Der ÖPNV im Kreis Cuxhaven steht in der Kritik: In einigen Orten soll die Busanbidung zu wünschen übrig lassen. Symbolfoto: Britta Pedersen/dpa
Der ÖPNV im Kreis Cuxhaven steht in der Kritik: In einigen Orten soll die Busanbidung zu wünschen übrig lassen. Symbolfoto: Britta Pedersen/dpa
Anbindung an Bus und Bahn

Verheerendes Analyse-Ergebnis zu "Öffis" im Cuxland: Landkreis Cuxhaven relativiert

von Tim Larschow | 28.06.2023

Die Anbindung an das Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist in ländlichen Regionen schwach. Niedersachsen belegt in einer Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung Platz 13 von 16. Drastisch ist es auch im Cuxland.

Das geht aus einer am Montag vorgelegten Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor. Den Angaben zufolge könnten nur 37 Prozent der Bevölkerung fußläufig den öffentlichen Personennahverkehr nutzen. Heißt: In einem Umkreis von 600 Metern um ihre Wohnung befindet sich eine Bushaltestelle oder die nächste Bahnhaltestelle ist maximal 1,2 Kilometer entfernt. Bus und Bahn sollten dann mindestens zehn Mal am Tag pro Richtung fahren. Damit ist der Landkreis bundesweit eines von fünf Schlusslichtern zusammen mit Straubing-Bogen, Kreise Haßberge, Cham und Donau-Ries (alle Bayern).

Durchschnittlich 97 Einwohnern pro Quadratkilometer

Doch der Landkreis Cuxhaven kritisiert die Analyse und bewertet die Situation anders. "Der Landkreis ist sehr ländlich und hat eine Bevölkerungsdichte von durchschnittlich 97 Einwohnern pro Quadratkilometer. Wobei alleine 25 Prozent der Bevölkerung in der Stadt Cuxhaven leben und es in den ländlichen Gemeinden auch deutlich niedrigere Bevölkerungsdichten gibt", erklärt eine Sprecherin des Landkreises.

Am dünnsten besiedelt sei die Samtgemeinde Börde Lamstedt mit durchschnittlich 34 Einwohnern pro Quadratkilometer. Ein Bewertungskriterium in der Analyse des Bundesinstituts war, dass nicht jede Gemeinde einen erreichbaren Bahnhof in der Nähe hat. "Für den Schienenpersonennahverkehr - sprich die Züge ist das Land Niedersachsen Aufgabenträger und nicht der Landkreis. Hier wird versucht, mit einem entsprechenden Buslinienangebot die Anbindung des ländlichen Raumes aufrechtzuerhalten", heißt es weiter. 

Bevölkerung auf dem Land benachteiligt

Aus der Studie des BBSR gehe außerdem nicht hervor, ob das Bedarfsangebot in den verschiedenen Kommunen und Samtgemeinden berücksichtigt wird. Der Landkreis gibt zu bedenken, dass das Anruf-Sammel-Taxi (AST) bei Bedarf bis zu einer Stunde vor Fahrtwunsch bestellt werden könne und die Fahrgäste dann zu den Umsteigepunkten für Linienbus und Bahn bringt. Doch die Bevölkerung auf dem Land ist dennoch benachteiligt.

Das Anruf-Sammel-Taxi kostet extra

Das Problem: Das 49-Euro-Ticket soll den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver machen, weil es den Geldbeutel entlastet. Das funktioniert auch für diejenigen, die in Cuxhaven, Otterndorf, Cadenberge oder Hemmoor wohnen und mit Bahn und Bus zur Arbeit fahren. Aber benachteiligt sind die Bewohner, die im ländlichen Raum, fernab von Anbindungen an Busse und Bahnen leben. Sie müssen sogar zuzahlen, wenn sie auf ihr Auto verzichten. Wer in Abbenseth, Bülkau-Aue oder Cuxhaven-Oxstedt lebt, muss tiefer in die Tasche greifen. Man kann zwar das Anruf-Sammel-Taxi nutzen. Allerdings nicht für 49 Euro im Monat.

Doch neben dem AST gebe es auch viele ehrenamtliche Projekte, die der Landkreis initiiert hat und finanziell unterstützt. Dazu gehört zum Beispiel die "Rad+Bus Station" an der Haltestelle "Moor-Therme" in Bad Bederkesa, die eine Verknüpfung von Radverkehr und ÖPNV gewährleisten soll.

Probleme durch das Deutschlandticket

Darüber hinaus herrscht im Landkreis eine hohe Tarifvielfalt aufgrund der besonderen Lage. Der Landkreis würde nach eigenen Angaben gerne die Tarife vereinfachen und das Angebot weiter verbessern, aber aufgrund der aktuellen bundesweiten Entwicklungen durch die Einführung des Deutschlandtickets würden eigene Projekte erschwert. "Im Laufe der nächsten eineinhalb Jahre wird der Nahverkehrsplan des Landkreises neu aufgestellt. In diesem Rahmen wird man sich auch noch einmal genau mit dem Angebot auseinandersetzen", versichert die Pressestelle des Landkreises.

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

 

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