
Inklusion in kleinen Schritten: Wie die Grundschule in Osten Kinder stark machen will
In der Grundschule Osten kennt jeder jeden - und genau das macht Inklusion hier besonders lebendig. Rektorin Anke Wegner und ihr Team setzen sich mit viel Herz für die Bedürfnisse ihrer 80 Schulkinder ein - trotz aller Hürden.
Seit über 26 Jahren arbeitet Anke Wegner als Lehrerin. Viele Jahre war sie an der Grundschule in Basbeck tätig, wo rund 240 Kinder unterrichtet werden. An der Grundschule in Osten sieht es etwas anders aus. Dort gehen derzeit 80 Kinder zur Schule und mit ihr als Rektorin arbeitet dort ein engagiertes Team aus Lehrkräften, Schulbegleitungen, Hausmeister und Sekretärin, Eltern, Ehrenamtlichen und zahlreichen anderen. "Wir sind hier eine große Familie", beschreibt Anke Wegner das Gefühl. "Wir können hier miteinander lachen, weinen, diskutieren und doch haben wir immer wieder ein und dasselbe Ziel, die Arbeit mit den uns anvertrauten Kindern."
An drei Tagen der Woche gibt es an der Grundschule in Osten ein offenes Ganztagsangebot, bei dem die Kinder bis 16 Uhr in der Schule bleiben. Häufig würde sie die Kinder in der Nachmittagsbetreuung ganz anders erleben, wenn der Leistungsdruck abfällt. Besonders deutlich würde dies vor allem bei Kindern werden, die mit einer Beeinträchtigung an der Schule sind.
Auf dem Weg-Viele Schritte zur Inklusion
Mit dem Recht auf Teilhabe wurden die Förderschulen Lernen weitestgehend abgeschafft, und die Kinder sollen die Chance erhalten, an Regelschulen zu lernen. Auf dem Weg zur Inklusion gebe es dabei aber viele Schritte zu beachten, erläutert Anke Wegner. Eine Förderschullehrerin mit dem Schwerpunkt Lernen unterstützt das Kollegium mit acht Stunden in der Woche. Diese würde dann auch mit den Kindern in kleineren Gruppen arbeiten. "Leider fehlen uns dafür häufig die Räumlichkeiten. Eigentlich bräuchte es dafür einen Differenzierungsraum oder einen Ruheraum, in dem Kinder mit beispielsweise ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) sich eine Auszeit nehmen können." Dies wäre auch für die Kinder zum Beispiel mit Hörbeeinträchtigungen wichtig, führt sie weiter aus.
Alle Klassenräume sind mittlerweile mit Akustiksegeln ausgestattet, welche unter der hohen Decke angebracht wurden. Dadurch soll die Geräuschkulisse in den Klassenräumen verringert werden. Da diese Segel alleine nicht ausreichten, um Kindern mit Hörbeeinträchtigung den Schulalltag möglich zu machen, wurden weitere schallisolierende Maßnahmen ergriffen, die dann auch überprüft werden sollen. "Damit das Ergebnis nicht verfälscht wird, muss so eine Überprüfung auch noch einmal geschehen, wenn sich wirklich Schülerinnen und Schüler im Klassenraum befinden, da die Geräuschkulisse dann eine ganz andere ist", erklärt Anke Wegner.
"Wir müssen uns fragen: Habe ich realistische Ziele?" - Inklusion als gemeinsamer Weg
Für eine gelingende Inklusion sei vor allem auch die Zusammenarbeit aller am Kind arbeitenden Personen sehr wichtig, führt sie weiter aus. Dazu würden die Eltern, die Therapeuten, die Schulbegleitungen und auch die Samtgemeinde gehören, um das Bestmögliche für ein Kind zu erreichen. "Wir als Lehrer sollten uns im Rahmen der Inklusion die Frage stellen: Habe ich realistische Ziele, um dem Kind gerecht zu werden? Welche Bedingungen müssen für dieses Kind geschaffen werden, um optimal mit ihm arbeiten zu können?" Manchmal müsse man "kleine Brötchen backen"- ein paar Schritte zurückgehen, um kleinere, aber für jeden machbare Ziele zu erreichen. So kann man dem Kind zeigen, dass es vieles schaffen kann, wenn es an sich selbst glaubt. Wichtig sei dabei immer, die Stärken eines Kindes herauszufiltern.
Mit Blick fürs Wesentliche: Wie die Integrations-Sportgruppe ihren Blick auf Inklusion prägte
Ihre Arbeit in einer Integrations-Sportgruppe, die sie seit 20 Jahren leitet, habe sie die Welt mit anderen Augen sehen lassen. "Die Menschen haben mir gezeigt, dass wir uns jeden Tag fragen sollten, was heute schön und wichtig war. Die kleinen Dinge bewusster wahrnehmen."
Manchmal würde sie sich aber wünschen, dass die Wege kürzer wären und man Hürden schneller aus dem Weg räumen könnte. "Wir müssen manchmal recht lange, teilweise ein Jahr, auf eine Schulbegleitung warten."
Bei einer ADHS-Erkrankung falle ihr häufig auf, dass Menschen diese häufig nicht richtig "fassen" könnten.
"Bei Kindern mit einer Hörbeeinträchtigung hilft ein Hörgerät, da ist es offensichtlich. Aber auch Kinder mit ADHS brauchen Strukturen, die ihnen helfen. Auch das ist Inklusion."