Das große Duell: Cuxhavener Strandkorb versus Otterndorfer Strandkabine
Was in Cuxhaven der Strandkorb ist, ist in Otterndorf die Strandkabine. Beide Outdoor-Möbelstücke haben ihre Fans. Doch welches Modell ist gemütlicher, günstiger und flexibler? Wir haben den großen Vergleichstest gemacht.
Sie sind der Inbegriff des innerdeutschen Küstentourismus und das Sommerurlaubssymbol schlechthin: Strandkörbe. Überall an der Nord- und Ostseeküste sind diese maritimen Sitzmöbel in den Sommermonaten zu finden. Überall? Nein, das kleine Nordseebad Otterndorf leistet seit Jahrzehnten hartnäckig Widerstand und hat seine eigenen Mini-Lauben im Einsatz - die Strandkabinen.
Man könnte die Otterndorfer Modelle mit Strandkörben vergleichen, an deren Fußende jemand kräftig herumgezerrt hat. Korbgeflecht oder eine fest installierte Sitzfläche sucht man hier vergebens. Stattdessen befinden sich unter dem schützenden Dach zwei Liegestühle, die innerhalb oder außerhalb des Minihäuschens aufgestellt werden können. "Die Strandkabine ist im Vergleich zum normalen Strandkorb deutlich flexibler zu nutzen", findet Strandkabinen-Vermieter Ole Fredebohm. Wer Schatten sucht oder sich vor Regen schützen will, könne sich in der Kabine verkriechen. Sonnenfreunde setzen sich raus.
Ein schöner Strandkorb weckt Urlaubsgefühle in Cuxhaven
Cuxhavener Vermieter sehen die Vorteile erwartungsgemäß beim traditionellen Nordsee-Strandkorb. Korbvermieter Gerd Krasselt schwört auf den großen Komfort der Körbe und hebt die maritime Optik hervor: "Ein schöner Strandkorb weckt direkt Urlaubsgefühle", sagt Krasselt. Seit mehr als einem halben Jahrhundert
verleiht der gebürtige Cuxhavener Strandkörbe, die er damals von seinem Vater übernommen hat.
Für unseren Vergleichstest haben wir sowohl einen traditionellen Nordsee-Strandkorb in Cuxhaven-Döse als auch eine Otterndorfer Strandkabine unter die Lupe genommen. Um es gleich vorwegzunehmen: Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile.

Wer hat's erfunden: Als Erfinder des Strandkorbs gilt gemeinhin der Hof-Korbmachermeister Wilhelm Bartelmann aus Rostock, der 1882 dem Wunsch einer älteren Dame namens Elfriede von Maltzahn nach einer schützenden Sitzgelegenheit für den Strand nachkam. Die Otterndorfer Strandkabine wurde von dem Korbflechter Werner Hirsch entwickelt. Er ließ sie 1977 patentieren und baute bis zu seinem Tod im Jahr 1996 fast 200 Exemplare. Heute werden die Otterndorfer "Strandwahrzeichen" von der Familie Fredebohm vermietet, repariert und neu gebaut.
Design: Der Strandkorb besteht aus einem zweiteiligen Holzgestell mit Korbgeflecht. Sein oberes Element bildet eine halbrund gewölbte, überdachte Sitznische. Mit seinem meist blau-weiß gestreiften Bezug weckt er sofort maritime Urlaubsgefühle. Die Strandkabine kommt schlichter, kantiger daher und strahlt weniger Gemütlichkeit aus.
Ausstattung: Seitentaschen und ausklappbare Tischchen ermöglichen es sowohl beim Strandkorb als auch bei Strandkabine, Bücher, Sonnenbrille oder Handy zu verstauen. Die Strandkabinen sind jeweils mit zwei Stühlen, Frotteetüchern und zwei kleinen Hockern ausgestattet. Der Strandkorb wiederum bietet ausziehbare Fußstützen. Beide Modelle punkten mit Sonnenmarkisen.
Sitz- und Liegekomfort: Der Nordsee-Strandkorb ist ein sogenannter Volllieger. Im Gegensatz zum Ostsee-Strandkorb kann er um etwa 90 Grad nach hinten gekippt werden. Das ermöglicht eine bequeme Liegeposition. Die Strandkabine hat zwar keine feste Sitz- und Liegefläche, aber dafür flexibel einsetzbare Stühle und Hocker, die für ein ausgiebiges Sonnenbad herausgeholt werden können.
Preise: Der Tagespreis für eine Otterndorfer Strandkabine in erster Reihe liegt bei elf Euro, die hinteren Reihen kosten zehn Euro. Der Wochenpreis beläuft sich auf 66,50 Euro in der ersten Reihe und auf 59,50 Euro in den nachfolgenden Reihen. Die Strandkorbmietpreise in Cuxhaven variieren je nach Ortsteil und Lage. Während in Altenbruch und Sahlenburg Strandkörbe schon ab neun Euro zu haben sind, zahlt man in Duhnen oder Döse zwölf oder sogar 13 Euro. Auch die Wochenpreise sind sehr unterschiedlich: Eine Strandkorbvermietung in Döse nimmt 69 Euro pro Korb und Woche, in Altenbruch zahlt man 59 Euro.
Sonnenschutz und Wetterfestigkeit: Sowohl der Nordsee-Strandkorb als auch die Strandkabine bieten Schutz vor zu starker Sonne und unangenehmem Wind. Bei Regen werden Korb und Kabine zum kuscheligen Rückzugsort.
Geräumigkeit und Stauraum: Im Strandkorb gibt es - bei Belegung durch zwei Personen - kaum Staufläche. Die Strandkabine bietet da deutlich mehr Platz. Sie ist sogar so geräumig, dass man sie vor oder nach einem Bad als Umkleidekabine nutzen kann.
Sicherheit: Sowohl der Strandkorb als auch die Strandkabine sind abschließbar. Wertsachen sollte man dort aber trotzdem nicht deponieren. Die kleinen Schlösser können von Langfingern recht leicht geknackt werden.
Buchungsmöglichkeiten: Strandkorb und Strandkabine sind längst im Online-Zeitalter angekommen und können im Netz gebucht werden. Unter strandkabinen.de haben Sonnenhungrige die Möglichkeit, die Otterndorfer Outdoor-Möbel zu reservieren. Unter www.strandbutler.de versammeln sich viele Cuxhavener Strandkorbvermieter. Aber natürlich geht das Mieten auch noch altmodisch - telefonisch oder vor Ort.
Fazit: Klar, die Traditionalisten und Puristen unter den Nordsee-Fans schwören auf das Original, den Strandkorb. Aber auch die Strandkabine bietet maritime Atmosphäre. Im Vergleich zu vielen Strandkorb-Angeboten, etwa in Duhnen und Döse, ist sie auch günstiger. Während der Korb mehr Gemütlichkeit ausstrahlt, punktet die Kabine mit Geräumigkeit. Es sind zwei völlig unterschiedliche Philosophien, die beide ihre Daseinsberechtigung haben.