Elektrifizierung der Bahn-Anbindung von Cuxhaven: So lange soll es noch dauern
Cuxhaven ist ein wichtiger Standort für Hafenwirtschaft, Windenergie und Tourismus. Es ist aber auch der einzige an der Nordsee, dessen Gleisanbindung nicht elektrifiziert ist. Über die Notwendigkit wurde jetzt in den Hapag-Hallen diskutiert.
Immer wieder heißt es aus der Kommunalpolitik, dass die Zweigleisigkeit, eine Beseitigung des Nadelöhrs Ostebrücke und die Elektrifizierung der Bahnstrecke Cuxhaven-Stade entscheidend für den Landkreis seien - dennoch passiert wenig. Mit der Veranstaltung am Donnerstag in den Hapag-Hallen wollte die lokale Wirtschaft das für sie wichtige Thema noch mal in den Mittelpunkt rücken. Vor allem die Hafenwirtschaft meldete sich zu Wort. Aus Cuxhaven erklärten Marc von Riegen, Betriebsleiter bei Cuxport, und Marcus Braue, Niederlassungsleiter in Cuxhaven bei DFDS Germany, warum die Elektrifizierung einen so hohen Stellenwert hat.
"Kunden setzen immer mehr auf die Bahn und achten auf ihren CO2-Fußabdruck. Da ist es mittlerweile ein echter Wettbewerbsnachteil, wenn man Cuxhaven nur mit Dieseltraktion erreichen kann", fasste es Marcus Braue zusammen. Das Thema Nachhaltigkeit spiele bei Neuausschreibungen von Bestandsverkehren und dem Bemühen um neue Aufträge eine immer größere Rolle. "Und das ist aktuell ein klarer Nachteil für Cuxhaven", erklärte Braue.
Es geht immer mehr um die Einsparung von CO2
Gerade im Automobilbereich werde es in den kommenden Jahren immer mehr um die Einsparung von CO2 gehen. Cuxhaven sei ein hochmoderner Hafen, aber es wurde nicht vorausschauend an die Anbindung gedacht. "Wir müssen unsere Ketten jetzt nachhaltig aufstellen, um den gefragten Standard zu erreichen und weiter wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein schnell umgesetztes schlankes Projekt. Das ist es, was die Hafenwirtschaft braucht", meint Braue.
Weder die durchgängige Zweigleisigkeit, noch eine Geschwindigkeitserhöhung seien mittelfristig notwendig und würden das Projekt durch die deutlich umfangreicheren Planungs- und Genehmigungsprozesse wohl erheblich verzögern. "Natürlich begrüßen auch wir diese baulichen Maßnahmen, doch dürfen diese unter keinen Umständen zu weiteren Verzögerungen bei der Umsetzung der Elektrifizierung führen", hieß es aus den Kreisen der Cuxhavener Hafenwirtschaft.
Kein gutes Zeichen für Cuxhaven
Nachdem klar war, dass die Elektrifizierung für Cuxhaven von größter Bedeutung ist, ging es um die Anforderungen und Sichtweisen eines Eisenbahnverkehrsunternehmens. Sebastian Doderer, Sprecher des Fachkreis Schiene der norddeutschen Häfen. machte den Anfang. "In allen großen deutschen Häfen steigt der Anteil der Bahn am Seehafen-Hinterlandverkehr seit Jahren kontinuierlich an", erklärte Doderer und ergänzte: "Dabei spielt auch der globale Trend zur grünen Logistik eine wachsende Rolle." Die elektrischen Lokomotvien seien auch in der Regel Leistungsfähiger als die Dieselloks. "Wir fahren zum Beispiel Güterzüge von Hamburg nach Göttingen manchmal mit Diesel, manchmal elektrisch. Die elektrischen Züge sind dabei eineinhalb Stunden schneller", berichtete der Fachkreisleiter.
Projektplanung und Zeithorizont
Nachdem alle Vorteile der Elektrifizierung dargelegt waren, bremste Henry Benedict von der DB Netz AG jedoch die Euphorie. Benedict ist unter anderem für das Infrastrukturprojekt "Elektrifizierung der Bahnanbindung Cuxhaven" zuständig. Er stellte neben der Projektplanung auch den aktuellen Zeithorizont vor und beantwortete die Frage, warum ein solch wichtiges Projekt so lange dauert.
Wirtschaftsförderung macht sich Sorgen
"Problem ist, dass wir komplizierte Planungs-, Genehmigungs- und Finanzierungsprozesse in Deutschland haben", erklärte der Fachmann der DB Netz AG. Es gebe alleine über 100 verschiedene Finanzierungsarten. "Wir sind gerade mit dem Bund im Gespräch, das Ganze auf drei zu reduzieren. Wenn das klappt, haben wir ein dickes Brett gebohrt", sagt Benedict. Doch aktuell beschäftige man sich noch mit der Grundlagenermittlung und Vorplanung. "Wir stehen also noch am Start." Ein Datum für die mögliche Fertigstellung des Projektes wollte Benedict nicht nennen, machte jedoch deutlich, dass eine Inbetriebnahme bis 2031 nicht realistisch sei.
Zum Ende der Netzwerkveranstaltung äußerte sich noch einmal Marc Itgen von der Wirtschaftsförderung der Stadt Cuxhaven. "Das stimmt mich nachdenklich für Cuxhaven", sagte der Wirtschaftsförderer abschließend. Itgen mache sich Sorgen darüber, ob Cuxhavens Hafen so langfristig wettbewerbsfähig bleiben kann.