Das Ensemble Interchange begeistert in der St.-Severi-Kirche in Otterndorf
Zwischen Weihnachten und Silvester erfüllte das Ensemble Interchange mit "The Melting Voice" die St.-Severi-Kirche in Otterndorf mit barocker Musik. Stimmen und Instrumente verbanden sich zu einem harmonischen Klangteppich aus Andacht und Freude.
London im Jahr 1711: Die Metropole entwickelt sich nach der Pest und dem "Großen Brand" zur Weltstadt. Sie wächst unaufhörlich. Es gibt eine lebendige Musikszene - und mitten drin Georg Friedrich Händel, der seine ersten Erfolge feiert. Instrumente sollen seufzen und klagen wie die menschliche Stimme. Die menschliche Stimme soll so geschmeidig sein wie ein Instrument.
In diese Welt entführte das Ensemble Interchange mit ihrem "The Melting Voice" Sternstunden-Konzert in der St. Severi-Kirche in Otterndorf. Ein Abend zwischen Tanzboden und Andacht, wie Friederike Vollert (Blockflöte und Gesang) zusammenfasste, als sie die Gäste begrüßte. Unter dem Kerzenschein erklangen Werke von Purcell, Praetorius, Händel, Palestrina und Dowland.

Ensemble Interchange - Preisträger internationaler Wettbewerbe
Die Musik des Ensemble Interchange orientierte sich an der barocken Tradition, in der Instrumente die menschliche Stimme nachahmen. Melodien wechselten zwischen Gesang und Instrumentalbegleitung, während Einflüsse aus England und Italien deutlich wurden. Italienische Opernstile hatten englische Komponisten inspiriert, und Melodien wanderten zwischen beiden Ländern, teilweise auch in die Volksmusik. Stimmen und Instrumente verbanden sich dabei zu einem Klangteppich, der sowohl andächtige Momente als auch lebhafte Passagen bot.
"Händel war auch ein kluger Geschäftsmann", verdeutlichte Matija Chlupacek (Blockflöte und Gesang). "Seine Arien waren beliebt beim Volk, und so komponierte er auch Stücke, die zu Hause nachgespielt werden konnten."
Das Ensemble "The Melting Voice" - Matija Chlupacek, Friederike Vollert, Sara Roque Coroado (Barockcello), Felix Ritter (Lauteninstrumente) und Tung-Han Hu (Cembalo und Truhenorgel) - überzeugte durch technische Präzision, klare Artikulation und musikalische Präsenz. Alle Mitglieder sind Preisträger internationaler Wettbewerbe, darunter Musica Antiqua Brügge, der Internationale Händel Wettbewerb Göttingen und der Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb Leipzig.

Die St.Severi-Kirche - vom Hochmittelalter zum Barock
Die St. Severi-Kirche, der sogenannte Bauerndom, bot dem Konzert einen passenden Rahmen. Ihre ältesten Mauern stammen vermutlich aus der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts. Nach der Reformation genoss die Kirchengemeinde Privilegien, und von 1620 bis 1885 war die Kirche Sitz des Konsistoriums für das Land Hadeln. Die Superintendentur für das Hochland residierte in Otterndorf bis 1976.
Der Verein zum Erhalt der Gloger-Orgel Otterndorf, gegründet 2013, hatte die kunsthistorisch wertvolle Barockorgel von Dietrich Christoph Gloger (1742) restaurieren lassen. Mit 1,8 Millionen Euro Spendengeldern und ehrenamtlichem Engagement konnte die Restaurierung durch die Werkstatt Hendrik Ahrend aus Leer, umgesetzt werden. Nach der feierlichen Einweihung 2024 erfreut sich die Orgel großer regionaler und internationaler Aufmerksamkeit.
Das Konzert wurde durch die Konzertförderung Deutscher Musikwettbewerb des Deutschen Musikrates und die GVL unterstützt.