Erster Hubschrauber in Nordholz gelandet: "Sea Tiger" stärkt Fähigkeiten der Marine
Mit der Überführung des ersten Exemplars hat die Deutsche Marine in Nordholz einen Meilenstein geschafft. Der NH-90 "Sea Tiger" wurde als leistungsstärkstes Fluggerät seiner Klasse beschrieben - und als Signal in geopolitisch bewegten Zeiten.
Im Anflug auf Norcholz schlich sich der "Sea Tiger" von Südosten her an: Zu hören war zunächst nur ein verhaltenes Rotorengeknatter. Dann kam der Hubschrauber hinter einer Baumreihe zum Vorschein und rauschte im Tiefflug über den zum Festsaal umfunktionierten Hangar. Gäste am Boden erhielten auf diese Weise einen Eindruck von seinen Dimensionen - und womöglich auch eine Ahnung von den Fähigkeiten des neuen Fluggeräts. Als ersten echten Kampfhubschrauber der heimischen Marine beschrieb Vizeadmiral Axel Deertz kurz darauf die als Bordhubschrauber (für Fregatten) konzipierte Variante des Basis-Hubschraubertyps NH-90: Die U-Boot-Jagd gehört zu seinen Domänen, bleibt aber beileibe nicht die alleinige Einsatzmöglichkeit: Boarding-Aufgaben, so hieß es am Dienstag, gehören genauso zu seinen Kapazitäten wie die Bekämpfung von Überwasser-Bedrohungen. Dabei unterscheidet sich "fliegende Auge der Flotte" vom Vorgängermodell "Sea Lynx" nicht nur hinsichtlich Größe und technischer Ausstattung. Sondern nach Darstellung der Marine auch in Sachen Feuerkraft.
Klare Ansage in Richtung möglicher Aggressoren
Als Kommandeur der Marineflieger mochte Kapitän zur See Broder Nielsen deswegen nicht von einem "Nachfolger" sprechen; Nielsen erkennt hinter dem neuen Modell einen "Fähigkeitssprung". Aufgeregt und "super happy" angesichts der nun erfolgten Übernahme, schlug der Kommandeur gleichwohl sehr ernste Töne an. "Die Zeit von Hochglanzbroschüren ist vorbei", sagte er vor geladenen Gästen aus Bundeswehr, Verwaltung und Industrie: Inzwischen gehe es um nicht weniger als um den Erhalt unserer Freiheit. Sie zu verteidigen gelinge allerdings nicht mit einem Hubschrauber allein. Sicherheit entstehe vielmehr durch das Zusammenspiel von Soldatinnen und Soldaten mit der entsprechenden Technik. Unter Trainingsaspekten verlangte Nielsen deshalb nach einem "Sea Tiger"-Simulator - und verwies auf ein faktisch nicht vorhandenes Zeitfenster. Mit Blick auf mögliche Angreifer unterstrich Nielsen jedoch auch die Einsatz- und Verteidigungsbereitschaft der Marine.
Auf die vielzitierte Zeitenwende waren zuvor auch andere Redner eingegangen. Stefan Thomé, Chef von Airbus Helicopters Deutschland, beschrieb den "Sea Tiger" als Antwort auf neue geopolitische Relitäten. Er stellte außerdem die Errichtung eines Instandhaltungscenters in Aussicht - auf dem Nordholzer Fliegerhorst, der nach Auslieferung von 29 weiteren Hubschraubern der größte NH-90-Stützpunkt sein wird.
Entwicklung ist ein europäisches Projekt
Die deutsch-französische Firma Airbus ist dabei nur ein Player innerhalb eines Konsortiums, dem auch der italienische Rüstungskonzern Leonardo und der niederländische Hersteller Fokker Aerospace angehören. Der Präsident des unter dem Namen NH Industries firmierenden Firmenverbundes war ebenfalls nach Nordholz gekommen: Axel Aloccio würdigte die sich über fünf Jahre erstreckende Entwicklungsgeschichte des "Sea Tigers" als einen Erfolg, zu dem neben den genannten Unternehmen nicht zuletzt die fachliche Expertise der bundesdeutschen Marine beigetragen habe. Was als Marathon begann, habe schließlich das das Tempo eines Sprints erreicht, lobte auch Michael Kohlhaas, Generaldirektor der NATO-Hubschrauber-Management-Agentur.


