Volodymyr Storozhuk (l.) ist selbst vor dem Krieg geflüchtet und unterrichtet für "Cadenberge hilft" Landsleute in deutscher Sprache.
Volodymyr Storozhuk (l.) ist selbst vor dem Krieg geflüchtet und unterrichtet für "Cadenberge hilft" Landsleute in deutscher Sprache.
CN/NEZ-Spendenaktion

Flucht vor Krieg: Volodymyr Storozhuk unterrichtet Deutsch in Cadenberge

von Wiebke Kramp | 16.12.2025

Volodymyr Storozhuk, ein geflüchteter Lehrer aus der Ukraine, unterrichtet in Cadenberge Deutsch. Seine Geschichte ist von Flucht und familiären Verbindungen geprägt und spiegelt den Einsatz der Bürgerinitiative "Cadenberge hilft" wider.

Es ist ein Intensivprogramm: Dreimal in der Woche treffen sich die aus der Ukraine Geflüchteten, um die Sprache ihres Gastlandes zu lernen. Volodymyr Storozhuk ist ihr Lehrer. Ein Lehrer, der weiß, wie es sich anfühlt, in der Fremde zu sein, denn auch er flüchtete mit seiner Familie vor dem russischen Angriffskrieg. Er stammt aus der Ukraine aus dem Raum um Kijiw. Dort hat er als Deutsch- und Englischlehrer gearbeitet. In Cadenberge gibt Volodymyr Storozhuk seit Juni 2025 Deutschkurse, vor kurzem startete bereits der dritte.

Dass der Lehrer ausgerechnet in dieser Region gelandet ist, hat übrigens einen historisch weitreichenden Hintergrund. Volodymyr Storozhuk ist sich sicher:  "Es gibt im Leben keine Zufälle."  Im Juli 1942 sei seine Mutter in einem Güterzug zusammen mit anderen ukrainischen Frauen am Bahnhof Cuxhaven als Zwangsarbeiterin angekommen. Sie arbeitete damals bis Mai 1945 auf dem Bauernhof von Luise Wohler in der Altenwalder Chaussee bis Mai 1945, "wo sie sich eines guten Verhalten erfreute, bis sie von den Briten befreit wurde". Unter den britischen Befreiungssoldaten sei der Vater des heutigen Europaabgeordneten David McAllister gewesen. "Meine Mutter hatte Option: entweder nach Kanada mit einigen Ukrainerinnen zu ziehen oder nach Hause in die damalige Sowjetunion zurückzukehren. Sie bevorzugte ihre Heimat." Und diese Heimat befand sich anschließend lange Jahre hinter dem eisernen Vorhang. Aber der Kontakt riss niemals ab: "Der nächste Besuch nach Cuxhaven fand erst im Juli 1989 statt, auf Einladung von Herrmann Wohler, dem Sohn der zu der Zeit schon verstorbenen Luise Wohler."

Als der russische Eroberungskrieg im Februar 2022 und die feindlichen Truppen mit ihren Gräueltaten in Butscha am Werk waren, musste seine Familie die Flucht ergreifen. Die erste Zwischenstation war die westukrainische Stadt Lwiw. Volodymyr Storozhuk schildert: "Zu dieser Zeit kommunizierten wir intensiv mit der Enkelin von Luise Wohler. Die Enkelin Christiane Pape hat zusammen mit ihrem Bruder Jörn Nagel und noch einem Freund einen Bus organisiert und ist an die polnisch-ukrainische Grenze gekommen, um uns abzuholen. Sie haben dort einige Tagen ausharren müssen, aber für uns war es unmöglich so schnell die Grenze zu überqueren." Erst nachdem seine Familie  endlich Bustickets nach Breslau ergattern konnte, seien sie von luxemburgischen Freunden abgeholt worden und kamen nach einigen Tagen in Luxemburg zu Christiane Pape nach Otterndorf.

Lehrer mit Leib und Seele

Es ist zu spüren, dass Volodymyr Storozhuk Lehrer mit Leib und Seele ist. An diesem Donnerstag sitzen 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor ihm. Eine von ihnen ist Tatjana (49), die mit ihrem Mann u und ihrem Sohn in Oberndorf lebt. Ihre Tochter ist in Kyjiw als Ärztin tätig.  Es ist eine altersmäßig bunt gemischte Schülerschaft. Da ist der 22-jährige Student ebenso darunter wie die 58-jährige Frisörin.

Alle eint das Ziel, so gut und schnell es geht, deutsch zu lernen. Sie zeigen festen Willen und arbeiten eisern an ihrer Aussprache. Volodymyr Storozhuk motiviert sie, zu sprechen, korrigiert sie, wenn sie falsche Artikel benutzen oder einen verdrehten Satzbau haben. Alle Teilnehmenden bekräftigen: "Volodymyr ist ein sehr guter Lehrer."

Es ist erstaunlich, in welch kurzer Zeit sie es schaffen, in der Sprache ihrer Gastgeber zu kommunizieren. Ihr Lehrer ermuntert sie ausdrücklich zur Kommunikation und schafft durch gezielte Fragen aus dem persönlichen Umfeld eine Gesprächsatmosphäre. So lernen sich die Teilnehmenden, die aus der gesamten Region kommen, nicht nur besser kennen, sondern auch die neue Sprache alltagstauglich einzusetzen.

Volodymyr Storozhuk selbst  ist voll des Lobes: "Die Bürgerinitiative "Cadenberge hilft" bedeutet für mich viel. Durch die Bekanntschaft mit Ulrich Beushausen und Christa Wiese und den damaligen Pastor Bert Hitzegrad habe ich für mich eine neue Welt mit ungewöhnlichen Menschen entdeckt, die sich gemeinnützig, mit offenen Herzen um die Menschen in Not kümmern. Mich hat ihre Offenheit, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft beeindruckt. In den dunklen Zeiten, die der westlichen Zivilisation bevorstehen, machen diese Leute und diejenigen, die spenden, unsere Welt ein bisschen besser."

So kommt Ihre Spende an:

  • Unsere inzwischen traditionelle Adventsaktion "CN/NEZ-Leser helfen" ist diesmal den Flüchtlingsinitiativen "Offenes Herz Altenwalde" und "Cadenberge hilft" gewidmet.
  • Die Cuxhavener Nachrichten und die Niederelbe-Zeitung sowie das Newsportal cnv-medien.de organisieren die Spendenaktion, um diese Arbeit zu unterstützen.
  • Die CN und NEZ stellen über die Adventszeit das ehrenamtliche Engagement in den Mittelpunkt.
  • Wichtig: Bis zum 31. Dezember können Sie Spenden auf die entsprechenden Konten einzahlen.
  • Spendenbescheinigungen werden nach Ende der Aktion ausgestellt. Wenn Sie eine Spendenbescheinigung wünschen, geben Sie bitte Ihren Namen und Ihre Adresse auf dem Überweisungsträger an. Die Namen der Spenderinnen und Spender werden in den Print-Ausgaben von Cuxhavener Nachrichten und Niederelbe-Zeitung veröffentlicht. Wer das nicht wünscht, vermerkt dies bitte auf dem Überweisungsträger.
  • Das Konto für "Cadenberge hilft": Kirchengemeinde Cadenberge; Vermerk: Flüchtlingshilfe Cadenberge; WESPA Cadenberge; BIC: BRLADE21BRS; IBAN: DE28 2925 0000 0161 0002 40.
  • Das Konto für "Offenes Herz Altenwalde": Ev.-luth. Kirchenamt Elbe-Weser; Vermerk OHA; SSK Cuxhaven; IBAN DE 32 2415 0001 0000 1089 02.

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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