"Kleine Tyrannen": Gruppe von Kindern verbreitet in Midlum Angst und Schrecken
Sie sollen Lichterketten zerstört, Pakete gestohlen, Anwohner beleidigt und bedroht haben: In der Ortschaft Midlum (Wurster Nordseeküste / Kreis Cuxhaven) sorgt eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen seit Wochen für Ärger.
Kann eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen ein ganzes Dorf in Angst und Schrecken versetzen? Glaubt man den Diskussionen in den sozialen Netzwerken, scheint es in Midlum tatsächlich ein Problem mit minderjährigen Hitzköpfen zu geben, die aus der Rolle fallen und für einige Straftaten verantwortlich sein sollen.
In der Facebook-Gruppe "Du kommst aus Midlum, wenn..." berichten Anwohner von Beleidigungen, Bedrohungen und Sachbeschädigungen. Dort ist von "kleinen Tyrannen" die Rede, die den Ort "terrorisieren" und "ganz Midlum wortwörtlich auseinandernehmen". Die Kinder sollen den Darstellungen zufolge Vorgärten verwüstet, Lichterketten zerstört und Anwohner bespuckt und beschimpft haben. Ein Fünftklässler soll andere Kinder im Schulbus mit einem Messer bedroht haben. Autos werden mit Steinen beworfen und Anwohner-Pakete gestohlen, heißt es in den Facebook-Kommentaren.

Walking-Gruppe kann nicht mehr ihre Runden drehen
"Einfach nur traurig, ältere Menschen haben Angst, allein durchs Dorf zu laufen", schreibt eine Facebook-Nutzerin. Eine andere notiert: "Es vergeht kein Tag mehr, an dem nichts ist. Selbst die Walking-Gruppe kann nicht mehr in Ruhe ihre Runden drehen, ohne dass ihnen der Weg abgeschnitten wird." Laut Schilderung der Anwohner gehören die Kinder zu zwei Familien, die zuvor in der Stadt Cuxhaven gelebt haben. Polizei und Jugendamt sollen eingeschaltet sein.

Polizeioberkommissar Stephan Hertz, Pressesprecher der Polizei Cuxhaven, bestätigt auf Anfrage von cnv-medien.de, dass Anzeigen zu einem Teil der geschilderten Vorfälle eingegangen sind. "Die Tatverdächtigen sind in den angezeigten Sachverhalten bekannt. Die Ermittlungen in allen Sachverhalten laufen. Das Jugendamt ist bereits eingebunden", so Hertz. Konkrete Angaben zu den jungen Tätern, etwa zum Alter und zur Anzahl, machte der Polizeisprecher nicht. Nur so viel: "Wir sprechen hauptsächlich von Kindern und Jugendlichen." Sie seien zum Teil nicht strafmündig. "Die genauen Tatbeteiligungen sind noch nicht komplett klar."
Die Polizei rät: "Sollte es zu strafbaren Handlungen kommen, sollten diese immer unverzüglich angezeigt werden, damit die Kolleginnen und Kollegen auch unmittelbar tätig werden können." Pressesprecher Stephan Hertz warnt angesichts der aufgeheizten Debatte im Netz vor jeder Form von Selbstjustiz. Diese sei keinesfalls erlaubt und könne strafrechtliche Ermittlungen nach sich ziehen.

Jörg-Andreas Sagemühl, Bürgermeister der Gemeinde Wurster Nordseeküste, wohnt selbst in Midlum und hat von den Vorfällen gehört. Die Gemeinde nehme solche Zwischenfälle ernst, Polizei und Jugendamt seien bereits involviert. Aus seiner Sicht sollte auch die Jugendhilfestation in Langen eingeschaltet werden. "Und ich werde mit unserem Gemeindejugendpfleger darüber sprechen", so Sagemühl. Patricia Gerhardt, Ortsbürgermeisterin von Midlum, wollte sich auf Anfrage von cnv-medien.de zu den Vorfällen im Dorf nicht äußern.