und mich Meter für Meter einweisen,
die Felsen waren teilweise
scharfkantig und das Wasser stellenweise
zu tief. Es war mittlerweile
kurz vor Sonnenuntergang,
als ich mit dem Unterboden auf
einem Felsen aufsetzte. Das Geräusch
verhieß nichts Gutes und
ich hatte schon Befürchtungen,
dass das Auto ernsthaften Schaden
genommen hat.
Erst mal durchatmen ...
Kurz durchatmen, ruhig bleiben
und überlegen was zu tun ist.
Nach eingehender Analyse der Situation
kamen wir zu dem
Schluss, es zu riskieren und mich
selbst zu befreien, anstatt auf Hilfe
zu warten. Zwei der vier Räder
hatten noch Bodenhaftung. Zentimeter
für Zentimeter konnte ich
mich unter Zuhilfenahme aller
technischen Spielereien meines
Autos (Allrad + manuelle Schaltung+
Differenzialsperre) befreien,
ohne größeren Schaden anzurichten.
Gott sei Dank ist alles gut gegangen,
wir hatten ein paar tolle
Tage und am Ende das Gefühl, ein
richtiges Abenteuer erlebt zu haben.
Generell lohnt sich eine Reise
in den Oman immer. Das Land
ist wunderschön und wie man
sich den Orient aus 1001 Nacht
vorstellt.
So ist ein jährliches Highlight
ein Trip in das Gebiet um die
Stadt Salalah. Es liegt im Einzugsgebiet
des Monsuns und verwandelt
sich zwischen Juni und August
in eine grüne, kühle Oase.
Die Landschaft erinnert dann an
Afrika mit grünen Wäldern, Wasserfällen
und Flüssen. Die zwölf
Stunden Fahrzeit von Dubai sind
es absolut wert, kam ich doch aus
dem Staunen nicht heraus.
Fährt man zunächst etwa 1000
Kilometer durch flache Einöde,
türmt sich am Ende ein Gebirge
auf. Überquert man dieses über
eine enge Passstraße, zumeist im
dicken Nebel, findet man sich urplötzlich
in einer Landschaft wieder,
die einem Urwald gleicht.
Abenteurer und Offroad-Fans
kommen dort auf ihre Kosten.
Schwimmen im Wadi
Für Abenteurer, Camping-Fans
und Menschen, die sich generell
draußen zu Hause fühlen, bieten
aber auch die Emirate eine Fülle
von Möglichkeiten, besonders in
den Wintermonaten. Es gibt hier
nicht nur Sand, sondern auch
Berge und Wadis, die im Winter
mit Wasser gefüllt sind und zum
Schwimmen einladen.
manent konzentriert fahren muss.
Zu den üblichen Dingen während
so eines Trips gehören zerfetzte
Reifen, überhitzte Motoren oder
auch mal ein Getriebeschaden.
Auch Unfälle gehören leider
dazu, ich habe schon einige Überschläge
gesehen und einen auch
als Fahrer selbst erlebt – unverletzt,
aber das Auto war Totalschaden.
Die Bergung der kaputten
Fahrzeuge kann mitunter
abenteuerlich werden, nicht selten
haben wir bis spät in die
Nacht damit verbracht, Autos zurück
zur Straße zu schleppen.
Solche Aktionen schweißen die
Truppe sehr zusammen und mittlerweile
zähle ich Menschen aus
allen möglichen Ländern zu meiner
zweiten Familie.
Eine meiner Touren ist mir besonders
im Gedächtnis geblieben:
Letztes Jahr im Oktober hat mich
ein Freund aus Deutschland besucht.
Wir sind in den Oman gefahren,
wollten campen und wandern
und das ganze natürlich jenseits
befestigter Straßen. Von unserem
Camping-Spot des ersten
Tages hatte ich nur die GPS-Koordinaten
von einschlägigen Internetseiten.
Mein erster grober Fehler war,
mit nur einem Auto ein Gelände
zu befahren, das ich selbst nicht
kenne. Grundsätzlich sollte man
immer mit mindestens zwei Autos
unterwegs sein. Wir fuhren also in
einen Canyon, im Arabischen
Wadi genannt, hinein. Anfangs
war der Untergrund fest mit kleinen
Wasserläufen, doch schnell
wurde der Kies tiefer und aus den
Bächen wurden Flüsse.
