Wer sein Auto unter den Bäumen am Großen Specken abstellt, läuft Gefahr, dass sein Auto zur Zielscheibe der Krähen wird. Foto: Schröder
Wer sein Auto unter den Bäumen am Großen Specken abstellt, läuft Gefahr, dass sein Auto zur Zielscheibe der Krähen wird. Foto: Schröder
Keine angenehme Atmosphäre

Krähen-Plage in Otterndorf nimmt überhand - Wie die Stadt nun dagegen vorgehen will

von Lennart Keck | 22.05.2023

Anwohner und Passanten beschweren sich. Vollgekotete Autos, Kadaver und eine unfassbare Geräuschkulisse sind die Spuren der Krähen am Großen Specken. Nun will die Stadt Otterndorf gegen die Plage vorgehen.

Alles Gute kommt von oben: Doch am Großen Specken in Otterndorf gilt dieses Sprichwort nicht. Die Krähen-Plage scheint hier allmählich überhand zu nehmen. Entspannte Spaziergänge sind bei dem Lärm, den die Tiere veranstalten, kaum möglich - ganz zum Ärger der Anwohner.

Exkremente, Lärm und Vogelkadaver

Ein kurzer Blick in den Himmel reicht aus, um die beträchtliche Anzahl der Vogelnester in den Bäumen vor dem Amtsgericht wahrzunehmen. Im Sekundentakt fliegen die Krähen-Schwärme zwischen diesen hindurch und  hinterlassen hierbei ihre Spuren. Vollgekotete Autos, haufenweise Vogelexkremente im gesamten Bereich des Großen Speckens und eine Geräuschkulisse, die ihresgleichen sucht, bleiben den Anwohnern und Passanten nicht versteckt - und nur selten bleiben sie verschont. Wer sein Auto unter den Bäumen des Amtsgerichtgartens abstellt oder unter diesen entlanggeht, läuft Gefahr, selber zur Zielscheibe zu werden.

"Ich stand hier keine zehn Minuten", erzählt ein Anwohner und zeigt dabei auf seine mit Vogelexkrementen beschmierte Windschutzscheibe. "Es ist ein wenig so, als würden die Viecher nur darauf warten, dass man mit seinem Auto unter ihren Nestern parkt."
Vogelkadaver und Kot säumen den Weg. Kein schönes Ambiente für einen Spaziergang - findet auch ein älteres Ehepaar. "Man muss ja aufpassen, wo man hintritt", beschwert sich Hartmut Wilkens. "Und wenn man ganz viel Pech hat, wird man selbst zum Opfer."

Die Stadt Otterndorf schloss kürzlich ihre Vogelnest-Zählungen ab. Foto: Keck

Krähennest-Zählungen in Otterndorf

Den Zuständigen der Stadt Otterndorf ist das Problem bereits bekannt. "Gerade am Großen Specken und im Amtsgerichtgarten sind die Populationen besonders groß", erzählt Stadtdirektor der Stadt Otterndorf Frank Thielebeule. Um einen Überblick über die derzeitige Situation zu bekommen und Lösungsansätze für die entstandenen Problematiken zu schaffen, ließ die Stadt Otterndorf Krähennest-Zählungen durchführen. "Diese Zählungen sind mittlerweile abgeschlossen. Sobald wir die Ergebnisse vorliegen haben, können weitere Schlüsse gezogen werden."

So gehen andere Städte mit der Plage um

Krähen zu vertreiben, stellt sich in vielen Fällen als komplizierter heraus, als zunächst gedacht. Oft lassen sich die intelligenten Tiere nur für eine kurze Zeit verscheuchen, ehe sie zurückkommen. Zudem stehen Saatkrähen unter Artenschutz, was den Handlungsspielraum um ein Vielfaches verkleinert. Im April setzte die Stadt Buxtehude einen Falken ein, um sich der Krähen-Plage zu stellen. Allein die Anwesenheit der Greifvögel würde bei Krähen Stress erzeugen. Andere Städte überlegten sich ausgefallenere Methoden: Die Stadt Gersthofen im Kreis Augsburg ließ vor einigen Jahren eine Blaskapelle aufmarschieren und in Kempten stiegen Drohnen auf, um die Vögel von oben zu beschallen - erfolgreich seien die Aktionen jedoch nicht gewesen.

Krähenplage fällt genau in die Brutzeit

Die Brutzeit der Rabenkrähen reicht von April bis Mai. In dieser Zeit schaffen die Vögel meist nur eine einzige Brut. 20 Tage lang bebrütet das Weibchen die Eier und wird vom Männchen mit Nahrung versorgt und verteidigt. Nach dem Schlüpfen verbleiben die Jungvögel im Nest und werden bis zu 30 Tage lang von ihren Eltern mit Nahrung versorgt, bevor sie erste Flugversuche unternehmen.

Von Lennart Keck

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