Frauen wollen etwas bewegen: Aktionsprogramm in den Seelandhallen Otterndorf
Die Samtgemeinden Land Hadeln, Börde Lamstedt und Hemmoor wollen Frauen zur aktiven Mitwirkung und politischen Beteiligung bewegen. Zum dritten Mal fand das Vernetzungstreffen für Frauen statt. In Otterndorf kamen rund 100 Frauen zusammen.
In den Seelandhallen Achern Diek in Otterndorf fand das dritte Vernetzungstreffen für Frauen statt. Das Aktionsprogramm "Frauen in die Politik" der Samtgemeinden Land Hadeln, Börde Lamstedt und Hemmoor will Frauen dazu ermutigen, in die Politik zu gehen. Die Koordinatorin für Hadeln, Julia Schiller, die auch Gleichstellungsbeauftragte ist, begrüßte die rund 100 Frauen in Otterndorf. "Demokratie ist kein Hotel", zitierte sie die Landtagsvizepräsidentin von Rheinland-Pfalz, Kathrin Anklam-Trapp. "Es ist ein Zuhause, in dem alle mitmachen müssen, damit es gut funktioniert."
Zweijährige sind gute Lehrmeister
Frauen aus der Kommunalpolitik, dem Gesundheits- und Sozialwesen waren anwesend. Referentin Janina Tiedemann hielt einen Vortrag zum Thema "Warum nicht Nora, sondern Noah die Arche baute". Mit Beispielen zeigte sie auf, wo Frauen einen Schritt zurück machen, sich selbst zu wenig zutrauen oder zu viele Gedanken machen. Viele Frauen würden sich bei einem Anruf von Gott bezüglich des Baus einer Arche wahrscheinlich Gedanken machen, welche Tiere zusammen stehen können, was sie fressen und ob wirklich zwei jeder Art reichen würden. Die Ansprüche, die Frauen an sich selbst stellen, seien häufig sehr hoch, sagt Janina Tiedemann. "Wenn wir möchten, dass wir für Dinge gesehen werden, müssen wir uns für diese auf den Plan bringen." Scheitern sei kein Stigma, sondern eine Erfahrung, die zu nutzen sei, um weiterzukommen. Zweijährige seien dabei hervorragende Lehrmeister. Selbst wenn sie beim Laufen lernen hinfallen, würden sie wieder aufstehen und es erneut versuchen.
Mütter des Grundgesetzes
Im Anschluss an den Vortrag konnten die Frauen sich nach einer kleinen Stärkung austauschen und vernetzen. Außerdem gab es eine Ausstellung mit dem Titel "Mütter des Grundgesetzes". Gezeigt wurden Lebensbilder der Politikerinnen Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel. Als Mitglieder des Parlamentarischen Rates trugen sie wesentlich zum Entstehen des Grundgesetzes und zur verfassungsrechtlichen Gleichstellung bei.
Die erste Aktion des Aktionsprogramms "Frauen in die Politik" wollte es mit einfachen, aber dadurch nicht weniger eindrücklichen Mitteln deutlich machen. In jeder Samtgemeinde wurden zur Ratssitzung Stühle in der Anzahl der vergebenen Mandate aufgestellt. Mit farbigem Stoff wurde lediglich die Anzahl der Stühle markiert, die für weiblich besetzte Mandate stehen. Während in der Bevölkerung die klassische Geschlechterverteilung bei beinahe 50 zu 50 liegt, schaffen es die Frauen in der Region nicht mal auf ein Verhältnis von eins zu fünf in der Kommunalpolitik.
Abbildung der Lebensrealität
Der durchschnittliche Frauenanteil in den Samtgemeinderäten in der Region, also den Samtgemeinden Hemmoor, Land Hadeln und der Börde Lamstedt, beträgt 17,1 Prozent. Dadurch mangelt es der Politik nicht nur an der Abbildung von Diversität und unterschiedlicher Lebensrealitäten, sondern auch an den Erfahrungen ebendieser, führt das Programm aus. Auf diesen Missstand soll nicht nur aufmerksam gemacht werden. Politisch interessierte Frauen sollen angesprochen und motiviert werden, sich bei der nächsten Kommunalwahl aufstellen zu lassen.