In den Metallobjekten des Mobiles „Here when you‘re not, not here when you are“ spiegeln sich die Gemälde der Bildserie „why hasn‘t everything disappeared yet? 1-14“ im Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Museums gegenstandsfreier Kunst. Fotos: Rohde
In den Metallobjekten des Mobiles „Here when you‘re not, not here when you are“ spiegeln sich die Gemälde der Bildserie „why hasn‘t everything disappeared yet? 1-14“ im Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Museums gegenstandsfreier Kunst. Fotos: Rohde
Museum gegenstandsfreier Kunst

Neue Ausstellung in Otterndorf: Sabrina Podemski erschafft ein Gesamtkunstwerk

von Ulrich Rohde | 12.11.2024

Die Düsseldorfer Künstlerin Sabrina Podemski ist mit ihrer Ausstellung "repeat, not return" im Museum gegenstandsfreier Kunst des Landkreises Cuxhaven in Otterndorf vertreten.

Sanft drehen sich die Metallobjekte des Mobiles im Ausstellungsraum und spiegeln auf ihren Oberflächen die Umgebung. Sie korrespondieren und interagieren mit den großen Wandbildern, erzeugen immer wieder neue Konstellationen. Die zum Teil verzerrte Wechselwirkung zwischen Bild und Objekt ist eines der zentralen Themen der Künstlerin Sabrina Podemski.

Die 34-Jährige aus Düsseldorf stellt ihre Werke derzeit im Museum gegenstandsfreier Kunst des Landkreises Cuxhaven in Otterndorf aus. Ihre künstlerische Arbeit entzieht sich landläufigen Zuschreibungen. Sie nutzt Malerei wie Skulptur, aber auch Darstellungsformen wie die Installation, sie bezieht analoge wie digitale, gemalte wie fotografierte Elemente in ihre Arbeiten mit ein. Die Frage, was ein Bild ist, beziehungsweise was es ausmacht, beschäftigt Sabrina Podemski. Der Einfluss des Bildes auf die Umgebung, die ständige Veränderung der Perspektive ist für sie ebenso von Interesse wie das Umcodieren von industriell angefertigten Objekten in Skulpturen und deren Einordnung in den Zusammenhang einer Installation.

Erste institutionelle Einzelausstellung

In ihrer Otterndorfer Ausstellung, ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung, schafft Sabrina Podemski Bildräume, in denen sich die Grenze zwischen Werk und Ausstellungsraum auflöst, ein Gesamtkunstwerk, in dem Material, Raum und Bild in ständiger Wechselwirkung agieren. Die Künstlerin spielt auch auf die ehemalige Nutzung des Gebäudes als Sparkasse mit Büroarbeitsplätzen an. Sie erzeugt hier eine ortsspezifische Installation, indem sie das Erdgeschoss und das Obergeschoss des Museums in eine künstlerische Einheit verwandelt.

Die Ausstellung, die den Titel "repeat, not return" trägt, wurde kürzlich durch den Bundestagsabgeordneten Daniel Schneider eröffnet. Er sagte: "Wir brauchen eine starke künstlerische Avantgarde mit einer Idee des Fortschritts, besonders in Zeiten wie diesen, in denen die freiheitliche Demokratie unter Druck steht." Schneider plädierte für den Erhalt und die Schaffung gesellschaftlicher Freiheitsräume als Experimentierfelder.

Auseinandersetzung mit der visuellen Reizüberflutung

Sabrina Podemski lädt dazu ein, darüber nachzudenken, wie wir heutzutage Bilder konsumieren und wahrnehmen. Die Wandbilder im Erdgeschoss, mit Öl- und Acrylfarben auf Leinwand gemalt, wirken wie Fotocollagen, Fragmente, die sich überlagernde digitale Bildebenen wie etwa Screenshots hinterfragen. Die verspiegelten Oberflächen der Elemente des Mobiles verstärken gewissermaßen die Auseinandersetzung mit der visuellen Reizüberflutung. Sabrina Podemski lässt sich von der digitalen Welt inspirieren, übersetzt deren Flüchtigkeit in ihre analogen Werke.

Besonders im Obergeschoss wird deutlich, wie stark sich Sabrina Podemski mit der Geschichte des Gebäudes, aber auch mit der Sammlung des Museums auseinandergesetzt hat. Sie inszeniert eine "Bürosituation" mit klassischem Mobiliar. Dazu positioniert sie Kleinskulpturen aus der Sammlung des Museums, die mit Podemskis eigenen Stahlplastiken, überhöhte Bauteile aus der Autotuning-Szene als Kommentar zum ökologisch-technologischen Wandel, in den Dialog treten. Selbst antike Münzen aus dem Museum Burg Bederkesa bezieht Sabrina Podemski in ihre vielschichtige Ausstellungslandschaft mit ein. An manchen Stellen wirkt das Konzept zur Ausstellung in seiner Komplexität etwas überfrachtet, fordert es den Betrachtern vielleicht ein wenig zu viel ab.

Werk von intensiver Ästhetik

Trotzdem macht es Spaß, sich auf die ständigen Perspektivenwechsel, die die Ausstellungsflächen im Obergeschoss anbieten, einzulassen. Zudem ist Sabrina Podemski gerade im Ausstellungsraum im Erdgeschoss jenseits aller intellektuellen Auseinandersetzung ein Werk von intensiver Ästhetik gelungen, das auch ohne jegliche Interpretation als sinnlicher Kunstgenuss erfahren werden kann.

Die Ausstellung "repeat, not return" von Sabrina Podemski ist im Museum gegenstandsfreier Kunst in Otterndorf noch bis zum Sonntag, 26. Januar 2025, zu sehen. Zur Finissage steht ab 16 Uhr auch die Künstlerin wieder für Gespräche bereit. Am Mittwoch, 13. November wird ab 18 Uhr eine öffentliche Führung im Museum angeboten.

Künstlerin Sabrina Podemski mit dem Bundestagsabgeordneten Daniel Schneider (l.), der die Ausstellung eröffnete, und Museumsleiter Wilko Austermann.

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Ulrich Rohde

Redaktionsleiter
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