Nicht vor und nicht zurück
Dann beging ich Fehler Nummer
zwei. Statt auszusteigen und Untergrund
und Wassertiefe zu erkunden,
fuhr ich weiter und es
dauerte nicht lange, bis ich stecken
blieb. Gott sei Dank war das
Wasser nicht so hoch, dass es
ernsthaft hätte Schäden am Auto
verursachen können. Alle Versuche,
das Auto freizuschaufeln,
waren vergebens, so musste mein
Freund loslaufen, um Hilfe zu ho-
Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten
berichtet Johanna Kaehler:
Schon als Teenager hat mich das
Fernweh gepackt und ich habe
immer begeistert die Grußbrücke
gelesen, immer mit dem Traum,
vielleicht eines Tages selbst einen
Beitrag schreiben zu können …
Nun ist es so weit. Im Winter
2016/2017 bekam ich ein Jobangebot
aus Dubai – die Deutsche
Schule in Dubai war auf der Suche
nach einem deutschsprachigen
Bilanzbuchhalter. Im kalten
Bremen sitzend, unglücklich im
Job, musste ich nicht lange überlegen
und so landete ich im März
2017 in Dubai.
Das ist nun bald vier Jahre her
und ich habe es nicht einen einzigen
Tag bereut. Seit meiner ersten
Orientreise als Teenager hatte ich
meine Leidenschaft für die Wüste
entdeckt. Mit 14 Jahren ging meine
erste große Reise nach Tunesien
inklusive Safari an den Rand
der Sahara – und ich war absolut
fasziniert.
So fand ich hier in Dubai sehr
schnell Anschluss zu Leuten, die
meine Begeisterung für die Wüste
teilen und seit nunmehr drei Jahren
bin ich jedes Wochenende in
der Wüste unterwegs. Was zunächst
mit einfachen Picknick
Ausflügen begann, entwickelte
sich schnell zur Passion und zum
richtigen Motorsport, ich fahre
nun Auto Nummer drei und endlich
mein Wunsch-Wüstenauto.
An jedem Wochenende los
Während ich am Wochenende
also immer unterwegs bin, besteht
meine Beschäftigung unter der
Woche (neben der Arbeit natürlich)
darin, mein Auto zu reparieren
und Trips zu planen und vorzubereiten.
Zeitweise sind unsere
Touren sehr abenteuerlich, besonders
wenn es in den kühleren
Monaten ins „Leere Viertel“ geht
– eine Region an der Grenze zu
Saudi-Arabien und die größte
Sandwüste der Welt. Die Wüste
mit ihren rötlichen, hohen Dünen
ist unbeschreiblich schön – aber
auch unerbittlich. So sind Trips in
dieses Gebiet auf die Wintermonate
beschränkt, da die Hitze im
Sommer eine zu große Belastung
für Mensch und Maschine darstellt,
ein Fahrzeugschaden fernab
jeglicher Zivilisation bei Temperaturen
von 50 Grad wäre fatal.
So fiebert die Offroad-Gemeinschaft
den Wintermonaten entgegen.
Unsere Touren beginnen in
der Regel mit einem Camp am
Donnerstagabend (Wochenende
ist hier Freitag und Samstag) in
gemütlicher Runde am Lagerfeuer
mit Fachsimpelei über Autos, Besprechung
der Route oder dem
Beobachten des atemberaubenden
Sternenhimmels.
Nach einer teilweise sehr kalten
Nacht (bis zu null Grad) im
Zelt, im Auto oder auch einfach
draußen unter den Sternen geht
es morgens nach dem Briefing auf
ins Unbekannte. Ausgerüstet sind
wir alle mit einem GPS, Funkgerät
und extra Benzin. Zudem sollte
jeder die Grundausrüstung zur
Bergung und Reparatur im Auto
haben, also Wagenheber, Abschleppseil,
Schaufel usw.
Bei diesen Touren gilt es, auf alles
vorbereitet zu sein und sich
aufeinander verlassen zu können.
Teilweise fahren wir sieben Stunden
durch die Wüste, das ist ziemliche
kräftezehrend, da man per-
Abenteuer im Oman (oben): Hier und natürlich in den spektakulären Wüstengebieten des „Leeren Viertels“
ist Johanna Kaehler in jedem freien Moment unterwegs.
Um sich herum nur die große Weite im „Leeren Viertel“. – Begegnung mit
In Salalah befindet man sich plötzlich inmitten einer grünen Landschaft. einem Wüstenbewohner. – Festgefahren ist man schnell ...