Millionenbeträge für Klinik-Zukunft in Otterndorf
Das Timing passte: Während der Bundesrat tagte, um abschließend über die Krankenhausreform in Deutschland zu entscheiden, nahmen sich die Finanzpolitiker des Cuxhavener Kreistages die Wirtschaftslage des Krankenhauses in Otterndorf vor.
Hinter geschlossenen Türen wurde über die Zukunftsstrategie und den bisherigen Verlauf des Jahres gesprochen; zuvor gab es die Geschäftsbilanz für 2023. Und die schloss mit einem dicken Minus von rund 5,7 Millionen Euro und damit deutlich schlechter als ein Jahr zuvor ab. Doch es gibt Lichtblicke.
Der Landkreis Cuxhaven und die Samtgemeinde Land Hadeln sind die beiden einzigen Gesellschafter der "Krankenhaus Land Hadeln Otterndorf gGmbH". Nachdem im März 2021 ein Insolvenzverfahren eröffnet worden war, sprangen Kreis und Kommune mit einer Beteiligung von 74,9 und 25,01 Prozent der Gesellschaftsanteile ein, um die Existenz zu sichern.
Für 2021 hatte eine Stuttgarter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ein Defizit von rund sechs Millionen Euro errechnet. Im Folgejahr sah das Ergebnis deutlich besser aus, doch bei der Präsentation des Jahresabschlusses 2023 zeigte sich am Freitag im Finanzausschuss des Kreistages, dass das letzte Jahr mit einem Anstieg des Fehlbetrages auf 5,7 Millionen Euro beendet worden ist. Das Defizit lag damit knapp zwei Millionen Euro höher als 2022. Um den Klinikbetrieb aufrechtzuerhalten, hatten der Kreis und die Samtgemeinde als Gesellschafter Millionen-Beträge nachgeschossen.
Honorarkräfte sind
großer Kostenfaktor
In diesem Geschäftsjahr werden Kreis und Samtgemeinde wieder nicht umhinkommen, in den Geldbeutel zu greifen, auch wenn die bisherige Entwicklung anscheinend positiver aussieht, als ursprünglich prognostiziert. "Erste Maßnahmen", die 2024 getroffen worden seien - so heißt es in einer Analyse des "Zentralen Beteiligungsmanagements" des Landkreises -, würden "zu wirken" beginnen. Dies betreffe insbesondere das erfolgreiche Werben um den Verbleib vorhandener Kräfte sowie die Neueinstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und das ist auch dringend notwendig, denn ein besonderes Problem stellt die noch hohe Zahl an Honorarkräften beim Pflegepersonal sowie in der Ärzteschaft dar, um den Krankenhausbetrieb zu gewährleisten.
"Attraktive
Bewerbungen"
Diese Honorarkräfte, die nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stehen, sind vergleichsweise teuer. Daher bewerten die Fachleute eine erkennbare Entwicklung als positiv für die Wirtschaftlichkeit der Einrichtung: "Insbesondere der Zulauf an Bewerbungen im Bereich des Pflegepersonals ist hoch, wodurch es gelungen ist, Honorarkräfte deutlich zu reduzieren. Bei der Ärzteschaft ist die Personalbesetzung weiter zu optimieren, aber auch hier zeigen sich die positiven Auswirkungen der Rekommunalisierung und Stabilisierung des Standortes in Form von zunehmenden attraktiven Bewerbungen."
Aber die Personalsituation ist nicht das einzige Problem in der Otterndorfer Klinik. Vielmehr bewegt sich das Krankenhaus betriebswirtschaftlich durch die für alle Kliniken geltenden Rahmenbedingungen in einem schwierigen Umfeld. Das - so die Hoffnung - könnte sich durch die Krankenhausreform ändern. Doch das Prinzip Hoffnung allein genügt nicht. Vielmehr wird es - so zeichnet es sich ab - auch eine Ausweitung auf besondere Angebote geben müssen: "Es sind einige Bereiche (zum Beispiel Palliativpflege oder Geriatrische Leistungen) aufgezeigt worden, die ein Entwicklungspotenzial haben."
"Wachstumspotenziale"
festgestellt
Eine fundierte Analyse prognostiziere für die kommenden Jahre "insgesamt Wachstumspotenziale in den für Otterndorf relevanten Hauptdiagnosegruppen, die das derzeitige Leistungsspektrum der Klinik abbilden", heißt es in einer Verwaltungsvorlage.
Seitens der Politik wurde im Finanzausschuss unterstrichen, dass der Kreis am Krankenhaus als wichtigen Baustein im Gesundheitssektor des Cuxlandes festhalten wolle, aber es natürlich angesichts der hohen Zuschüsse Weichenstellungen für die Zukunft geben müsse. Diese - so Frank Berghorn (CDU) - habe Landrat Thorsten Krüger in einzelnen Bereichen bereits aufgezeigt. Dass die Probleme sich allein durch die Krankenhausreform, die nach dem positiven Votum des Bundesrates ab Januar 2025 bundesweit greift, in den Griff zu bekommen sind, bezweifelte er.
"90 Prozent der
Häuser sind defizitär"
Claus Johannßen (SPD) warnte vor den Folgen einer Hängepartie gerade in Krankenhäusern: "90 Prozent aller Häuser in Niedersachsen sind defizitär. Die Krankenhäuser müssen eine sehr schwierige Zeit überstehen." Dass der Landkreis gemeinsam mit der Samtgemeinde Land Hadeln als Gesellschafter handele, sei ebenso richtig wie wichtig: "Der Landkreis ist schließlich zuständig für die Gesundheitsversorgung in dieser Region."