
MS "Flipper" strandete erneut vor Neuwerk
Schreckmomente im Wattenmeer: Bei der Rückfahrt der MS "Flipper" von Neuwerk nach Cuxhaven geriet das Schiff auf eine Sandbank. 385 Passagiere waren an Bord. Sie blieben unverletzt, mussten aber die Nacht unfreiwillig auf Neuwerk verbringen.
Kurz nach der Abfahrt um 18.30 Uhr am Dienstag geriet das Schiff laut Reederei Eils auf eine Sandbank im Hafenbereich. Zu diesem Zeitpunkt habe Wind aus Richtung Nordwest mit einer Geschwindigkeit von 5 bis 6 Beaufort in Böen geherrscht. Aufgrund des schnell ablaufenden Wassers konnte das Schiff die Fahrt aus eigener Kraft nicht mehr fortsetzen.
Die Reederei teilte mit: Alle 385 Passagiere seien bei dem Vorfall nicht zu Schaden gekommen. Die neun-köpfige Besatzung habe sich sich um das Wohl gekümmert. Unterstützt worden seien sie dabei von freiwilligen Insulanern.
Mit tatkräftiger Unterstützung der Insulaner konnte auch noch in den Abendstunden eine Gangway gelegt werden. Alle Passagiere MS "Flipper" gingen von Bord und wurden zum nächtlichen Aufenthalt auf die Neuwerker Landgasthöfe verteilt.
"Wir haben alles gegeben", sagt Christian Griebel, Ortsvorsteher der zu Hamburg gehörenden Insel, Gastronom und Feuerwehrmann. Alle hätten mit angepackt. "Das war schon eine echte Herausforderung, für die Passagiere, aber auch für uns. " Die Beschäftigten der HPA (Hamburg Port Authority) hätten zum Beispiel geholfen, um die Gangway zu bauen, sodass alle Passagiere sicher von Bord gelangten. Alle Hände zu tun hatten die drei Feuerwehrleute der Insel und die beiden Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg, die auf Neuwerk ehrenamtlich Dienst leisten.
Eine echte Herausforderung für die Neuwerker
Zunächst sei überlegt worden, die Gäste noch nachts mit Treckern zurück übers Watt zum Festland zu bringen - aber aus Sicherheitsgründen habe man auf diese Variante verzichtet. "Das Risiko war uns dann doch zu groß."
Das bedeutete aber, die Gestrandeten unterbringen zu müssen. "Eine echte Herausforderung, denn Neuwerk ist zurzeit ausgebucht", beschreibt Christian Griebel die Situation: "Alle Scheunen, alle Lokale haben wir zur Verfügung gestellt, alles, was wir an Decken hatten, haben wir verteilt."
"Fühlte mich wie mitten in einem Blockbuster"
Als noch eine Person, der es nicht gut ging, mit dem Hubschrauber abgeholt worden sei, fühlte er sich in dieser gesamten Szenerie "wie mitten in einem Blockbuster", verrät der Ortsvorsteher. Am Morgen danach ist Christian Griebel zwar müde, aber stolz auf seine Neuwerker und die vielen Gäste, die ebenfalls tatkräftig mitgeholfen hätten: "Ich muss so etwas zwar nicht öfter haben. Aber mit Krisen können wir umgehen. Schließlich müssen wir als Insulaner immer wieder mit anderen Bedingungen leben."
Großes Lob der Reederei an die Insulaner
Monika Tants, Prokuristin der Reederei, ist voller Lobes über die Neuwerker: "Das war ein super tolles Zusammenspiel. Ich möchte einen Riesendank aussprechen. Die Insulaner haben nachts sofort die Unterkünfte bereitgestellt." An Bord seien auch 110 Kinder und Betreuer gewesen, sie wurden in einem Strohlager unterbracht.
Die Reederei setzte ihre "Wappen von Borkum ein", die die gestrandeten Passagiere am nächsten Morgen früh von Neuwerk abholte und sicher nach Cuxhaven brachte. Mit der Tide kam auch die "Flipper" morgens frei und fuhr nach Cuxhaven zurück.
Laut Reederei blieb die "Flipper" unbeschadet. Das habe auch eine Begutachtung am Mittwochmorgen durch den Germanischen Lloyd ergeben. Das Schiff dürfe weiterhin im Neuwerk-Verkehr eingesetzt werden, allerdings gönne man am Mittwoch der Besatzung nach den Strapazen einen Tag Erholung und setzte daher die "Wappen von Borkum" ein, die ebenfalls im flachen Wattenmeer fahren darf.
Zuletzt war die "Flipper" am 14. Juni 2023 vor Neuwerk im Schlick stecken geblieben. Auch seinerzeit ging alles glatt. Die 47 Meter lange "Flipper" hat einen Tiefgang von nur 1,2 Meter und ist dadurch für Fahrten durch das Wattenmeer geeignet.