Aktion für Flüchtlingsinitiativen: "Bei fünf Kindern gibt es immer etwas zu nähen"
Die traditionelle Adventsaktion "CN/NEZ-Leser helfen" von der Cuxhaven-Niederelbe Verlagsgesellschaft (CNV) ist diesmal den Flüchtlingsinitiativen "Offenes Herz Altenwalde" (OHA) und "Cadenberge hilft" gewidmet. Heute: Die Nähstube in Cadenberge.
Stoffe, Knöpfe, Maßbänder und Scheren schmücken den Raum. Sechs Nähmaschinen sind auf drei Tische verteilt, an denen Frauen sitzen. Das Geräusch der ratternden Maschinen erfüllt die Nähstube. Erika Marunde hilft einer Frau, die ein Kissen nähen möchte. Sie ist gelernte Damenschneiderin und leitet die Nähstube in Cadenberge. Seit Beginn 2016 ist Marunde dabei. "Es hat sich damals so ergeben", erzählt sie. Zu Beginn wurde viel gespendet, auch die Nähmaschinen. "Wir haben alles bekommen: Stoffe, Garne, Gummibänder", erinnert sich die 75-Jährige. Es sei schön gewesen, dass damals so viele Spenden zusammengekommen sind.
Seit zwei Monaten kommt Aziza Jafari in die Nähstube. "Ich möchte mit Leuten sprechen und mein Deutsch verbessern. Und natürlich Nähen", erzählt sie. In Deutschland lebt sie ungefähr seit vier Jahren, gebürtig kommt sie aus Afghanistan. Gerade näht Jafari Geschirrhandtücher für die Küche. Vorher habe sie bereits ein bisschen Erfahrung beim Nähen gehabt, sie möchte sich aber verbessern, erklärt sie.

Nähstube steht jedem offen
Erika Marunde ist überall in der Nähstube: Erst hilft sie hier und dann dort. "Eigentlich müsste ich ein paar Hände mehr haben", scherzt sie. Einmal wöchentlich treffen sich die Näherinnen. Meistens kommen dieselben Frauen, um ihre Projekte umzusetzen. "Die Tür ist für jeden offen", so Marunde. Silke Hüttig kommt seit einem Jahr. Sie komme sehr gerne, um ihre Sachen zu nähen. "Hier bekomme ich Hilfe", so die Cadenbergerin. Aktuell näht sie ein Kleid um, das ihr nicht so gefällt.
1800 Euro Unterstützung
Vom Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft erhielt die Nähstube aufgrund eines Förderantrags 2017 eine Unterstützung von 1800 Euro. Mit dem Geld konnten unter anderem neue Nähmaschinen gekauft werden. Viele der Stoffe hätten sie erhalten, als ein Modeatelier in Cuxhaven aufgelöst wurde, so Marunde. Wenn man bei den Stoffen nicht fündig werde, müsse man sich selbst welche mitbringen, erklärt sie weiter. Dringend benötigt würden Nadeln für die Nähmaschinen, besonders für die "Overlock". Dies ist eine Nähmaschine, mit der mehrere Stofflagen zusammengenäht oder auch Stoffkanten abgeschnitten werden können.
"Ich liebe den Kontakt mit anderen Menschen", sagt Kobra Sosani. Sie kommt ursprünglich aus Kurdistan und hat über das Internationale Café Cadenberge von der Nähstube erfahren. Erfahrungen mit einer Nähmaschine hatte sie bis dato keine, erzählt sie. An manchen Tagen näht Sosani nicht, dann kommt sie nur, um die anderen zu sehen.

Das Soziale ist wichtig
Es herrscht Konzentration unter den Näherinnen. Unterhalten wird sich zwischendurch natürlich trotzdem. "Das Soziale hinterher ist auch wichtig", betont Marunde. Normalerweise wird zwei Stunden lang genäht und danach gemeinsam Kaffee getrunken. Oft bringen die Frauen etwas zu Essen aus ihrer Heimat mit. Dabei wird sich über alles Mögliche ausgetauscht. Es komme aber auch vor, dass alle lieber weiterarbeiten wollen, erzählt sie. "Die Zeit ist immer so schnell um", ergänzt Hüttig. In der Nähstube gibt es auch Spiele. Manchmal bringen die Frauen auch ihre Kinder mit, erzählt die gelernte Damenschneiderin.
Aus einem Mantel Größe 51 soll ein Kindermantel werden. Obaida Kuminasi hat bereits öfter etwas für ihre Kinder genäht. "Zuhause war mir langweilig. Über eine Freundin habe ich von der Nähstube erfahren", erzählt die Syrerin. Nähen konnte sie vorher gar nicht. In den letzten vier Jahren habe sie viel von Erika Marunde gelernt.
Auch Marwa Alseed Ahmad näht oft für ihre Kinder. Sie ist vor drei Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen. "Ich habe fünf Kinder. Da gibt es immer etwas zu nähen", erzählt sie. Zwei Jahre lang kommt sie bereits in die Nähstube.

Zum ersten Mal dabei ist die 9-Jährige Luisa Vasel. Sie fängt damit an, sich ein Steckenpferd zu basteln. Unterstützung bekommt sie von Kathrin Marunde. Sie ist Luisas Nachbarin und die Tochter von Erika Marunde. In der Nähstube beschäftigt sie sich mit Upcycling: Aus übrig gebliebenen Stoffmasken wolle sie eine Patchworkdecke machen, erklärt sie.
Unterstützung gesucht
Für die Nähstube sucht Erika Marunde jemanden, der ihre Arbeit übernimmt. "Näherfahrungen wären gut, aber man kann hier auch alles lernen", sagt die 75-Jährige. Gerne würde sie jemanden in der Nähstube einarbeiten. Sie wisse selbst nicht, wie lange sie das noch machen könne, nächstes Jahr werde sie schließlich 76 Jahre alt. Die Nähstube findet donnerstags ab 14 Uhr in der Bahnhofstr. 6 in Cadenberge statt.

So kommt Ihre Spende an
- Unsere inzwischen traditionelle Adventsaktion "CN/NEZ-Leser helfen" ist diesmal den Flüchtlingsinitiativen "Offenes Herz Altenwalde" und "Cadenberge hilft" gewidmet.
- Die Cuxhavener Nachrichten und die Niederelbe-Zeitung sowie das Newsportal cnv-medien.de organisieren die Spendenaktion, um diese Arbeit zu unterstützen.
- Die CN und NEZ stellen über die Adventszeit das ehrenamtliche Engagement in den Mittelpunkt.
- Wichtig: Bis zum 31. Dezember können Sie Spenden auf die entsprechenden Konten einzahlen.
- Spendenbescheinigungen werden nach Ende der Aktion ausgestellt. Wenn Sie eine Spendenbescheinigung wünschen, geben Sie bitte Ihren Namen und Ihre Adresse auf dem Überweisungsträger an. Die Namen der Spenderinnen und Spender werden in den Print-Ausgaben von Cuxhavener Nachrichten und Niederelbe-Zeitung veröffentlicht. Wer das nicht wünscht, vermerkt dies bitte auf dem Überweisungsträger.
- Das Konto für "Cadenberge hilft": Kirchengemeinde Cadenberge; Vermerk: Flüchtlingshilfe Cadenberge; WESPA Cadenberge; BIC: BRLADE21BRS; IBAN: DE28 2925 0000 0161 0002 40.
- Das Konto für "Offenes Herz Altenwalde": Ev.-luth. Kirchenamt Elbe-Weser; Vermerk OHA; SSK Cuxhaven; IBAN DE 32 2415 0001 0000 1089 02.