Wesertunnel-Streik: Verkehrschaos in Wesermarsch, Kreis Cuxhaven und Bremerhaven
Verkehrsteilnehmer müssen am Dienstag stundenlange Wartezeiten auf beiden Weser-Seiten in Kauf nehmen. Es kommt zu einem Verkehrschaos. Hintergrund ist ein Streik.
Der Wesertunnel ist am Dienstag (16. Dezember 2025) für viele Verkehrsteilnehmer überraschend gesperrt. Auch die Huntebrücke bei Berne ist dicht. Das hat zur Folge, dass Pendler in der Wesermarsch, dem Cuxland und Bremerhaven viel Geduld mitbringen müssen. An den Fähranlegern, insbesondere in Blexen und Bremerhaven, bilden sich lange Staus.
Das Team der Weserfähren GmbH aus Bremerhaven ist von einem Anruf der Polizei Nordenham am Vorabend überrascht worden. Der kurzfristige Streikaufruf der Gewerkschaft VDStra in Niedersachsen und die damit verbundene Sperrung des Wesertunnels werde für Stau und Behinderungen sorgen, hieß es am Telefon.
Dauerbetrieb und mehr Mitarbeiter bei der Weserfähre
"Wir haben sofort alle Mitarbeiter mobilisiert", erklärt eine Sprecherin am Dienstag. Das Team sei teilweise aus der Freischicht gekommen, um den Ansturm abarbeiten zu können. "Ein dickes Lob an das Team, alle ziehen an einem Strang", so die Sprecherin.

Trotzdem staut es sich an den Zufahrtsstraßen. Lastwagen und Autos stehen dicht an dicht. Die Weserfähren GmbH hat für Bremerhaven zwei Sicherheitsleute hinzugerufen, die dort die Zufahrt zum Anleger lenken. Das Fähr-Team muss die Fahrzeuge an Bord sinnvoll platzieren können.
Die Weserfähre lässt schon am Dienstagvormittag beide Fähren im Dauerbetrieb pendeln und plant, dies auch noch bis 23 Uhr am Abend zu tun. Dennoch kommt es an den Fähranlegern zu langen Wartezeiten. Vor dem Anleger in Blexen staut sich der Verkehr am Vormittag auf einer Länge von rund zweieinhalb Kilometern. Die Wartezeit: etwa zweieinhalb Stunden.
Zu den Wartenden gehört André Detmers aus Aurich. Er ist um 5.45 Uhr zu Hause losgefahren, um an einem Kurs in Bremervörde teilzunehmen. Dass der Wesertunnel gesperrt ist, realisiert er erst vor Ort, als er nicht auf die Tunnelzufahrt kommt. Am Anleger in Blexen steht er dann von 8 bis 10.20 Uhr.

Der 24-stündige Streik begann in der Nacht von Montag auf Dienstag um 0 Uhr. Unabhängig vom Streik bleibt die bereits angekündigte Sperrung des Wesertunnels für EDV-Tests bestehen. Diese dauert bis Mittwoch, 17. Dezember, 5 Uhr morgens.
Nächste nächtliche Sperrung des Wesertunnels folgt
Zusätzlich wird der Tunnel in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, 18. Dezember 2025, von 22 Uhr bis 5 Uhr erneut gesperrt. Für alle planmäßigen Sperrungen hatte die Weserfähre Bremerhaven bereits zusätzliche Fahrten eingeplant und wird diese auch anbieten.

Die kleine Fähre in Sandstedt/Brake sendet derweil über ihre Webseite ein S.O.S. Man sei vom Streik überrascht worden und die Personalstärke sei für solche Dinge nicht ausreichend. Die Betreiber bitten um Geduld und verweisen auf die Fähren Nordenham-Bremerhaven und die Bremer Fähren.

Kilometerlange Staus vor der Weserfähre Sandstedt-Brake
Die Polizeiinspektion Cuxhaven meldet zur Mittagszeit, dass es auf ihrer Weserseite vor dem Tunnel kaum zu Verkehrsbehinderungen komme. Allerdings bildeten sich gerade vor der Weserfähre in Sandstedt kilometerlange Staus mit teils mehrstündiger Wartezeit. "Dies führte leider bereits dazu, dass Verkehrsteilnehmende vor Ort in Streit gerieten, nachdem mehrere Fahrzeugführer versucht hatten, an der Warteschlange vorbeizufahren", teilt Stephan Hertz, Pressesprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven, mit. Die Einsatzkräfte hätten vor Ort Anzeigen wegen Beleidigungen und Bedrohungen aufnehmen müssen.
Doch warum eigentlich die Sperrung? Vorausgegangen war ein Streikaufruf der Gewerkschaft VDStra, der Fachgewerkschaft der Straßen- und Verkehrsbeschäftigten. Die erste Verhandlungsrunde über die Gehälter der Beschäftigten der Länder Anfang Dezember sei aus Sicht der Gewerkschaften enttäuschend verlaufen, heißt es vom Beamtenbund. Er verhandelt zusammen mit Verdi mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder. Die Gewerkschaften fordern sieben Prozent mehr Lohn, mindestens 300 Euro.
Von Timo Kühnemuth und Maike Wesselowski