Wohl dem, der zu Beginn des Jahres noch Platz in seiner Restmülltonne hat. Viele Landkreis-Bewohner mussten länger als erwartet auf die Müllabfuhr warten. Foto: Bernd Weissbrod/dpa
Wohl dem, der zu Beginn des Jahres noch Platz in seiner Restmülltonne hat. Viele Landkreis-Bewohner mussten länger als erwartet auf die Müllabfuhr warten. Foto: Bernd Weissbrod/dpa
Volle Tonnen

Kreis Cuxhaven: Ärger mit der Müllabfuhr

von Redaktion | 08.01.2023

Kreis Cuxhaven. Volle Mülltonnen haben in der ersten Woche des neuen Jahres bei vielen Landkreis-Bewohnern für Unmut gesorgt. Besonders ärgerlich: Der neue Kalender mit dem geänderten Abfuhrzyklus hat viele Haushalte nicht rechtzeitig erreicht.

Karsten Borm aus Nordholz hat beruflich mit Abfallwirtschaft nichts zu tun ist. Dennoch ist er in den vergangenen Tagen quasi zum Müllexperten geworden. Zumindest für seine Nachbarn. Und das kam so.

Das Abfuhrunternehmen Nehlsen hat für 2023 die Intervalle der Müllabfuhr neu festgelegt. "Dagegen ist erst einmal nichts einzuwenden", stellt Borm klar. Allerdings haben sich dadurch die Abholtermine vom alten auf das neue Jahr teilweise stark verzögert.

Sieben Wochen zwischen zwei Abfuhrterminen

Ein Blick in den Abfuhrkalender für Geestland (Ericaweg) verdeutlicht das Dilemma: Wessen Restmülltonne zuletzt am 6. Dezember 2022 geleert wurde, der ist - regulär - erst wieder am 27. Januar 2023 an der Reihe. Zwischen beiden Leerungen liegen siebeneinhalb Wochen.

Auch die Kunden mit zweiwöchiger Leerung der Restmülltonne mussten zum Teil viel länger warten. Beispiel aus dem Ericaweg: Wer am 20.12. 2022 an der Reihe war und eigentlich am 3.1. mit der nächsten Leerung gerechnet hatte, soll sich - laut neuem Abfallkalender - bis zum 13.1. gedulden.

Müllabfuhr-Kalender zu spät ausgeliefert

Auch anderenorts wie in Nordholz oder Bad Bederkesa berichten Leser von "Chaos". Ein Grund dafür: der zu spät mit der Post ausgelieferte Abfuhrkalender.

Borm, der den Unmut in mehreren Facebook-Gruppen mitbekommen hat, sagt: "Es kann nicht sein, dass sowohl das Entsorgungsunternehmen als auch der Landkreis seine Bürger so im Regen stehen lässt, darüber nicht informiert und keine Möglichkeiten anbietet, wie man nun besonders den Restmüll entsorgen kann."

Zwar habe das Abfuhrunternehmen Nehlsen den Kunden auf Nachfrage angeboten, sich einen Restmüllbeutel für 5,50 Euro zu besorgen. "Aber das halte ich für unangebracht, da man ja einen Entsorgungsvertrag mit dem Landkreis Cuxhaven mit festgesetzten Intervallen hat", sagt Borm.

"Bürger im Regen stehen lassen"

Wie viele andere Bürger vermisst auch Borm eine rechtzeitige Kommunikation: "Diese Herausforderung der neuen Terminierungen muss den Verantwortlichen rechtzeitig bekannt gewesen sein", ist der Nordholzer überzeugt und wirft dem Landkreis Versagen vor. "Hier lässt man den Bürger im Regen stehen." Für ihn unverständlich. "Durch einen simplen Vergleich der Monate Dezember 2022 und Januar 2023 hätten diese extrem langen Intervalle auffallen müssen."

Nachdem die Telefone beim Landkreis und bei Nehlsen heiß gelaufen sind, haben beide reagiert. Der Landkreis teilte am 2. Januar über die Presse und auf seiner Internetseite mit, dass nicht alle Kalender mit den neuen Müllabfuhrterminen rechtzeitig ausgeliefert worden seien.

Personalausfälle und technische Störungen

Grund seien "Personalausfälle beim beauftragten Dienstleister und technische Störungen" gewesen.

Der Landkreis versprach, den gedruckten Kalender noch in dieser Woche an alle noch nicht bedienten Haushalte auszuliefern. Gleichzeitig empfahl die Behörde, sich über die neuen Abfuhrdaten auf ihrer Internetseite zu informieren oder die Abfall-App zu nutzen.

Doch auch damit scheint es Probleme gegeben zu haben. So berichtete eine Beersterin: "Die App des Landkreises verkündete fälschlich die Abholung am 4.1.2023. Eine alternative Information über die geänderte Abfuhr gab es vonseiten der Firma Nehlsen nicht."

Nehlsen kündigt Lösung für Betroffene an

Die Firma Nehlsen teilt auf Anfrage mit, dass Entsorger ihre Touren regelmäßig anpassen, unter anderem, weil sich Verkehrsführung oder Müllmengen ändern. Dabei könne es im Zeitraum der Umstellung zwischen der letzten Abfuhr nach alter Planung und der ersten Abfuhr nach neuer Planung auch zu "Brüchen" kommen, indem sich einmalig ein längerer oder kürzerer Zeitraum ergibt, erklärt Nehlsen-Sprecherin Marcia Kantoks. Das umfasse in der Regel wenige Tage und betreffe auch nicht die Mehrheit der Abfuhrtermine. "Dass sich der Zeitraum allerdings fast verdoppelt ist außergewöhnlich", sagt Kantoks.

Inzwischen hat Nehlsen angekündigt: "In den Fällen, in denen eine vierwöchentliche Abholung des Restmüllbehälters länger als sechs Wochen auseinanderliegt, kann der Behälter einmalig zum ersten 14-tägigen Termin im Januar zur Leerung bereitgestellt werden." Diese Regelung gilt ab sofort.

Was bei all dem Ärger untergegangen ist: Erstmals erhalten alle 78.066 Haushalte im Kreisgebiet einen für sie passenden Kalender; sie müssen also nicht mehr ihren Bereich aus einem Heft heraussuchen. Weil die Daten dafür nun direkt aus dem Onlineformat übernommen werden können, ließen sich redaktionelle Pannen der Vergangenheit vermeiden, so der Landkreis.

Karsten Borm hat übrigens nicht nur beim Landkreis angerufen. Er hat auch weniger onlineaffine Nachbarn - persönlich oder per Flyer - informiert und auf den Onlinekalender hingewiesen. "Dabei lernt man auch den einen oder anderen Nachbarn kennen", sagt er mit einem Augenzwinkern.

Von Heike Leuschner

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