Cuxhavener eröffnen Imbiss mit besonderem Anspruch: "Unterschied wird man schmecken"
Markus Grade und Frederik Packwitz haben im Sternerestaurant gelernt, in der Spitzengastronomie gearbeitet und sich mit ihrer Pommesbude in Duhnen etabliert. Jetzt bauen die beiden Cuxhavener in Nordholz an ihrem nächsten Projekt.
Wenn Markus Grade (42) und Frederik Packwitz (43) über Essen sprechen, verändern sich Tempo und Ton. Dann wird aus einem Umbautag schnell eine kleine Fachstunde: Garzeiten, Texturen, Abläufe - alles sitzt, alles hat einen Grund. Genau diese Mischung aus Routine und Leidenschaft prägt auch das Projekt, an dem die beiden Cuxhavener derzeit arbeiten. Im Feuerweg 1 in Nordholz entsteht ihr neuer Imbiss - Eröffnung voraussichtlich Ende Januar.
Noch ist die Adresse mehr Baustelle als Gastraum. Es wird gesägt, gefliest, verkabelt, geschleppt. Seit rund sieben Wochen sind Grade und Packwitz nach dem Saisonende in Duhnen täglich vor Ort. Wände wurden versetzt, Durchbrüche geschaffen und Anschlüsse vorbereitet. Auch beim Mobiliar setzen sie auf Eigenleistung: große Tresen- und Tischflächen aus Holz, die sie aus einem Baum herausgearbeitet und gehobelt haben.

Ein Standort, der sie nicht losließ
Der Standort ist bewusst gewählt. Grade hatte das Gebäude lange im Blick, startete schon vor Jahren Kontaktversuche, klopfte an, hinterließ Briefe. "Da war vorher ein Imbiss - und die Leute merken, wenn so etwas fehlt", weiß Packwitz. Als sich schließlich eine Möglichkeit ergab, stellten sie ihre Idee vor und blieben dran, bis der Mietvertrag stand. Dass Nordholz mit Bundeswehr-Nähe auch eine verlässliche Nachfrage verspricht, sehen sie als zusätzlichen Faktor.
Gemeinsame Anfänge und unterschiedliche Wege
Grade und Packwitz kennen sich seit der Schulzeit. Damals teilten sie Nebenjobs auf der Kartbahn und beim Fischpacken. Packwitz machte seine Ausbildung im Cuxhavener Badhotel Sternhagen, ging anschließend nach Köln und Münster, kochte im großen Brauhaus ebenso wie im gehobenen Gourmetbereich und wurde früh Küchenchef. Auch Grade sammelte Gastro-Erfahrung, war im Ausland und absolvierte später ebenfalls seine Ausbildung bei Sternhagen. Ein schwerer Autounfall war für ihn ein Einschnitt: sechs Wochen Koma, danach Reha, neu laufen lernen. Beruflich führte ihn das Leben später unter anderem als Führungskraft in den Backshop-Bereich einer großen Tankstellenkette - inklusive Konzeptarbeit für die DACH-Region.

Nach der "Fryzeit" folgt der zweite Schritt
Vor einigen Jahren kamen beide mit Familie und Kindern zurück nach Cuxhaven und entschieden sich, wieder gemeinsam zu starten. In Duhnen eröffneten sie zusammen mit einem weiteren Freund die "Fryzeit", eine Pommesbude, die sich schnell einen Namen machte. Das Prinzip - gute Lage, klare Idee, konsequente Umsetzung - übertragen sie nun nach Nordholz.
Der neue Betrieb soll "Das Frittierwerk" heißen. Und obwohl der Name nach Imbiss klingt, reden Grade und Packwitz über Handwerk wie in der Profiküche. Man merkt das nicht an großen Worten, sondern daran, wie konkret sie werden: Was lässt sich im Alltag stabil reproduzieren? Wo lohnt der Aufwand? Welche Schritte müssen sitzen, damit Tempo und Qualität zusammengehen?

Technik, die im Imbiss selten ist
Technisch setzen sie dabei auf Geräte, die in klassischen Imbissen selten sind - unter anderem auf eine Hochdruckfritteuse, die sie aus den USA bestellt haben. Packwitz erklärt das Verfahren: niedrige Temperatur, hoher Druck. Der Effekt: sehr kurze Garzeiten bei saftigem Ergebnis und knuspriger Oberfläche. Ein halbes Hähnchen am Knochen, sagt er, sei so in etwa zwölf Minuten möglich.
Inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf frischem Hähnchen, selbst hergestellten Nuggets und Stripes sowie Backfisch. Dazu kommen Pommes mit Toppings - ein Konzept, mit dem sie in Duhnen gute Erfahrungen gemacht haben - und eine größere Auswahl an Soßen. Anders als dort, wo sie teils an Convenience gebunden sind, wollen sie sich in Nordholz mehr Freiraum schaffen: Wenn frisches Hähnchen ohnehin im Haus ist, können Zuschnitte und Panaden selbst entstehen, Gewürzmischungen eigene werden. Auch Klassiker bleiben, allerdings in ihrer Handschrift: Kartoffelsalat nicht aus dem Eimer, Currysauce nicht "auf schnell", sondern über 48 Stunden gekocht, bis Konsistenz und Geschmack stimmen.

"Imbisstaurant" als Antwort auf teure Restaurantbesuche
Packwitz nennt das Projekt ein "Imbisstaurant" - einen Betrieb, der preislich im Imbissrahmen bleiben soll, aber in Qualität und Sorgfalt näher an das heranrückt, was sie gelernt haben. "Wenn du den Stern haben willst, musst du früher aufstehen und länger bleiben", sagt Grade. "Diese Haltung bleibt." Gleichzeitig ordnen sie ihr Konzept in eine Entwicklung ein, die viele Gäste spüren: Essen gehen ist teurer geworden. Grade und Packwitz wollen eine Alternative bieten, die alltagstauglich ist - ohne beim Produkt Abkürzungen zu nehmen. "Den Unterschied wird man schmecken", sind sie überzeugt.
Duhnen bleibt - Nordholz kommt dazu
Parallel soll die "Fryzeit" in Duhnen ab Saisonstart weiterlaufen. Dass das nur mit Rückhalt in der Familie geht, wissen beide ganz genau. In der Saison seien lange Tage normal, teils 16 Stunden. Jetzt, im Winter, wird die Kraft in Nordholz gebündelt: Baustelle fertig, Abläufe testen, Speisekarte schärfen.
Ende Januar soll "Das Frittierwerk" öffnen. Für Markus Grade und Frederik Packwitz ist es der nächste gemeinsame Schritt - und die konsequente Fortsetzung dessen, was sie über Jahre gelernt, ausprobiert und verfeinert haben.