Gendern im Rathaus: So halten es die Verwaltungen im Kreis Cuxhaven
Für die einen ist es ein sprachlicher Ausdruck der Gleichstellung aller Geschlechter, für die anderen hingegen ein aufgezwungenes Sprachkorsett: das Gendern. Wie gehen die Verwaltungen im Kreis Cuxhaven mit der geschlechtergerechten Sprache um?
Doppelpunkt, Sternchen oder gar kein Gendern? Über geschlechtergerechte Sprache wird kontrovers diskutiert. Auch in den Rathäusern im Kreis Cuxhaven gehen die Meinungen dazu weit auseinander. Während die einen das Gendern als Ausdruck von Gleichstellung werten, halten es andere für überflüssig.
In der Verwaltung der Samtgemeinde Land Hadeln kommt bereits seit einiger Zeit eine Hausempfehlung zum gendersensiblen Sprachgebrauch zum Einsatz. "Danach benutzen wir nicht das Gendersternchen, sondern den Doppelpunkt, um die Geschlechteridentitäten in Texten zu berücksichtigen", erläutert Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule. Auch in der mündlichen Aussprache werde auf einen respektvollen Sprachgebrauch geachtet. Die Verwaltung setzt hier vor allem auf eine Doppelnennung der Geschlechter: "Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter…".
Die Samtgemeinde Börde Lamstedt hat keine Regelungen zur Nutzung von gendergerechter Sprache. "Ich persönlich finde, dass Gendern nicht erforderlich ist, um respektvoll geschlechtergerecht miteinander umzugehen", meint Samtgemeindebürgermeister und Verwaltungschef Holger Meyer. Er habe dazu bislang auch noch keine gegenteilige Meinung aus der Einwohnerschaft, Politik oder der Verwaltung gehört.
Auch in der Verwaltung der Samtgemeinde Hemmoor gibt keine Vorgaben zum Gendern. "Wir verfolgen grundsätzlich das Ziel, unsere Schreiben möglichst einfach und verständlich zu gestalten", erläutert der Erste Samtgemeinderat Frank Springer. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit werde daher auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen - männlich, weiblich und divers - verzichtet. "Sämtliche Personenbezeichnungen gelten natürlich gleichermaßen für alle Geschlechter", so Springer.
Stadtverwaltung verzichtet auf das Gendersternchen
Bei der Stadt Cuxhaven ist in der "Zentralen Dienstanweisung" vorgegeben, dass im Schriftverkehr auf die gendergerechte Sprache zu achten sei. Die Stadt hat sich dabei an den Hinweisen der Gesellschaft für die
deutsche Sprache orientiert. Zwar verzichtet die Stadtverwaltung im internen und externen Schriftverkehr auf Gendersternchen (Mitarbeiter*in), Gendergap (Mitarbeiter_in) und Binnenmajuskel (MitarbeiterIn), nennt aber explizit die männliche und weibliche Form (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter). Auch der Ergänzungsbindestrich (Mitarbeiter/in) und Ersatzformen, zum Beispiel "Teilnehmende" und "Besuchende", kommen zum Einsatz. Wichtig für die Stadtverwaltung ist, in der Kommunikation Formulierungen zu verwenden, die für die Mehrheit der Menschen verständlich sind. "Komplizierte geschlechterneutrale Umschreibungen, Gendersternchen oder Binnenmajuskel stören den Lesefluss", erklärt Antje Mester aus der Pressestelle der Stadt Cuxhaven.
In der Verwaltung des Landkreises Cuxhaven läuft es ähnlich. "Wir verwenden die vollständige Paarform -Bürgerinnen und Bürger - oder geschlechtsneutrale Formen wie Teilnehmende, Fachkräfte oder Interessierte", erläutert Landkreis-Sprecherin Simone Starke. Nur wenn aus Platzgründen eine kürzere Form erforderlich ist, werde der Schrägstrich (zum Beispiel Politiker/in) verwendet. Nicht benutzt werden dagegen das große Binnen-I, Sternchen oder Klammern, so Starke. "Als Behörde möchten und müssen wir möglichst alle Menschen mit unserer Kommunikation erreichen. Dazu gehören auch die Lesbarkeit und vor allem die Barrierefreiheit. Die Sprache soll möglichst gut verständlich und von Vorlesesoftware lesbar sein", erklärt die Pressesprecherin.
In der Gemeinde Wurster Nordseeküste gibt es für die Beschäftigten keine Vorgaben zum Gendern. Bürgermeister Marcus Itjen verweist auf den Rat für deutsche Rechtschreibung, der sich zu diesem Thema, etwa zur Nutzung von Wortbinnenzeichen, bislang noch nicht deutlich positioniert habe. "Solange es hierzu keine allgemein akzeptierte und empfohlene Regel gibt, werde ich für den amtlichen Schriftverkehr der Gemeinde keine Vorgaben zur Verwendung von Gendersternchen oder anderen Sonderzeichen machen", stellt Itjen klar. Einige Wortschöpfungen wie "Einwohnende Menschen" würden aus seiner Sicht auch Unwillen in der Bevölkerung erzeugen.